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1225 - Bastion im Grauland

Titel: 1225 - Bastion im Grauland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Augen wurden feucht. Mehr als zehn Archivare waren in sein Heim eingefallen, während er im Museum arbeitete! Es war unerhört.
    Niemals zuvor hatte er sich so erniedrigt gefühlt.
    Man bemerkte ihn. Das Stimmengewirr verebbte. Einer der Archivare trat auf Gluschuw zu. Gluschuw kannte ihn. Er war der Kurator des nächstgelegenen Museums und hieß Velvet-Glox oder Velvex-Glot oder so ähnlich. Gluschuw-Nasvedbin hatte während der vergangenen zwanzig Tiefenjahre zwei- oder dreimal mit ihm zu tun gehabt.
    „Ich bin Velvesch-Glod", sagte der Archivar und neigte den Kopf ein wenig zur Seite, um anzudeuten, daß er eine Entschuldigung vorzubringen hatte. „Wir bitten dich um Verzeihung, daß wir während deiner Abwesenheit in dieses Haus eingedrungen sind. Ich weiß, es ist ein abscheulicher Verstoß gegen die guten Sitten. Aber glaube mir, Glaschau..."
    „Gluschuw", wurde er verbessert.
    „Nasvedbin", zeterte der Zyrmii.
    „Glaubt mir, Gluschuw-Nasvedbin", fuhr der Archivar fort, „es sind unerhörte Dinge im Gange, und es ist von unerhörter Wichtigkeit, daß wir uns darüber beraten."
    „Welche Dinge?" fragte Gluschuw, durch die Bitte um Verzeihung schon halb versöhnt.
    „Lord Mhuthan massiert seine Truppen an der Grenze von Schätzen. Die Invasion kann zu jeder Stunde beginnen."
     
    *
     
    Hinter ihnen ragte die rote, mit schwarzen Einschlüssen gesprenkelte Stahlsteinwand des Tafelbergs senkrecht in die Höhe. Vor ihnen senkte sich das Gelände, nackt und nur mit ein paar Felsblöcken besät, zum Dschungel hinab. Atlan spähte zum grauen Himmel hinauf. Ja, da waren sie. Fünfzehn Ratane zählte er insgesamt. Sie kreisten über dem östlichen Rand von Korzbranch, als wüßten sie, daß jene, die sie am Westhang nicht hatten fassen können, sich bald in dieser Richtung auf den Weg machen würden. Bis jetzt hatten sie Atlan und seine Begleiter offenbar noch nicht entdeckt. Aber das konnte sich jeden Augenblick ändern. Der Arkonide wußte, daß ihre Zeit kurz bemessen war.
    Sie kauerten hinter einem Felsen. Kein Wort wurde gesprochen. Kein Laut störte die Konzentration des jungen Abakers, der die Augen geschlossen hielt und blicklos in die Richtung zu lauschen schien, in der die Grenze des Landes Schätzen lag.
    Sanftes, rotgoldenes Licht hüllte die kleine Gruppe plötzlich ein. Es umfaßte den Felsklotz, hinter dem sie verborgen lag, leuchtete über ihn hinaus und zog eine Spur, die zum Dschungel hinabführte. Atlan richtete sich auf. Er befand sich im Innern der Lichthülle. Der graue Himmel über dem Tiefenland war mit einemmal nicht mehr so düster wie zuvor. Er leuchtete so hell wie auf dem Plateau des Tafelbergs. Der Arkonide blickte den Hang hinab. Was er sah, war eine Passage, eine Art Tunnel, die sich über den Hang dahinzog, vom Boden löste und über die Wipfel des Lianenwalds dahinzog. Seltsame Wo sie die höchsten Spitzen der Dschungelgewächse in ihren Bereich einbezog, da entstand frisches, saftiges Grün. Im Innern des Tunnels, erkannte Atlan, besaß der Graueinfluß keine Wirkung. Das Innere der Passage, deren Durchmesser zwanzig Meter betragen mochte, war von den Kräften des Reallebens erfüllt. Kein Ratane, kein Paladin würde in den Tunnel eindringen können, ohne seine eigene Existenz zu gefährden.
    Twirl war aufgestanden. Er wirkte frisch und lustig wie eh und je. Die Erschaffung des Tunnels schien ihn kaum angestrengt zu haben.
    „Wir können aufbrechen", sagte er fröhlich und streckte auffordernd die Arme aus.
    „Per Teleportation?" fragte Lethos-Terakdschan überrascht. „Meinst du nicht, daß du deine Kräfte überschätzt?"
    „Nicht in einem Sprung", wehrte Twirl mit breitem Grinsen ab. „Immer nur ein paar Dutzend Kilometer. Ich habe dafür gesorgt, daß der Korridor sich in gewissen Abständen zum Dschungelboden hinabsenkt, so daß wir ausruhen können."
    Eine kurze Pause entstand. Es war klar, was jeder dachte. Sollten sie sich ganz und gar auf den Jungen verlassen?
    „Ich bin dafür, daß wir es versuchen", sagte Jen Salik schließlich. „Bisher hat Twirl noch immer gehalten, was er versprach - und manchmal sogar ein bißchen mehr."
    Er war der erste, der den Jungen bei der Hand ergriff. Das gab den Ausschlag. Sie hielten sich an Twirl fest. Der unangenehme, den Magen hebende Entzerrungsschmerz setzte ein - und noch in derselben Sekunde befanden sie sich weit drinnen im grauen Dschungel.
    Nur daß der Dschungel ringsum nicht mehr grau war. Er befand sich im

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