1221 - Geschäft mit der Angst
größer war als ein Mensch, viel größer und dass ihm eine furchterregende Gestalt entgegenblickte. Sie war schwarz. Sie war bleich, sie war auch hell. Sie war eigentlich alles in einem.
Etwas löste sich aus ihrem Körper und fuhr nach unten. Nur für einen winzigen Moment sah Bill den Lichtspeer von oben nach unten zuckten, dann hatte er das Ziel getroffen und rann darüber weg wie ein mit Lichtern gesprenkeltes Rinnsal.
Bill lief, nur nicht mehr so schnell. Er konnte nicht mehr. Er ahnte zudem, dass auch bei ihm die Luft raus war. Jeder Schritt wurde zu einer Qual, und seine Beine schienen doppelt so schwer zu sein.
Als er stehen blieb, um nach Luft zu schnappen, hatte auch die unheimliche Gestalt genug. Durch die erlebte Anstrengung war der Blick des Reporters getrübt. Trotzdem schaute er zu, wie sich die mächtige Gestalt in die Luft hob. Sie besaß eine entfernte Ähnlichkeit mit einem Engel, auch wenn sie nicht so aussah, wie die meisten Menschen sich diese Mittler vorstellten.
Ein Donner erwischte die Ohren des Reporters wie ein Paukenschlag. Zugleich umzuckten Blitze den Ort, an dem der Pfleger überfallen worden war.
Es wurde von Bill als einen letzten Gruß, verbunden mit einer Warnung wahrgenommen, dann war die Gestalt hoch genug geschwebt, um seinen Blicken zu entfliehen.
Der Reporter blieb einsam und allein auf dem Weg zurück. Er fühlte sich ausgelaugt, gedemütigt und einfach restlos fertig mit der normalen Welt. Seine Arme hingen schlaff am Körper herab, und immer noch saugte er pumpend den Atem ein.
Das Wesen hatte sich längst zurückgezogen. Es war in der Dunkelheit abgetaucht. Gekommen wie ein Blitz aus der Hölle und ebenso schnell wieder verschwunden. Der Reporter hatte etwas Ähnliches noch nie in seinem Leben gesehen. Wenn man ihn gefragt hätte, er hätte es nicht mal beschreiben können, aber er wusste, wie gefährlich es war und dass er Glück gehabt hatte, nicht von ihm angegriffen worden zu sein. Eine gewisse Antwort würde ihm sein Informant geben können, immer vorausgesetzt, dass er noch lebte. Und daran konnte Bill nicht so recht glauben, denn Quinlain rührte sich nicht.
Bill kam allmählich wieder zu Atem. Er fühlte sich auch körperlich besser und war nicht mehr so zittrig. Der Lauf hatte ihn verdammt angestrengt, sodass ihm seine nächsten Schritte fast vorkamen wie eine Spielerei.
Der menschliche Körper und das Fahrrad lagen mitten auf der Straße. Beides sah aus wie weggeworfen. Beim Näherkommen nahm der Reporter einen Geruch wahr, der ihm gar nicht gefiel.
Es roch verbrannt. Nur wusste er nicht, ob Kleidung verbrannt war oder Haut beziehungsweise auch das Fleisch eines Menschen.
Ted Quinlain lag auf dem Rücken. Beide Arme hatte er in die Höhe gestreckt. Seine Finger waren gekrümmt, sodass die Hände halbe Fäuste bildeten. Auf dem Gesicht lag ein Ausdruck, als hätte sich der letzte Schmerz in seinem Leben dort regelrecht eingefressen.
Das Licht reichte aus, um Bill erkennen zu lassen, dass der Mann nicht mehr lebte. Er hatte für seinen Mut und seine Offenheit bezahlt und war innerhalb kürzester Zeit von diesem Monstrum einfach getötet worden. Bill spürte, wie eine irrsinnige Wut in ihm hochstieg, die schon zu einer Flamme des Hasses wurde. Er machte sich Vorwürfe, Ted ohne Schutz fahren gelassen zu haben, aber auf der anderen Seite hatte er mit dieser Aktion nicht rechnen können.
Von den blicklosen Augen, die trotz allem einen gewissen Glanz besaßen, glitt sein Blick am Gesicht herab über den Hals hinweg und dann den Körper hinab, und er sah dabei genau, was das Wesen diesem Menschen angetan hatte.
Ted Quinlain war verbrannt.
Auf eine bestimmte Art und Weise. Das Feuer, der Blitz oder was immer dafür gesorgt hatte, war so an seinem Körper herab nach unten gefahren, dass er ihn praktisch in zwei Hälften geteilt hatte.
Nicht völlig durchgeteilt, aber es klaffte schon ein schmaler Spalt, und Bill wurde wieder an den verdammten Blitz erinnert, der die Dunkelheit nur für so kurze Zeit gespalten hatte. Er war sogar mit einem Donner verbunden gewesen. Genau dieser Blitz musste den Mann umgebracht haben, denn eine andere Waffe hatte der Reporter nicht gesehen.
Ihn fröstelte, als er näher darüber nachdachte. Wer tötete so?
Wer war in der Lage, auf diese Art und Weise einen Menschen umzubringen? Kein Mensch. Kein normaler Mensch, und als solchen hatte Quinlain auch diesen seltsamen Meister bezeichnet, der nicht einmal einen vernünftigen
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