1225 - Bastion im Grauland
besitzt", drang es aus dem Kasten, „dann wird er erfahren, was ich weiß, sonst nicht."
„Dir ist wohl gleichgültig, was aus dem Tiefenland und den Zielen der Kosmokraten wird?" keifte Nasvedbin.
„Komm mir nicht mit den Kosmokraten", spottete das Tabernakel. „Wer weiß, wo die inzwischen..."
Gluschuw hörte nicht weiter hin. Der Wortwechsel zwischen Nasvedbin und dem schwarzen Kasten gab ihm die Gelegenheit, auf die er gewartet hatte. Langsam holte er den Mikroparalysator aus der Tasche. Er wandte sich sogar ein wenig zur Seite, scheinbar, um dem Zyrmii bessere Gelegenheit zu geben, das Tabernakel zu sehen. Er hielt den Schocker mit zwei Tentakeln der linken Körperhälfte. Vorsichtig schob er ihn durch den Wust der Pseudopodien auf der rechten Körperseite. Als er sich anschickte abzudrücken, hörte er das Tabernakel sagen: „... seit Millionen von Tiefenjahren nicht mehr um uns gekümmert. Und da soll ausgerechnet ich... Schau dir diesen Narren an. Er will mir mit einem Paralysator beikommen!"
Die letzten Worte hätten Gluschuw zur Warnung gereichen sollen. Aber es war schon zu spät. Er hatte abgedrückt. Als der Schocker sich mit hellem Summen entlud, bekam er einen Schlag gegen den Leib, als hätte ein großer Ratan ihn mit allen sechs Beinen zugleich getreten. Er wurde davon geschleudert und prallte gegen die Wand der Kammer.
Nasvedbin gab einen protestierenden Schrei von sich. Soviel hörte Gluschuw noch, dann verlor er das Bewußtsein.
Als er wieder zu sich kam, wußte er nicht, wie viel Zeit inzwischen vergangen war. Das Tabernakel von Holt ruhte auf dem samtverkleideten Sockel. Er warf ihm einen mißtrauischen Blick zu, dann richtete er sich langsam auf. Er sah sich um und suchte nach dem Mikroparalysator.
„Ich habe ihn verschwinden lassen, Kürbiskopf", sagte die schwarze Schachtel. „Jetzt mach, daß du fortkommst."
Gehorsam wandte Gluschuw sich in Richtung des Ausgangs. Er verließ den inneren Museumsring und machte sich auf den Weg nach Hause. Sein Museum bestand aus drei konzentrischen Gebäuderingen. Die Ringe waren in Sektoren unterteilt. Zwischen jeweils zwei Sektoren zog sich eine schmale Gasse dahin. Er war dabei, den äußersten Ring zu durchqueren, als Nasvedbin sich meldete.
„Eine großartige Figur hast du dort drinnen abgegeben", zeterte der Zyrmii.
„Halt’s Maul", knurrte Gluschuw.
„Wann unternimmst du deinen nächsten heroischen Versuch?" wollte Nasvedbin wissen.
„Laß mich in Ruhe."
Er ließ den äußersten Gebäudering hinter sich und stapfte auf kurzen Säulenbeinen durch das tiefe Gras. Er sehnte sich nach Ruhe. Er träumte von einem Luftbad, bei dem er die Temperatur der Düsen so hoch einstellen würde, daß es Nasvedbin vor Schreck die Sprache verschlug. Er freute sich auf den Streich, den er seinem Symbionten spielen würde. Indem er den Zyrmii in heißer Luft badete, rächte er sich für die Niederlage, die das Tabernakel ihm bereitet hatte. Daß seinem Racheplan keinerlei Logik innewohnte, störte ihn nicht. Gluschuw war kein besonders logisch veranlagtes Geschöpf.
Gluschuw-Nasvedbins Kate stand inmitten eines Wäldchens von Gelbkoniferen.
Zwischen den Bäumen hatte sich Unterholz angesiedelt, durch das sich der Pfad wand, den Gluschuw in vielen Jahren getreten hatte. Er erreichte den Rand der Lichtung, auf der sich das kleine Haus erhob, und stutzte. Die Eingangstür stand offen. Aus dem Innern hörte er lautes Stimmengewirr. Die dröhnenden Bässe der Alesterwanen mischten sich mit den kreischenden, zeternden Organen der Zyrmii.
Gluschuw erstarrte. Das war unerhört! Das Volk der Archivare kannte keine Geselligkeit.
Man besuchte einander nicht Früher, in grauer Vergangenheit, vielleicht sogar noch vor der Symbiose mit den Zyrmii, mochte das anders gewesen sein. Das Wort Gast hatte sich in der Sprache der Archivare, einer Version des Tiefenslangs, erhalten. Es wurde fast nie mehr gebraucht, aber es existierte noch. Gerade dieses Wort war es, das Gluschuw jetzt in den Sinn kam.
Er hatte das Haus voller Geiste! Der Gedanke allein bewirkte, daß Gluschuw sich die Haare sträubten. Obendrein noch lärmende Gäste! Das Stimmengewirr bewies, daß sie sich mitten in einer heißen Debatte befanden.
„Na, worauf wartest du?" keifte Nasvedbin.
Gluschuw nahm all seinen Mut zusammen und schritt über die Lichtung. Unter der offenen Tür blieb er stehen. Er überblickte den Raum - einen der zwei, aus denen das Innere der Kate bestand - und seine
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