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1225 - Bastion im Grauland

Titel: 1225 - Bastion im Grauland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ursprünglich unbewegliche, wenn auch intelligente Gewächse, verschafften sich durch die Symbiose Beweglichkeit. Dafür bescherten sie den Alesterwanen Schutz vor Krankheiten und langes Leben. Die Verbindung zwischen beiden Wesen bestand aus einem Gewebe, das aus der Basis des Zyrmii entsproß und mit zahlreichen, haarfeinen Fäden in den Körper des Alesterwanen hineinreichte. Diese Verbindung eben war es, die es dem Zyrmii ermöglichte, über die Gesundheit seines Symbionten zu wachen. Allerdings ergaben sich durch das Myzelium auch noch ganz andere Möglichkeiten, die sich Nasvedbin nicht anzuwenden scheute, wenn er nur zornig genug war.
    Im Augenblick störte ihn das Halbdunkel, denn seine Augen, obwohl zwölf an der Zahl, besaßen keine überragende Sehkraft. In der Verbindung der Myzeten mit den Kürbisköpfen war es gewöhnlich der Alesterwane, der das Sehen besorgte. Trotzdem hatte Nasvedbin nicht die Absicht, sich eine derart rücksichtslose Behandlung gefallen zu lassen. Gluschuw kannte seine Vorliebe für helles Licht.
    Er bildete also einen Mund und verkündete mit schriller, keifender Stimme: „Es ist eine bodenlose Unverschämtheit, mich im Dunkeln herumzuschleppen. Ich kann überhaupt nichts sehen."
    „Deine Aufgabe ist nicht zu sehen", antwortete Gluschuws dröhnender Baß, „sondern auf meine Gesundheit zu achten."
    „Rede keinen Quatsch", keifte Nasvedbin. „Ich habe ein ebensolches Recht, das Leben zu genießen, wie du. Wie kann ich genießen, wenn ich nichts sehen kann?" Noch ärgerlicher als bisher fügte er hinzu: „Hör endlich auf, mit deinen Schlangenfingern über diese häßlichen Maschinen zu streichen."
    „Ich dachte, du könntest nichts sehen?" spottete Gluschuw.
    „Ich spüre es", log Nasvedbin. „Beweg dich gefälligst schneller, damit wir die Sache mit dem Tabernakel hinter uns bringen. Wird doch sowieso wieder ein Mißerfolg, wie alle bisherigen Versuche auch."
    Da, dachte Gluschuw düster, hast du wahrscheinlich recht.
    Das Tabernakel von Holt war das Glanz- und Prunkstück dieses Museums. Es stammte angeblich aus der Zeit, da die Raum-Zeit-Ingenieure eben mit ihrer Arbeit begonnen hatten. Er war in einem gesonderten Raum aufbewahrt, der sonst kein anderes Ausstellungsstück enthielt. Es barg Geheimnisse, die den, dem sie offenbart wurden, im Handumdrehen zum König des Tiefenlands gemacht hätten.
    Das Problem war, daß das Tabernakel sich weigerte, die Geheimnisse von sich zu geben. Es ließ sich nicht öffnen. Hunderte von Versuchen hatte Gluschuw bereits unternommen und sich dabei mehrmals die Finger verbrannt Das Tabernakel war wehrhaft. Nur Raum-Zeit-Ingenieure oder Ritter der Tiefe dürften es öffnen, behauptete es. Gluschuw hatte keine Idee, was Ritter der Tiefe waren. Halb unbewußt griff er nach dem Miktoparalysator, der in der Tasche seiner Montur steckte. Ein wenig von seiner ursprünglichen Zuversicht kehrte zurück. Einen Versuch dieser Art hatte er nie zuvor gemacht. Es war ihm der Gedanke gekommen, daß das Tabernakel ein Bewußtsein besaß. Wenn dem wirklich so war, dann ließ es sich womöglich mit Hilfe eines Paralysators bezwingen.
    Nur vorsichtig mußte er sein. Der verdammte Kasten durfte nicht ahnen, was er vorhatte. Unwillkürlich folgte er Nasvedbins ärgerlicher Forderung: Er ging schneller. Die Ungeduld hatte von ihm Besitz ergriffen.
    Der Vorgang war wesentlich einfacher, als Atlan ihn sich vorgestellt hatte. Sie alle waren vom Rand des Lichtteichs bis unter die Wedel des Farnhains zurückgetreten, um Twirl nicht bei der Konzentration zu stören. Es war unheimlich still. Selbst die vogelähnlichen Geschöpfe, die bisher durch die Farne gestreift waren und die Luft mit ihrem fröhlichen Zwitschern erfüllt hatten, schienen die Bedeutung des Augenblicks zu erkennen und schwiegen.
    Der Junge kniete am Ufer des Weihers nieder. Er hatte die Augen geschlossen. Er beugte sich nach vorn, bis seine Stirn den Boden berührte. Im selben Augenblick veränderte sich die Farbe des Lichtteichs. Sie wurde zu einem düsteren, gluterfüllten Rot.
    Der goldene Schimmer verschwand, während Twirl die Vitalenergie in sich aufsaugte.
    Sekunden später erhob sich der Junge. Der Weiher nahm augenblicklich. seine ursprüngliche Färbung wieder an.
    Strahlenden Auges trat Twirl auf Lethos-Terakdschan zu.
    „Ich habe viel Lebenskraft in mir aufgenommen", sagte er stolz. „Wir können uns auf den Weg machen."
    Atlan musterte den Jungen mit Bedacht. Es war äußerlich

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