1225 - Die Reliquie
so etwas passiert.«
Ich schlug Suko auf die Schulter. »Da dem nicht so ist, bleibt uns nichts anderes übrig, als zu tauchen. Abgesehen davon, eine Erfrischung tut auch dir gut.«
»Dabei habe ich heute Morgen schon geduscht.«
Es half nichts, wir machten uns bereit und hatten schon vorher darüber gesprochen, dass wir unsere leichten Hosen und Hemden nicht ausziehen würden. Außerdem mussten wir mit unseren Waffen tauchen. Zwar schoss unter Wasser keine Beretta, aber wir wollten uns auch nicht von ihnen trennen.
Gegenseitig schnallten wir die Pressluftflaschen fest. Wir bliesen in die Mundstücke, merkten dass sie frei waren, setzten danach die Brillen auf, die gut passten, und dachten daran, dass uns Schwimmflossen gut gestanden hätten, aber auf die hatte auch Eric Tallier verzichtet.
Dann gingen wir nebeneinander durch den letzten Bewuchs des Ufers ins Wasser.
Ich zuckte schon leicht zusammen, als ich mit dem Wasser zum ersten Mal in Berührung kam. So kalt hatte ich mir das Wasser nicht vorgestellt, aber in dieser Gegend war es eben nicht so heiß wie im Süden der Insel. Mit seiner Temperatur erinnerte das Wasser schon an den Inhalt eines Gletschersees.
Es war hier auch nicht so wie bei dem Fall vor kurzem an der Ostsee. Sehr weit konnten wir nicht in den See hineingehen.
Bereits nach dem vierten Schritt sackten wir weg.
Nach einem letzten Blick auf Suko, der sich nach vorn gebeugt hatte, ließ ich mich auch sinken. Die Welt verschwamm langsam vor meinen Augen, das normale Licht glitt weg.
Spritzer erschienen auf der Taucherbrille, Wellen rollten plötzlich an, die von Suko hinterlassen worden waren, und klatschten über.
Es wurde dunkel!
Nein, nicht richtig finster. Schwarz und grün verteilten sich als Farben und bildeten einen Mischmasch, als hätte sich ein Maler nicht für eine bestimmte Farbe entscheiden können.
Suko sah ich erst, als er seine Unterwasserlampe eingeschaltet hatte. Der Strahl baute sich vor dem Gerät auf und wurde zu einem Fächer, dessen Licht allerdings in dieser diesigdunklen Welt sehr bald verschleierte.
Auch ich schaltete meine Lampe ein. Tessa Long hatte uns gesagt, dass der Teich nicht besonders tief wäre. Allerdings war er tief genug, um vom Licht der Lampen noch nicht erreicht zu werden, denn die beiden Kegel schwebten nach wie vor im Nichts und entrissen der schwarzgrünen Wand keinerlei Gegenstände.
Es gab keine Geräusche um uns herum. Wir glitten tiefer in das Maul des Sees hinein und schwammen jetzt dichter nebeneinander.
Suko bewegte neben mir seinen freien Arm. Er zuckte ein paar Mal nach vorn, und ich sah, was er meinte. Er hatte die ersten Umrisse der versunkenen »Schätze« entdeckt, die sich auf dem Grund des kleinen Sees ausbreiteten.
Der Kirchturm!
Nein, nicht hoch oder normal hoch, dann hätte er aus dem See hervorgeschaut. Er war klein und auf mehr als die Hälfte reduziert. Allerdings nicht zusammengekracht, man hatte die Kirche im Prinzip ohne einen normalen Turm gebaut.
Wie ein Stummel kam er mir vor, und Suko veränderte sein Licht nicht. Er schwamm auf ihn zu, ohne den Turm wieder im Dunkeln verschwinden zu lassen.
Ich richtete den Strahl der Lampe in eine andere Richtung und schaffte es, den Kegel über die alten Mauern der Kirche hinweggleiten zu lassen.
Ich sah auch die kleinen Fenster und war für einen Moment irritiert, weil die Helligkeit nicht direkt hindurchging, sondern an der Außenseite gefangen wurde und sich verteilte. Dafür gab es nur eine Lösung. Die Fenster waren nicht zerstört worden. Es gab sie noch, und das wunderte mich schon, denn der Druck des Wassers war nicht eben gering.
Ich gab meinem Freund durch Zeichen zu verstehen, was ich meinte, und er schwamm an mich heran, sah auch, was ich meinte, hob die Schultern. Ein Zeichen, dass auch er ratlos war.
Ich leuchtete direkt gegen ein Fenster, als ich nahe genug herangeschwommen war. Das Licht erwischte die Scheibe und verteilte sich dort Schlierenhaft, sodass uns der Blick in das Innere der Kirche verwehrt war. Auch ohne Licht konnten wir nicht durch die Scheiben schauen, das Wasser verzerrte einfach zu viel.
Suko drehte sich von mir weg und schwamm an der Mauer entlang. Ich wusste, wohin er wollte und glitt hinter ihm her. Er bewegte seine Beine lässig und erinnerte manchmal an einen großen Fisch. Echte Fische sahen wir nicht. Kein einziger hatte bisher unseren Weg gekreuzt.
Ich folgte meinem Freund, und der Grund des Sees rückte näher. Er war auch gut
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