1218 - Der Haluter Sokrates
die unter den Einfluß von Vitalenergie geraten sind", fuhr er fort. Sein Temperamentsausbruch hatte ihn überanstrengt. Erschöpft sank er in sich zusammen. „Keiner von ihnen hat so ausgesehen wie meine Ff au und die Kinder. So eine Erscheinung ist mir überhaupt noch nicht begegnet, und das wäre sie ganz sicher, wenn sie etwas mit Vitalenergie zu tun hätte." Er hat eine geradezu panische Angst vor Vitalenergie, sagte der Extrasinn. Sie könnte den Prozeß der Grauwerdung umkehren. Wenn das geschieht, ist unser Freund beim Grauen Lord erledigt.
Atlan muhte sich einige Minuten lang mit den verschiedenen Geräten ab, die im Raum herumstanden, obwohl er nicht die Absicht hatte, sie einzusetzen. Dann ging er zu der Frau und legte ihr die Hände auf die Arme.
Lofker fuhr erschrocken hoch. „Wie kannst du es wagen, meine Frau zu berühren?" schrie er.
„Willst du, daß ich sie und die Kinder rette?"
„Laß sie los."
„Ich denke nicht daran."
„Dafür werde ich dich töten. Eine derartige Beleidigung kann ich nicht hinnehmen."
„Sei kein Narr, Lofker. Was stört dich daran? Ich habe nicht vor, dir deine Frau wegzunehmen. Gerade für dich als Gen-Forscher sollte unmißverständlich sein, daß es mir nur darum geht, deine Familie zu retten."
Er blickte den Arkoniden verdutzt an. „Was willst du damit sagen?"
„Du verstehst mich recht gut, Lofker", erwiderte Atlan. „Die Eifersucht, die du zeigst, ist eine Instinktreaktion. Du hast nicht wirklich Angst um deine Frau, sondern um dein Erbgut.
Du willst, daß es sich in deinen Kindern fortpflanzt. Und jetzt fürchtest du, es könne durch mich im negativen Sinne beeinflußt werden. Ist es nicht so?"
„Überwinde deine unsinnigen Gedanken und Gefühle", riet ihm Jen Salik. „Du glaubst doch nicht im Ernst, daß deine Frau mehr Interesse für Atlan zeigen könnte, als schicklich ist."
Lofker ließ sich wieder in die Polster sinken. Er strich sich mit vier Händen über das Auge.
„Ja, ihr habt recht", lenkte er ein. „Ihr entstammt einem anderen Volk als ich. Ihr habt andere Sitten und Gebräuche. Bei uns jedenfalls ist es beleidigend, die Frau eines anderen zu berühren."
„Bei uns nicht."
„Außerdem müssen wir das Problem lösen", fügte Atlan hinzu. Er griff erneut nach den Armen der Frau, und er glaubte, einen Energiestrom wahrnehmen zu können, der von seinem TIRUN zu der Tizidin floß.
Als Jen Salik hinzukam und die Frau ebenfalls berührte, wurde der vorher kaum sichtbare Energiestrom deutlich erkennbar. Gleichzeitig verringerte sich die Transparenz der Frau und der beiden Kinder. Atlan und der Terraner zogen die Hände zurück. Ihnen genügte vorläufig, daß sie überhaupt eine Veränderung erreicht hatten. Da die Frau und die Kinder augenscheinlich nicht litten, wollten sie sie nicht allzu schnell aus ihrer Lage befreien.
„Ich denke, wir können das Problem in einigen Tagen lösen", sagte Jen Salik. Er ging langsam auf und ab, wobei er eine Hand an das Kinn legte und so tat, als denke er angestrengt nach.
„Wirklich?" fragte Lofker. Er richtete sich erfreut auf, griff nach seinem Gestell und legte es sich wieder an. Er rollte damit zu seiner Frau hinüber und berührte sie ebenfalls.
„Ja, ich bin ziemlich sicher", erwiderte der Terraner. „Es wird ein hartes Stück Arbeit, aber wir werden es schaffen."
„Der Graue Lord wird es euch danken", behauptete er. „Ihr werdet sein Vertrauen gewinnen."
Die beiden Ritter waren davon überzeugt, daß sich die Familie des Tiziden nicht in akuter Gefahr befand, und daß sie Zeit hatten, sie aus ihrem Zustand zu befreien. Doch schon bald wurden sie eines anderen belehrt.
Sie arbeiteten etwa eine Stunde lang an verschiedenen Meßinstrumenten, um mit ihrer Hilfe die Energie zu identifizieren, mit der die tizidische Frau und die beiden Kinder gefesselt wurden, ohne zu einem greifbaren Ergebnis zu kommen. Dann erschien Lofker mit einem anderen Tiziden, einem etwa dreieinhalb Meter großen Mann, dessen Körper mit zahllosen wurmähnlichen Auswüchsen bedeckt war, und der blitzende Instrumente in seinen Händen hielt.
„Das ist Kollopher", stellte Lofker ihn vor. „Er ist Arzt. Bisher hielt ich es nicht für nötig, ihn hinzuzuziehen, doch jetzt glaube ich, daß es besser ist, ihn zu informieren."
„Auf jeden Fall", sagte Kollopher. „Du hättest mich schon längst rufen müssen."
Er ließ sich vor der Frau und den Kindern auf den Boden sinken und untersuchte die Augen der drei zur
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