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1227 - Verschollen im Mittelalter

1227 - Verschollen im Mittelalter

Titel: 1227 - Verschollen im Mittelalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Smith
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pftpft, Klappe zu, Ritter putt.«
    »Ich könnte meinen Bogen mitnehmen«, schlug Nelson vor. Er hatte zwar mindestens ein Jahr nicht trainiert, aber beim letzten Wettkampf war er immerhin unter die letzten drei gekommen.
    »Ich dachte, der hieß Robin Hood oder doch Lord Nelson?«, stichelte Judith.
    »Könnte nicht schaden«, entgegnete Luk ohne Judith zu beachten. »Mit den entsprechenden Pfeilen jedenfalls. Immerhin sind es die angelsächsischen Pfeilschützen gewesen, die mit ihren Langbögen das Ende der Rittervorherrschaft eingeläutet haben.«
    »Was haltet ihr von einem Elektroschocker?« Judith grinste. »Psss, psss, und der Kerl sieht aus wie Doc Brown aus ›Zurück in die Zukunft‹.«
    Nelson und Luk blickten sie irritiert an. Judiths Augen blitzten regelrecht. Die Vorstellung, einen Ritter auf diese Weise unter Strom zu setzen, schien ihr einen perversen Genuss zu bereiten.
    »Ich schlage vor«, sagte Nelson, um zur praktischen Seite ihres Unternehmens zurückzukehren, »dass wir am Sonntag starten. Die Burg ist dann einigermaßen leer und niemand wird uns vermissen.«
    Luk nickte. »Am Sonntag.«
    Judith grinste nicht mehr. »Okay, okay. Sonntag also.«

11
     
     
     
    Er hatte sich unbeobachtet gefühlt, als er mit seinem Sturmfeuerzeug das Lagerfeuer entzündet und später seifte Brote verschlungen hatte. Er war allzu sorglos gewesen – und jetzt sollte er dafür büßen. Der Bauer musste ihm die ganze Zeit über zugesehen haben.
    Jetzt erst begriff er dessen Bestürzung. Diese Mischung aus grenzenloser Angst und fassungslosem Erstaunen in seinem Gesicht. Für ihn war er ein Zauberer, »aus dessen Händen Feuer wächst«. Zu allem Überfluss hatte er seine Brote auch noch in Frischhaltefolie eingepackt – in »durchsichtige Haut« – und damit sein Schicksal endgültig besiegelt.
    Verdammt, so ist es gewesen, dachte er.
    Konzentrier dich, befiehlt er sich, während sein Unterbewusstsein wahrnimmt, dass nicht weit von ihm Holz aufgeschichtet wird. Denk nach, verdammt! Du bist…
    »Ich bin doch bloß ein Spielmann«, hört er sich sagen, »und komme von weit her. Ich bringe den hohen Herrschaften meine Lieder dar und schenke ihnen die Weisheit der Welt. Im fernen China hat man mir das Handfeuer und in Mesopotamien das durchsichtige Papier verehrt. Ich habe es für Kaiser Friedrich und Papst Gregor…«
    »Schweig!«, schreit der Hagere und augenblicklich senkt sich eine Grabesstille über den Platz. »Schweig, du Ketzer, und wage nicht, den Heiligen Vater zu besudeln, indem du seinen Namen mit deiner giftigen Zunge formst. Ein Spielmann, ha! Ein schöner Spielmann ist das, dessen Laute jault wie eine kranke Katze! Winseln wirst du, wenn die Flammen nach dir lecken!«
    Aus den Augenwinkeln sieht er, wie einer der Wächter mit einer brennenden Fackel über den Platz läuft. Er blickt ihm nach und erkennt zu seinem Entsetzen, dass die Holzscheite vor der Kirche zu einem kleinen Turm aufgeschichtet worden sind, dessen Fundament aus Reisigbündeln besteht. Ein Scheiterhaufen! Er soll auf dem Scheiterhaufen verbrennen!
    »Ich… ich…«, stammelt er und zerrt an seinen Fesseln.
    »Schweigen sollst du, Bote der Hölle!«, donnert der Hagere und macht seinen Häschern ein Zeichen. »Das göttliche Feuer wird dich reinigen, auf dass deine Seele unbefleckt in den Himmel fahre und der Allmächtige sich deiner erbarme!«
    Wie aus dem Nichts taucht plötzlich der gedrungene Mönch neben ihm auf. Seine Augen funkeln böse, während er ihn anstarrt und eine Litanei anstimmt, Verse, die in seinem Mund wie Verwünschungen klingen.
    Verzweifelt beobachtet er, wie inmitten des Scheiterhaufens ein Pfahl hochgezogen wird und vier Schergen mit brennenden Fackeln ihre Position einnehmen.
    Tausend Bilder schießen ihm durch den Kopf: sein Vater, den er doch gar nicht kennt, der ihn jetzt aber ernst und traurig zugleich anblickt, als nehme er Abschied; Professor Winkeleisen, der irgendwelche Formeln an die Tafel kritzelt und durch ihn hindurchblickt wie durch Glas; Sarah, das Mädchen aus dem Dorf, das seine Wange streichelt und ihm einen letzten Kuss auf die Stirn gibt.
    Was hat er diesen Menschen denn getan, dass sie ihn ohne mit der Wimper zu zucken opfern wie ein Lamm?!
    Zwei Kerle packen ihn und zerren ihn mit sich, während der Mönch mit seiner weißen, filzigen Kutte voranschreitet, Schritt für Schritt Richtung Scheiterhaufen, Schritt für Schritt seinem schrecklichen Ende entgegen.
    Der Mob hat zu kreischen

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