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1226 - Das Versteck

1226 - Das Versteck

Titel: 1226 - Das Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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eingenommen. Abermals standen wir uns gegenüber.
    Vor kurzem noch hatte ich den Hass in den Augen der Frau gesehen. Der war zwar auch jetzt vorhanden, aber er vermischte sich mit einem anderen Gefühl.
    Heather Plummer war plötzlich unsicher geworden. Sie hatte sich so auf die Attacke verlassen und musste nun erleben, dass sie nichts mehr in den Händen hielt. Und das im wahrsten Sinne des Wortes.
    Ich sagte nichts. Ich wollte sie nicht provozieren und erst zur Ruhe kommen lassen, um dann die entsprechenden Fragen zu stellen, auf die ich Antworten haben wollte, denn ich war sicher, dass sie verdammt gut informiert war.
    Sie stand da und bewegte ihre Füße. Ebenfalls bewegten sich die Augen, und zwar so wie bei einem Menschen, der nach einer neuen Chance oder nach einem Ausweg sucht.
    Im Moment gab es den nicht, und mit einem Bügelbrett würde sie mich nicht angreifen.
    »Ich denke, die Vorzeichen haben sich gedreht«, sagte ich.
    »Jetzt bin ich an der Reihe.«
    »Ich weiß nichts.«
    »Das Werfen des Bügeleisens war ein Mordversuch.«
    »Nein, Notwehr.«
    »Habe ich Sie angegriffen?«
    »Nicht körperlich. Aber…«
    »Hören Sie auf«, sagte ich. »Geben Sie auf. Sehen Sie ein, dass Sie verloren haben.«
    »Ich verliere nicht. Sie sind hier eingedrungen. Ich hatte das Recht, mich zu verteidigen.«
    »Niemand hat Sie angegriffen. Außerdem bin ich von Berufs wegen dazu berechtigt, Ermittlungen durchzuführen. Sie haben soeben einen Polizisten angegriffen.«
    Ob ich sie mit dieser Erklärung geschockt hatte, wusste ich nicht. Jedenfalls sah es so aus, denn sie hatte große Augen bekommen und starrte mich sprachlos über das Bügelbrett hinweg an.
    »Wie gefällt Ihnen das?«
    »Sie sind ein Bulle?«
    »Sicher. Scotland Yard.«
    Heather Plummer überlegte. Sie biss sich auf die Unterlippe, sie holte mehrmals pfeifend Atem, bis sie sich gefangen hatte und die Achseln zuckte. »Auch wenn Sie vom Yard sind, Sie können mir nichts anhaben. Außerdem herrschen hier andere Gesetze, verdammt noch mal. Hier ist nicht London, verstehen Sie?«
    »Das weiß ich.«
    »Dann hauen Sie ab!«
    Ich schüttelte den Kopf. »Sie sollten sich nicht zu oft wiederholen und sich etwas anderes ausdenken, Mrs. Plummer. Erst wenn ich herausgefunden habe, warum lebende Menschen in einen Sarg gelegt werden, verlasse ich diesen verdammten Ort. Da können Sie versuchen, was Sie wollen, Mrs. Plummer.«
    Eingeschüchtert hatte ich sie mit diesen Worten nicht. Sie begann sogar zu lachen und legte den Kopf zurück. »Was wissen Sie denn?«, fuhr sie mich danach an. »Was wissen Sie schon? Nichts, gar nichts, verdammt! Sie sind leer, einfach nur leer. Was hier abgeht, hat einen tieferen Sinn. Und Sie haben alle gegen sich. Keiner aus dem Dorf wird Ihnen zur Seite stehen. Was getan werden muss, kann man nicht so abbrechen, das muss getan werden.«
    »Und was ist das? Lebende Menschen lebendig begraben? Gehen Sie hier so vor?«
    »Ja!«
    »Warum?«, fasste ich nach. »Wo sollte Jenny Orwell hingebracht werden? Die wievielte Person war es schon, die man hier auf diese schreckliche Weise umgebracht hat? Waren es die Menschen, die bei Ihnen übernachteten? Haben Sie die Leute alle lebendig begraben? Haben Sie dafür gesorgt und sie eingelullt?«
    »Nicht alle.«
    »Ah, so ist das.«
    »Ja, und Sie werden auch noch an die Reihe kommen, das schwöre ich Ihnen.«
    »Wohin sollte Jenny gebracht werden?« Ich blieb beim Thema und wollte mich nicht durch irgendwelche Drohungen ablenken lassen.
    Die Hände der Frau glitten über das Bügelbrett hinweg. Erst jetzt fiel mir auf, dass aus der Haut kleine dunkle Haare wuchsen, und auch unter der Nase hatte sich ein dünner Damenbart angesammelt.
    »Ich warte nicht gern!«
    »Finden Sie es heraus.«
    »In den Wald«, sagte ich aufs Geratewohl.
    Sie mochte sich zwar gut in der Gewalt haben, aber eine perfekte Schauspielerin war sie nicht, denn sie zuckte leicht zusammen und zugleich fuhren die balkenartigen Brauen in die Höhe. Damit wusste ich, dass ich Recht hatte, und wiederholte meine These. »In den Wald also.«
    »Ja.« Sie hatte sich entschlossen zu reden. Plötzlich strahlten sogar die Augen. Sie fühlte sich wahnsinnig im Vorteil, denn sie kannte sich hier aus. »Der Wald ist wichtig«, flüsterte sie mir zu. »Sogar sehr wichtig. Dort ist er, der auf die Leichen wartet, Sinclair. Unser Freund…«
    Ich hatte plötzlich einen Erfolg erreicht, wollte der Frau allerdings nicht so recht glauben. Jemand, der

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