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1223 - Ordobans Erbe

Titel: 1223 - Ordobans Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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seiner Artgenossen kreischt laut auf.
    „Du nennst ihn einen Schlächter? Bist du des Wahnsinns?"
    Ich verfolge die Szene wie erstarrt. Der Vorwurf hat mich in den tiefsten Tiefen meiner Seele getroffen. Ein Gefühl steigt in mir auf, das ich lange nicht mehr erlebt habe. Ich beginne zu hassen - und ich muß mich beherrschen, damit ich dem ketzerischen Kjatt kein Leid zufüge.
    „Die Situation eskaliert! Kjatt legt es förmlich darauf an, daß es zur Gewalt kommt!"
    Die linke Hand des Armadaprinzen tastete zur Seite, bis sie Vishnas Arm berührte. Es war, als müsse er sich Gewißheit darüber verschaffen, daß er nicht, zum agierenden Bestandteil der Erinnerungssequenz werden konnte. Längst fühlte er sich nicht mehr nur als Beobachter. Immer realer erschien ihm die Szene in seinem Bewußtsein, obwohl sie immer stärker vom ursprünglichen Ablauf abwich.
    Vishna ergriff sein Handgelenk und drückte es.
    „Bleibe du selbst!" beschwor sie ihn. „Wir brauchen den Kontakt mit Ordoban!"
    Noch heftiger werden Kjatts unverschämte Vorwürfe. Er hat sich jetzt sehr weit von dem Museumsstück entfernt und steht mit dem Rücken zur Wand. Seine Artgenossen sind ungehalten und wütend. Sie näherten sich ihm in einer geschlossenen Front, gerade so, als wollten sie ihn einkreisen und unter der Masse ihrer verformbaren Leiber begraben.
    Ich weiß nicht, warum Kjatt solche Reaktionen provoziert. Ich selbst kann kaum an mich halten, wenn ich höre, welche Beschuldigungen er von sich gibt. Die Hjulkur-Armonti, die mit ihm zum Loolandre gekommen sind, sind noch viel weniger beherrscht. Einer springt auf ihn zu, die Gehirntaschen voller Aggressivität vom Körper gespreizt.
    Schreie ertönen, und wüstes Kreischen erfüllt den Raum. Kjatt stößt den Angreifer fast spielerisch von sich weg, mitten in die Reihe der übrigen Hjulkur-Armonti hinein. Wut und Demütigung äußern sich in gellenden Lauten. Vielleicht, denke ich, sollte ich jetzt endlich pseudomaterielle Form annehmen. Gut möglich, daß ich diese Leute allein durch mein Auftauchen zur Vernunft bringen könnte. Irgend etwas jedoch hält mich davon ab. Stumm und entsetzt beobachte ich weiter.
    „Ein Mörder ist er!" dröhnt Kjatts schrille Stimme durch den Raum. „Ein kaltblütiger Mörder, der nichts als unseren Abscheu verdient!"
    Welcher Haß spricht aus seinen Worten, welche grenzenlose Unversöhnlichkeit!
    Langsam, mit den typischen Drohgebärden ihres Volkes, rücken seine Artgenossen weiter auf ihn zu. Noch lauter werden ihre erregten Rufe.
    „Kommt nur! Kommt!"
    Kjatt reizt sie bis aufs Blut. Irgendwie habe ich den Eindruck, daß er mit seinem Verhalten in Wahrheit mich treffen will, daß sein aggressiver Auftritt nur mir gilt. Als wollte er mich aus der Reserve locken, zu einer Aktion animieren.
    Aber ich bin nicht sicher, ob diese Vermutung stimmt. Woher sollte er zum Beispiel wissen, daß ich die Szene beobachte? Welchen Vorteil könnte er sich davon versprechen, wenn er mich zu einer unbedachten Reaktion reizt?
    Nein, ich muß mir das einbilden!
    „Es ist keine Einbildung! Kjatt ist der Saboteur, der deine Erinnerung verfälscht!"
    „Nachor!" rief die Kosmokratin warnend. „Hüte dich, die zehn Fremdwesen als Gestalten aus Fleisch und Blut zu sehen! Auch Kjatt ist nur ein Bild aus Ordobans Erinnerung. Du darfst seine Gestalt nicht mit der des Saboteurs gleichsetzen."
    Der Armadaprinz hörte kaum auf Vishnas Worte. Er hatte die Anfänge einer hilflosen Verwirrung in Ordobans Gedanken bemerkt und wollte alles daransetzen, einen neuerlichen Schock zu vermeiden. In Kjatt sah er die Schlüsselfigur der Sequenz. Ihr Verhalten war es, die den Depotinhalt unbrauchbar machen sollte.
    „Achte nicht auf die Hjulkur-Armonti", beschwor Nachor den Armadakommandanten.
    „Laß sie tun, was sie wollen! Es braucht dich nicht zu kümmern!"
    Es war ein verzweifelter Versuch, den ersehnten Kontakt zu erzwingen, bevor die Katastrophe über das Mentaldepot hereinbrach. Nachor hatte freilich wenig Hoffnung, daß seine Warnungen etwas ausrichteten.
    Merkwürdigerweise kommt es mir so vor, als versuche eine unbekannte Macht, Verbindung mit mir zu knüpfen. Eine seltsame Schwingung diffundiert durch die Mauern, die die Wirklichkeit umsäumen. Aber es ist nichts, was ich greifen oder gar festhalten kann. Zu sehr bin ich in dem Schauspiel gefangen, das vor meinem geistigen Auge abrollt.
    Etwas Entsetzliches geschieht jetzt. Kjatt hält plötzlich eine Waffe in der Hand, und seine

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