1226 - Das Versteck
verdammten Grund geben.
Das Versteck, das Loch!
Darum drehte es sich. Suko hatte keine Ahnung, wo es lag und was es bedeutete. Ein Versteck war nur der allgemeine Name. Darunter konnte man sich wer weiß was vorstellen. Das konnte eine Höhle sein, auch ein Grab oder was immer. Es konnte unter und über der Erde liegen und sich sogar irgendwo in den Baumkronen befinden.
In diesem Fall ging Suko von einem Versteck in der Erde aus, wobei er komischerweise nicht unbedingt an einen Friedhof dachte. Aber sicher war er sich auch nicht.
Das Thema wollte ihm nicht aus dem Kopf, und er drehte sich noch einmal Jenny Orwell zu, die starr auf der Bank hockte und die leere Dose auf ihre Knie gestellt hatte.
»Haben sie bei dem Versteck eigentlich von einem Friedhof gesprochen?«, fragte Suko.
»Nein, nie.«
»Haben sie überhaupt einen Hinweis gegeben?«
Da musste Jenny überlegen. Sie rollte die Dose zwischen ihren Handflächen hin und her, strengte sich wirklich an, und meinte schließlich: »Ich weiß nicht, ob es ein Hinweis gewesen ist, Suko. Aber sie haben mal vom Wald gesprochen. Das konnte ich schon verstehen. Ein paar Mal ist der Begriff ›Wald‹ gefallen, und da glaubte ich schon, dass sie mich dorthin gebracht hätten.«
Suko lächelte knapp. »Das ist immerhin etwas. Damit können wir schon was anfangen.«
»Willst du den Wald durchsuchen?«
»Wenn es sein muss, schon.«
Jenny schüttelte den Kopf. »Aber er ist verdammt groß. Da kann man lange suchen, ohne etwas zu finden.«
»Nun ja, wir würden dann zu mehreren sein und uns von Kollegen helfen lassen.«
Jenny hatte bei einem bestimmten Wort aufgehorcht. »Kollegen?«, fragte sie.
»Ja, du hast dich nicht verhört.«
»Was sind denn das für Kollegen?«
»Polizisten.«
Es war nicht zu sehen, ob sie erschrak oder sich freute. Die Reaktion kam auf das Gleiche hinaus. Sie bekam große Augen und schlug eine Hand gegen den Mund, als wollte sie die Antwort zurückhalten.
Suko nickte ihr zu. »Ja, wir sind von Scotland Yard, John Sinclair und ich.«
Jenny war noch immer sprachlos. Sie rang sich etwas später die Antwort ab. »Dann seid ihr schon gekommen, um den Fall aufzuklären? Ich meine den mit den verschwundenen…«
»Nein, Jenny, es war der reine Zufall, der uns in diese Gegend geführt hat. Wir befanden uns auf dem Weg nach Aberdeen, von einer anderen Sache kommend. John wollte den Weg etwas abkürzen, da haben wir wohl einen Fehler gemacht und sind hier gelandet. Letztendlich aber sind wir darüber froh, Jenny. Du kannst dir schon denken, weshalb.«
»Klar, kann ich.«
Suko lächelte ihr zu. »Und weil dies so ist, werden wir aus dieser Lage auch wieder herauskommen, das kann ich dir versprechen. So leicht vertreibt man uns nicht.«
Sie nickte nur. Sie schluckte auch. Sie wollte lächeln, aber es wurde nicht mal eine Grimasse.
Suko hatte sich wieder abgewandt und war in die Nähe der Tür getreten. Auch wenn es bei den letzten Worten mehr um Jenny und ihn gegangen war, so hatte er seinen Freund John nicht vergessen. Er wollte sich im Dorf umhören, in die Häuser und Wohnungen gehen, und wahrscheinlich hatte er schon erste »Interviews« hinter sich, sodass er sich wieder auf der Straße blicken ließ.
Suko zerrte die Tür noch weiter auf und verließ mit einem langen Schritt die Scheune.
John sah er nicht. Dafür aber einen Jungen, einen Halbwüchsigen, beinahe noch ein Kind. Der Junge stand in der Nähe des Wagens und schaute dem Inspektor entgegen. Das Grinsen störte Suko nicht so sehr wie das Messer in der rechten Hand des Jungen, und plötzlich war Suko klar, wer die Reifen am Range Rover durchstochen hatte. Es war die absolute Frechheit, dass der Kerl hier erschienen war, und Suko spürte, wie ihm das Blut in den Kopf stieg.
Gleichzeitig dachte er daran, dass der Junge nicht gekommen war, um ihm seinen Hohn zu zeigen. Es konnte auch eine bestimmte Absicht dahinter stecken.
Er trug eine lange schwarze Hose und ein weißes Hemd, das über den Gürtel hinwegreichte. Dabei spielte er mit dem Messer und tat so, als wollte er sich die Fingernägel reinigen.
»Wolltest du mich besuchen?«, fragte Suko.
»Nein.«
»Schade.«
»Warum das denn?« Wie schon bei den ersten Worten hatte die Stimme des Jungen schrill geklungen. Wahrscheinlich war er übernervös, oder er konnte nicht anders sprechen.
»Ich dachte, wir könnten über gewisse Dinge reden. Zum Beispiel über dein Messer und auch über die zerstochenen Reifen. Ich könnte
Weitere Kostenlose Bücher