1223 - Voodoo-Falle Ostsee
Größer als ein Van, das war schon ein Lieferwagen, der quer zum Eingang parkte.
Ich hörte Männerstimmen, auch die einer Frau, die allerdings zu leise sprach, als dass ich hätte etwas verstehen können.
Jedenfalls war es nicht Jane Collins.
Dann erschien der große Mann. Aus dem Windschatten des Lieferwagens löste sich der Typ mit dem Strohhut. Er sprach auf den anderen ein. Beide redeten ziemlich schnell und leider auch flüsternd. So erkannte ich nur anhand der Gestik, um was es ging und musste das auch schon mehr raten.
Etwas war schief gelaufen. Ich trug die Schuld daran. Der mächtige Schwarze deutete einige Male auf die Haustür, doch der Strohhut hatte was dagegen.
»Wir werden jetzt fahren!«, hörte ich ihn.
»Und der Typ?«
»Wir schreiben ihn erst mal ab.«
»Das ist nicht gut.«
»Weiß ich selbst. Hast du eine bessere Idee?«
»Leider nicht.«
»Okay, dann steig ein. Wichtig ist, dass wir die beiden Frauen haben und das Ritual durchziehen können. Alles andere wird sich von allein ergeben.«
Ich hatte verdammt große Ohren bekommen. Plötzlich war mir klar, wozu der Transporter gebraucht wurde. Man wollte zwei Frauen verschleppen. Das konnten nur Jane Collins und Bella Luna sein. Sie waren bereits überwältigt worden. Man hatte sie auf der Ladefläche versteckt, und jetzt schob der Mann mit dem Strohhut die Tür zu, nachdem der große Schwarze eingestiegen war. Der Strohhut öffnete die Beifahrertür und verschwand ebenfalls. Ein anderer Mann ließ den Motor an. Ich hatte ihn noch nicht zu Gesicht bekommen, wusste jetzt aber, dass ich es mindestens mit drei Gegnern zu tun hatte. Das sah alles andere als gut aus.
Ich wartete noch, bis sich der Transporter in Bewegung setzte und auf die Uferstraße eingebogen war. Danach gab es für mich kein Halten mehr.
Ich sprintete quer über die Rasenfläche und freute mich, dass ich den Leihwagen so gut geparkt hatte.
Einsteigen, anlassen, abfahren und hoffentlich den Transporter nicht verlieren…
***
Ich hatte Glück. Das andere Fahrzeug fuhr nicht sehr schnell, obwohl die Straße recht leer war. Man wollte wohl kein Risiko eingehen und keiner Polizeistreife auffallen, die es hier in Timmendorfer Strand auch gab.
Ich hielt genügend Abstand. In dieser Gegend kannte ich mich nicht aus, aber es gab genügend Hinweisschilder auf andere Orte, und so las ich, dass wir in Richtung Niendorf fuhren. Es war eine Strecke von zwei Kilometern und das immer an der See entlang.
Ich blieb am Ball, hatte die Zähne zusammengebissen und musste leider auch die Hitzewellen ertragen, die immer wieder in mir hoch kamen. Eine Folge des verdammten Gifts, das noch immer nicht aus meinem Körper verschwunden war.
Eisern hielt ich durch!
Ich kannte meine Gegner nicht. Leider wusste ich aus Erfahrung, dass sie, wenn sie einem Voodoo-Kult angehörten, über Leichen gingen, um ihr Ziel zu erreichen. Und sie hatten irgendwo auch einen lebenden Toten versteckt. Zudem besaßen sie ein Boot. Ich rechnete damit, dass die beiden Frauen dorthin geschafft werden würden, denn da waren sie unter sich. Wenn möglich, wollte ich es nicht soweit kommen lassen, aber das stand noch in den Sternen.
Die Fahrt ging tatsächlich nach Niendorf. Wir fuhren durch einen ruhigen Ferienort mit hell angestrichenen Häusern und wenig Verkehr. Lampen spendeten gelbliches Licht, das auf dem Boden verschwommene Inseln hinterließ.
Ich war etwas näher an den Transporter herangefahren, was ich mir durchaus erlauben konnte, weil ich nicht allein unterwegs war. So fiel die Verfolgung nicht auf, die mich dann in Richtung Hafen führte, wo zahlreiche Schiffe festmachten.
Es herrschte allerdings wenig Betrieb, was mich bei dieser Witterung wunderte. Wir rollten an einem Fischrestaurant vorbei, bei dem die Gäste in einem vorgebauten Wintergarten saßen und sicherlich beim Essen schwitzten.
Links lag der Hafen. Dorthin bog der Transporter auch ab.
Viel Platz hatte er an der Mole nicht, und er fuhr in eine Lücke hinein, die sich nicht weit vom Wasser entfernt befand.
Tagsüber hatten die Andenken- und Fischbuden geöffnet. Um diese Zeit waren sie geschlossen. Ein paar Romantiker hatten sich in den kleinen Hafen verirrt, und sie waren mit sich selbst und der Aussicht über die See genug beschäftigt, um ihre nähere Umgebung zu vergessen.
Das kam meinen Gegnern und auch mir zugute. Ich hatte den Golf dicht hinter dem Eingang angehalten. Eine gute Parkposition, denn von dieser Stelle aus hatte ich
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