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1223 - Ordobans Erbe

Titel: 1223 - Ordobans Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Kalksandsteinen hernieder, durch den Zusammenprall jeglichen Halts beraubt. Tolot lachte dröhnend - zufrieden, aber ungläubig. Gucky klatschte begeistert in die Hände, während Waylon Javier nur fassungslos den Kopf schüttelte.
    „Ich sag' euch etwas", piepste der Ilt fröhlich. „Ich sag' euch, wer hinter diesem Jux steckt. Irgendwie kommt mir dieser merkwürdige Humor unheimlich bekannt vor..."
    Er kam jedoch nicht mehr dazu, seine Erkenntnisse an den Mann zu bringen. Auf den Hologrammen war zu sehen, wie sich die Trümmer der Kalksandsteinmauer plötzlich in Nichts auflösten, wie Icho Tolot mit einemmal in einem ganz gewöhnlichen Lagerraum ohne jede Besonderheit stand und verblüfft die vier Arme sinken ließ ...
    Und im gleichen Moment vernahm jedermann an Bord das Lachen, das auf mentalem Weg in das Bewußtsein der Menschen drang und davon kündete, daß ES, die Superintelligenz, sich einen Scherz erlaubt hatte...
     
    4.
     
    So stehe ich auf der Kuppe der felsenförmigen Erhebung und blicke hinaus auf das Land, das im Licht der untergehenden Sonne erglüht.
    Es ist ein karges Land, trocken und unfruchtbar, das sich bis zum Horizont und darüber hinaus erstreckt und in seiner toten Eintönigkeit neu für mich ist. Wie in Blut getränkt liegt es vor mir, von Rissen und Schrunden zerfurcht, die Luft über dem Boden vor Hitze flimmernd.
    Ich stehe aufrecht und halte den Helm meines Schutzanzugs geöffnet, obwohl die extreme Wärme und die Trockenheit kaum auszuhalten sind. Ich zwinge mich dazu, diese Welt in ihrem lebensfeindlichsten Bereich anzusehen, zu ertragen.
    Zibbotu, der neben mir steht, tut es mir gleich, und auch der Waffenmeister Helicron hat sich uns angeschlossen. Unser Ausharren an diesem Platz soll eine Geste sein - eine blasse Geste der Achtung gegenüber denen, die wir in den Tod geschickt haben. Viele hunderttausend Saddreykaren an Bord von 16.000 Raumschiffen mögen in diesen Stunden ähnlich empfinden. Wir sind hier stellvertretend für sie alle.
    Es ist ein Unfall gewesen und liegt doch in unserer alleinigen Schuld. Zu energisch waren wir in dem Bestreben, die Bewohner dieser Welt davon zu überzeugen, welche Wohltaten ihrer harrten, wenn sie sich dem Imperium von Nor-Gamaner anschlössen. Sie aber, ein friedliches und unbedeutendes Volk der Nagu Nakira, widersetzten sich unseren missionarischen Bestrebungen. Ihre Waffe gegen uns bestand nicht aus Gewalt -aber das begriffen wir erst, als es zu spät war. Es war die Sensibilität, die sie uns entgegensetzten, die Feinfühligkeit und die Defensive. Wir töteten sie nicht mit Kugeln, Energiestrahlen oder Atombomben. Wir töteten sie mit dem Starrsinn, dem Bestehen auf unserer Meinung, der Unnachgiebigkeit unseres Geistes. Sie starben an unserem unbeugsamen Willen, sie um jeden Preis von unseren Ansichten zu überzeugen. Ihre Psyche verkraftete die Bevormundung nicht. Sie ging daran zugrunde.
    Ein seltsames Ende ereilte dieses Volk - ein Ende, das kollektiv stattfand und mich noch lange beschäftigen würde. Als ihre Psyche zerbrach, starben sie selbst. Obwohl kein Saddreykare körperliche Gewalt angewendet hat, sind wir verantwortlich für ihren Untergang. Irgendwann werde ich dafür sorgen, daß die komplizierten Zusammenhänge zwischen Körper und Geist so grundlegend erforscht werden, daß Tragödien wie diese nicht wieder passieren können.
    „Wir beherrschen die Technik der Tarkcierung", höre ich mich sagen, „und sind längst in wissenschaftliche Bereiche vorgedrungen, die an die Grenze des Verständnisses und des Machbaren reichen. Was jedoch tief im Innern eines denkenden Lebewesens vorgeht, wie seine Gefühle entstehen und auf die mechanischen Funktionen des Körpers Einfluß nehmen - das haben wir in allerletzter Konsequenz noch nicht begriffen. Sonst wäre dies hier nicht geschehen."
    Meine Stimme klingt rauh; die Kehle ist trocken von der extrem heißen Luft. Ich vermeide es bewußt, Flüssigkeit aus dem Reservoir des Schutzanzugs zu mir zu nehmen.
    Mit der geballten Faust schlage ich mir gegen die Brust.
    „Die Wissenschaft reduziert das auf chemische und elektrische Vorgänge - das, was die Philosophen ‚Seele' nennen. Irgendwo hier drinnen hat jeder seine Seele, und in Wahrheit wissen wir nichts von ihr... gar nichts!"
    Zibbatu, der zweiäugige Zwerg, blickt zu mir hoch und macht eine unbestimmte Geste.
    „Es wird dir nicht helfen, wenn du dir Vorwürfe..."
    „Ich werfe mir nichts vor!" unterbreche ich ihn. „Ich

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