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1223 - Ordobans Erbe

Titel: 1223 - Ordobans Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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er, besaß ihre eigene Tragik. Schon als der Loolandre erschaffen wurde, existierte der Saddreykaren-Kommandant nicht mehr als Wesen aus Fleisch und Blut, sondern nur noch als Bewußtsein. In seinem Bestreben, eine umfassende Kontrolle über die Endlose Armada zu erlangen, hatte er mehr und mehr Teile dieses Bewußtseins aufgesplittert, ja regelrecht veräußert. Fast 70 Prozent seiner Mentalsubstanz verwendete er, um organische Materie zu erschaffen - Materie, die heute in Form verkrusteter Wucherungen abgestorben durch das Nichts trieb und für immer verloren war. Die restlichen 30 Prozent gingen zum kleineren Teil in den Armadaflammen und dem Armadapropheten auf - beide Reservoire waren inzwischen mit Nachor verschmolzen und verliehen ihm seine charakteristische Ausstrahlung. Der weitaus überwiegende Teil dieses Restes aber wurde in Form von Mentaldepots überall im Bereich der Wachflotte verstreut: Milliarden winziger Mengen sogenannter Ordoban-Materie überwachten seitdem V9n ebenso vielen Punkten aus die einzelnen Völker.
    Psionische Kanäle zwischen den Depots ermöglichten eine umfassende Kontrolle.
    Mit dieser Zersplitterung ging Ordoban jenes unkalkulierbare Risiko ein, das sein überall verteiltes Bewußtsein schließlich zum Erlöschen brachte. Sein Ende kam, als die Armada ins Innere des Frostrubins stürzte, um die Galaktische Flotte zu verfolgen. Die Mentaldepots blieben zwar bestehen, die schwachen Verbindungen zwischen ihnen aber rissen unter dem Eindruck des Schocks. Der Kontakt zwischen den einzelnen Elementen erlosch.
    War Ordoban seitdem tatsächlich tot - weil er aufgehört hatte, zu denken?
    Oder mußte man den vielen Milliarden winziger Bewußtseinsteile das Prädikat lebend zubilligen?
    Nachor hielt dies für eine Betrachtung von nur noch philosophischem Wert. Ordoban selbst hatte ihn erschaffen, damit er eines Tages seine Nachfolge als Kommandant der Endlosen Armada übernehme. Er mußte sich dieser Aufgabe stellen und alles tun, um sie würdig zu erfüllen. Die ersten Schritte hatte er bereits hinter sich gebracht. Ein weiterer lag unmittelbar vor ihm.
    Es ging um die Mentaldepots. Nachdem die Hundertsonnenwelt als drittes Chronofossil aktiviert war, hatte Vishna sich ihm zugewandt und ihm eröffnet, daß eine wichtige Aufgabe auf ihn warte. Der auf zwei Wochen angesetzte Flug zur Eastside der Galaxis bot Gelegenheit, sie zu erfüllen. An Bord der SYZZEL waren die Kosmokratin und er aufgebrochen, ohne daß er mehr als oberflächlich wußte, was im Zusammenhang mit den vereinsamten Bewußtseinssplittern eigentlich unternommen werden sollte. Er vertraute darauf, daß er es rechtzeitig erfahren würde.
    Vishna hatte beschlossen, die Überlichtetappen ohne Einsatz der absoluten Bewegung hinter sich zu bringen. Deshalb verankerte sie die SYZZEL an der CLOWREXE, Fcloons Floß. Auf diese Weise stellte sie sicher, daß sich das Koordinaten-Bezugssystem innerhalb des Gesamtverbandes während der Überlichtetappen für sie nicht verschob.
    Jeder Handgriff und jede Bewegung der Kosmokratin verrieten, daß sie genau wußte, warum sie etwas tat. Sie agierte zielstrebig, als könnte sie ohne Mühe die weitere Entwicklung abschätzen. Dafür war es allerdings mit ihrer Mitteilsamkeit nicht weit her. Sie sprach nicht viel, und wenn, erging sie sich in Andeutungen oder in wenig konkreten Philosophien.
    „Was wird geschehen?" fragte der Armadaprinz offen. „Worin besteht die Aufgabe, deretwegen wir die BASIS verlassen haben?"
    Zu seiner Überraschung antwortete Vishna bereitwillig.
    „Die Verbindungen zwischen Ordobans Mentaldepots, also zwischen den restlichen Splittern seines Bewußtseins, sind bekanntlich erloschen. Du weißt bereits, daß die Aktivierung der Chronofossilien nicht allein der Rückführung des Frostrubins dient. Die Schockwellen, die dabei entstehen, erfüllen eine weitere wichtige Aufgabe: Sie regen die einzelnen Mentaldepots an, neue Verbindungen untereinander herzustellen. Nach und nach fügen sich auf diese Weise Ordobans Bewußtseinsteile wieder zusammen, bis der alte Kommandant zu neuem Leben erwacht."
    Nachor war seit langem über diese Zusammenhänge informiert. Carfesch hatte sie damals, als er von der künftigen Aufgabe der Endlosen Armada in Zusammenhang mit den Chronofossilien referierte, bereits verraten.
    Trotzdem hatte der Armadaprinz in letzter Zeit manchmal den Eindruck gewonnen, er selbst würde zu Ordoban werden. Vieles, was geschehen war, sprach dafür, daß er

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