1226 - Das Versteck
die ihm da präsentiert wurde, und er hatte das Gefühl, von innen aufgefressen zu werden. Die eigene Hilflosigkeit so vor Augen geführt zu bekommen, das war nichts für ihn, das machte ihn fertig, ebenso wie ihn das Kichern des Jungen störte.
Der Halbwüchsige musste irre sein. Das blonde Haar stand wie Gestrüpp von seinem Kopf hoch. Das Licht reichte aus, um auch sein Gesicht erkennen zu lassen, und Suko hatte plötzlich den Eindruck, bei ihm das Gesicht eines Erwachsenen zu sehen.
Das war ihm bei der ersten Begegnung nicht aufgefallen. Hier schon, und das wiederum bereitete ihm ebenfalls eine gewisse Sorge. Zugleich erinnerte er sich daran, dass er kurz vor seinem Wegtreten noch die Stimmen mehrerer Personen gehört hatte.
Der Junge konnte also nicht allein hier sein.
Von der rechten Seite her hörte er das Lachen. Suko drehte nicht den Kopf und hätte es wohl auch nicht gekonnt, denn die kalte Mündung der Waffe sagte genug.
»Jetzt kann ich dir deine Fresse zerschießen!«, hörte er den Sargträger sagen. »Einfach so, weißt du? Ich schaue dann zu, wie dein Gehirn herausfliegt…«
Suko rührte sich nicht. Es hätte auch keinen Sinn gehabt, den Stab ziehen zu wollen, dieser Hundesohn rechts von ihm wäre immer schneller gewesen.
Gefährliche Situationen waren ihm nichts Neues. Auch in seinem angeschlagenen Zustand überriss er sie und fragte sogar mit leiser Stimme: »Warum tust du es nicht?«
»Weil ich etwas Besseres für dich weiß.« Die Antwort wurde von einem Kichern begleitet.
»Ah ja…«
»Klar, Chinese. Du wirst bei Jenny bleiben können. Ich habe mich dazu entschlossen, dass ihr zusammenbleibt. Ist das nicht wunderbar?«
Suko kämpfte noch immer gegen seine Schwäche an. Er sah die Wände, die sich scheinbar bewegten, auf ihn zukamen, ihn aber nicht berührten, sondern sich wieder zurückdrängten.
Zwar blieb Jenny auf ihrem Platz sitzen, aber auch sie schwankte zusammen mit dem Schemel von einer Seite zur anderen, aber sie kippte nicht um.
»Was meinst du damit?«, fragte Suko nach einem tiefen Atemzug, der seinen Zustand aber auch nicht verbesserte.
»Hat dir die Kleine nichts erzählt?«
»Was sollte sie erzählt haben?«
»Tu nicht so. Sie hat uns bestimmt gehört, als wir uns unterhalten haben. Wir haben über etwas ganz Besonderes gesprochen. Über unser Versteck, über unser Loch.«
»Was ist das?«
»Dein Grab, Chinese. Und auch das dieser Jenny Orwell. Aber es fasst noch mehr Personen, wie du dir sicherlich denken kannst. Und einen werden wir uns noch nach euch holen. Deinen Freund, der so neugierig durch das Dorf schleicht.«
»Sie wissen, wer ich bin?«
»Aber klar. Du bist ein Bulle. Wir haben dich durchsucht. Nur Pech, dass wir hier uns vor der übrigen Welt kaum fürchten, und da sind uns auch die Bullen egal. Dem Versteck auch. Bullenfleisch ist etwas ganz Besonderes, denke ich.«
»Ich kann das Messer nicht mehr halten, Onkel Mason«, sagte der Junge.
»Ja, ja, schon gut, keine Sorge. Du bist doch erwachsen, Dennis. Du fühlst dich so, nicht wahr?«
»Trotzdem…«
Suko schaute zu dem Jungen hin. Es war warm. Suko schwitzte. In seinem Gesicht zuckte es, und es zuckte auch rechts neben seinem Gesicht, als die Mündung der Waffe von seiner Haut verschwand.
Einen Moment später war sie wieder da. Zusammen mit der Waffe. Da hieb sie gegen seinen Kopf.
Wieder wurde die rechte Seite getroffen, und diesmal schien für Suko die Welt unterzugehen…
***
Das Bügeleisen hätte mich tatsächlich mit der heißen Unterseite mitten im Gesicht erwischt. Ich zuckte zwar noch zurück, aber das war nicht mehr nötig, denn Heather Plummer hatte die Länge des Kabels nicht genau berechnet.
Das Eisen ruckte, blieb mitten über dem Bügelbrett stehen und fiel dann auf die Hose.
Der Schrei der Frau glich schon der einer Wahnsinnigen. In diesem Moment sah sie ihre Felle davonschwimmen, und sie entwickelte sich zu einer Furie.
Sie wollte mir trotzdem an die Wäsche. Der Hass hatte sie regelrecht aufgeladen, und mit einem heftigen Ruck riss sie den Stecker aus der Dose, um wieder mehr Bewegungsfreiheit zu haben.
Sie zerrte das Bügeleisen zu sich heran, umfasste den Griff, hob es an, um es noch mal zu schleudern.
Diesmal klappte es besser.
Aber sie erwischte mich nicht, denn ich hatte mich zur Seite gedreht. Das Eisen flog an mir vorbei und krachte gegen den linken Torpfosten. Von dort aus fiel es zu Boden, wo es liegen blieb.
Ich hatte wieder meine alte Position
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