122 - Dr. Satanas - Totensauger von N.
wahr. Aber
die fürchtete er nicht. Wenn nicht besondere Umstände Vorlagen, mußte man vor
den Toten keine Furcht haben. Nur Untote und Vampire machten hier eine
Ausnahme.
Er strengte sich sehr an, und schon nach
wenigen Minuten glaubte er, sich ein wenig freier bewegen und die Hände von
seinem Rücken etwas abspreizen zu können.
X-RAY-3 war es gewohnt, nicht gleich
aufzugeben. Steter Tropfen höhlt den Stein ... Die Wahrscheinlichkeit, daß
Satanas erst sehr spät wieder zurückkam. war groß. Diese Überlegung und der
Gedanke daran, daß in diesem Augenblick irgendwo in der Stadt jemand um sein
Leben fürchten mußte, spornten ihn zu weiteren Anstrengungen an.
Larry riß und zerrte, stemmte sich gegen die
Wand, spannte seine Beinmuskeln an und tat so, als ob er seine Beine
ausstrecken könnte. Er übte Druck aus, so gut es ging.
Plötzlich zuckte er zusammen. Ein scharfkantiger
Stein piekte ihn in den Rücken. Im gleichen Augenblick fühlte er einen zweiten
stechenden Schmerz. In seinem rechten großen Fußzeh!
Larry zuckte zusammen. Die Injektionsnadel,
schoß es glühendheiß durch sein Gehirn.
Hinter ihm die rauhe Wand - vor ihm die
achtlos weggeworfene Spritze!
Da sollte noch einer sagen, er hätte kein
Glück. Das hatte man in jeder Situation. Man mußte es nur beim Schopf packen.
X-RAY-3 rutschte einige
Zentimeter weiter nach rechts. Erst die Hände, hämmerte es in seinem
Schädel. Dann konnte er auch etwas mit der Nadel und dem gläsernen Zylinder
anfangen.
Er rieb wie eine Maschine, rhythmisch und
kraftvoll, seine Fesseln an der scharfen, steinernen Kante. Manchmal rutschte
er ab. Dann schnitt er sich ins Fleisch. Warm rann das Blut aus der Wunde, und
sie brannte wie Feuer. Doch darauf nahm er jetzt keine Rücksicht. Hier ging es
um mehr, als um eine verletzte. schmerzende Hand. Es ging um Menschenleben. Um
das unschuldiger Frauen.
Das Gefühl, daß jetzt, in diesem Augenblick
bereits Entscheidendes vorging, ließ ihn nicht los und trieb ihn an, alle seine
Kräfte zu mobilisieren und nicht aufzugeben, auch wenn es nur langsam
voranging.
Es mußte eine Möglichkeit geben, Satanas von
seinem furchtbaren Vorhaben abzubringen...
Die junge Frau lief den Weg, der mitten durch
das Wäldchen führte.
Die Luft war feucht, frisch und würzig. Karin
Bogner atmete sie tief ein. Das tat gut. nach der trockenen und verbrauchten
Luft im Stadtbüro, in dem sie heute zwölf Stunden verbrachte.
Sie waren selbständig. Ihr Mann unterhielt
ein eigenes kleines Konstruktionsbüro, in dem Karin die schriftlichen Arbeiten
erledigte. In einem Extraraum fertigte ihr Mann seine Entwürfe. Die beiden
jungen Leute waren
erst im Aufbau begriffen und konnten sich
wohl keine Angestellten leisten.
Heinz Bogner mußte aus diesem Grund außer
seiner Arbeit im Konstruktionsbüro auch noch Kundenbesuche machen, die ihn oft
Tage kosteten. In dieser Zeit war er dann nicht zu Hause.
Karin Bogner lief nicht besonders schnell.
Für sie war das Ganze ein Spaziergang. Sie hatte Zeit und dachte an Petra. Mit
den Schmittners waren sie nicht besonders eng befreundet, doch man kannte sich
gut und besuchte sich hin und wieder. Diese Besuche waren besonders in der
letzten Zeit, seitdem sie selbständig waren, etwas eingeschlafen. Wenn man in
aller Frühe morgens aus dem Bett mußte und oft erst nach Mitternacht in die
Federn kam, dann blieb einem nicht mehr viel Zeit, gesellschaftlichen Umgang zu
pflegen.
Besonders Karin litt unter diesen
Veränderungen, doch sie beugte sich der Notwendigkeit. Schließlich sollte das
kein Dauerzustand sein. Das war ein Trost.
Nach dem schrecklichen Unfall, der Petras
Familie heimgesucht hatte, waren sie gerade einmal dazu gekommen, die junge
Witwe kurz zu besuchen. Petra wußte um ihre knapp bemessene Zeit, doch Karin
Bogner kam sich schäbig vor, gerade jetzt in dieser Zeit unmittelbar nach dem
einschneidenden Ereignis so wenig für einen anderen Menschen da sein zu können.
Petra würde froh sein um jede Abwechslung, um
jeden Besuch, jede Einladung. Es war gut, daß sie heute abend kurzentschlossen angerufen
und die Einladung ausgesprochen hatte. So war ihnen beiden geholfen. Auch sie
fühlte sich allein in dem großen Haus.
Der beige, weichfließende Mantel aus einem Popeline ähnlichen Material schmeichelte ihrem Körper. Passend
in der Farbe dazu hatte sie ein Kopftuch aus einem seidig schimmernden Material
umgelegt, das sie zu einer prächtigen Schleife gebunden hatte.
Die Schritte
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