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1223 - Ordobans Erbe

Titel: 1223 - Ordobans Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hervor. „Die Geschehnisse haben sich verändert seit dem letzten Mal!"
    Helicron greift unterdessen zur Selbsthilfe, und er geht dabei gewohnt kompromißlos vor. Mit beiden Händen packt er nach hinten, umfaßt den Zwerg und hebt ihn nach vorn über seinen Kopf. Dann holt er aus und schleudert Zibbatu von sich. Der Kleine schreit auf, und im letzten Moment gelingt es ihm, den Körper im Flug so zu drehen, daß er den Aufprall unverletzt abfangen kann. Schnell kommt er wieder auf die Beine und hetzt haßerfüllt auf Helicron zu.
    Der Waffenmeister zieht seinen Strahler und zielt. Abrupt bleibt Zibbatu stehen. Ich erkenne die Entschlossenheit in Helicrons Auge, und ich begreife, daß er abdrücken wird.
    So schmerzhaft empfindet er die Demütigung, daß er in diesem schrecklichen Moment keine Rücksicht nehmen wird.
    „Ordoban! Hilf mir!" wimmert Zibbatu leise. Er zittert an seinem ganzen kleinen Körper.
    Noch zwei, vielleicht drei Sekunden, die Helicron braucht, um sich über das letzte moralische Hemmnis hinwegzusetzen. Dann wird er tun, was ihm der Haß diktiert. Er wird schießen.
    Ich bin schneller. Ich brauche nicht abzuwägen, wessen Leben mir wichtiger ist. Kein Zweifel, daß ich den treuen Zibbatu retten muß - um welchen Preis auch immer. Meine Entscheidung fällt den Bruchteil eines Lidschlags eher als Helicrons Skrupel vor dem Mord.
    „Nein!" schrie Nachor entsetzt auf. „Komm zur Besinnung! Du hast andere Möglichkeiten!"
    Grell sticht der Strahl meiner Waffe durch die heraufziehende Nacht. Helicron fällt ohne jeden Laut.
    „Du irrst dich, Prinz."
    Vishnas Bemerkung sollte kühl und analytisch sein, aber das Zittern in ihrer Stimme verriet, wie sehr auch sie von den Vorgängen schockiert war. „Er hatte keine andere Möglichkeit. Nicht in dieser Situation."
    Der Armadaprinz verstand, was sie damit ausdrücken wollte. Jemand oder etwas hatte den Ablauf der Erinnerungssequenz so geschickt manipuliert, daß Ordoban gar keine andere Wahl mehr hatte, als mit Hilfe der Waffe Prioritäten zu setzen. Die Kaltblütigkeit allerdings, mit der er dabei vorging, paßte nicht zu ihm. Dieses Wesen, dessen Gedanken er hörte und dessen Empfindungen er teilte - es war ein anderer Ordoban, als er ihn kannte.
    Zibbatu steht noch immer starr. Gegen den düsteren Hintergrund wirkt er wie ein gebrechlicher alter Mann, der eine unendlich schwere Last auf gebeugten Schultern trägt.
    Sein Buckel zeichnet ihn. Die zwei ungleich großen Augen stoßen fast jeden Saddreykaren ab. Ein Wesen unbekannter Herkunft, ein Ausbund an Häßlichkeit und nur durch meine Protektion in der Gesellschaft geduldet: Um seinetwillen habe ich einen meiner besten Leute getötet.
    Hätte ich mit anderen Mitteln nicht ebenfalls verhindern können, daß Helicron seinem Haß freie Bahn läßt? Hätte die Zeit nicht gereicht, ihn mit bloßen Händen anzugreifen, ihm die Waffe zu entreißen.
    Als Zibbatu sich wieder regt und mit gesenktem Kopf auf mich zu kommt, blitzt es mehrmals auf. Flackerndes Licht zuckt durch die Nacht, und hinter dem Horizont wabert blauer Schein geisterhaft empor.
    „Paß auf, was jetzt geschieht", raunte Vishna. „Dieses Licht ist blau! Ganz und gar ungewöhnlich für die Welt, um die es geht. Wenn es schon hell wird, müßte es mit rotem Schimmer beginnen."
    Nachor schwieg. Ähnliche Gedanken hatten ihn ebenfalls bereits bewegt. Die Szene, die er in Ordobans Bewußtsein miterlebte; wurde immer unrealistischer.
    Dennoch bestand kein Zweifel, daß auch die veränderte Sequenz zu Ordobans Erinnerung gehörte. Wer immer den Ablauf manipulierte, der veränderte das Ego des Armadakommandanten selbst, ersetzte das ursprüngliche Erlebnis durch ein gefälschtes. Über den Zweck dieser Aktion brauchte man kaum zu rätseln. Ordoban sollte ein für alle Mal ausgeschaltet werden!
    Ringsum kriecht dieses entsetzlich kalte Blau hoch. Es fließt von allen Seiten unerbittlich auf Zibbatu und mich zu, wie Eiswolken, in deren Bann jedes Leben erstarrt. Der Zwerg beeilt sich, in meine Nähe zu kommen, doch diesmal bin ich wohl nicht recht fähig, ihm den nötigen Beistand zu vermitteln. Etwas geschieht oder ist geschehen, das ich selbst nicht verkrafte. Meine Gedanken wirbeln, während die Wolken der Unwirklichkeit sich weiter nähern.
    Etwas Fremdes ist in mir. Ich spüre es, und ich wehre mich dagegen, ohne genau zu wissen, wogegen ich überhaupt ankämpfe. Nichts mehr scheint mir vertraut - die Umgebung ebenso wenig wie die

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