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1227 - Verschollen im Mittelalter

1227 - Verschollen im Mittelalter

Titel: 1227 - Verschollen im Mittelalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Smith
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unbedachte Äußerung verrieten.
    Die Klamotten stanken nicht schlecht – aber das war Absicht. Von Professor van der Saale hatten sie erfahren, dass die Mönche im Mittelalter nur alle drei bis vier Wochen Gelegenheit fanden, sich zu waschen. Für diesen Zweck mussten sie im Übrigen eine komplette Garnitur zum Wechseln mitnehmen – schließlich wollten sie nicht nackt auf das Trocknen der Kleider warten.
    Als Nelson dermaßen verkleidet vor die anderen trat, hatte Luk den Rasierapparat bereits in der Hand.
    »Nee, oder?«, stöhnte Judith.
    »Keine Chance«, erwiderte Luk.
    Sie beugte ihren Kopf nach vorn und Luk stutzte ihre blonden Haare zunächst auf eine Länge von zwei, drei Zentimetern und rasierte im Anschluss das Haupt kreisförmig aus, sodass nur noch ein Kranz von kurzen Haaren übrig blieb.
    Luk begutachtete sein Werk und fing lauthals an zu lachen. »Echt geile Matte«, gluckste er und Nelson fiel in sein Lachen ein.
    »Na wartet!«, zischte Judith und schnappte sich den Rasierer. »Jetzt seid ihr dran!«
    Nachdem auch die beiden ihr Haar gelassen hatten, standen sich die drei gegenüber und musterten sich grinsend. Plötzlich prustete Luk wieder los. Judith verzog das Gesicht. Ohne Zweifel hatte es sie am härtesten getroffen. Denn der Paradiesvogel, der sie eben noch gewesen war, hatte sich innerhalb weniger Minuten in eine plattköpfige Schleiereule verwandelt, ein Eindruck, der durch die schwarzen Schatten, die sie sich um die Augen herum geschminkt hatte um männlicher zu wirken, noch verstärkt wurde.
    »Komischer Kauz«, bemerkte Nelson und Luk bekam einen weiteren Lachanfall.
    »Das müssen wir für die Nachwelt dokumentieren!«, rief er und zückte seine Digitalkamera.
    »Wehe!«, warnte Judith, aber da flammte bereits der Blitz auf. »Jetzt bist du fällig, Bruder Tuck«, stieß Judith hervor und schnappte sich den Fotoapparat. Am Ende musste auch Nelson dran glauben.
    »Jetzt aber«, mahnte er, nachdem sie noch eine Weile rumgeblödelt hatten.
    Sie verstauten ihr Gepäck im hinteren Teil der Zeitmaschine und nahmen nebeneinander vor dem Monitor Platz.
    »Und du bist sicher, dass sie funktioniert?«, fragte Luk, dem plötzlich der Schweiß auf der Stirn stand.
    »Das werden wir gleich sehen.«
    Der Computer war bereits hochgefahren. Nelson aktivierte die Laserkanonen und fütterte den Rechner mit seinen Befehlen. Plötzlich begannen die Lichtbündel zu rotieren, erst langsam, dann immer schneller. An ihrer Schnittstelle tauchten die Strahlen in jenen Zylinder, der das Bose-Einstein-Kondensat enthielt. Aufgeregt beobachtete Nelson, wie sich das gebündelte Licht zu einem feinen Fächer ausbreitete und sie wie ein Netz umschloss, eine Art durchsichtiger Iglu, der unmerklich vibrierte. Vom Zylinder ausgehend verfärbten sich die Strahlen von rot zu violett hin zu blau.
    »Kaltes Licht«, murmelte Nelson, fasziniert von der Metamorphose, die sich vor seinen Augen vollzog.
    Plötzlich verwandelte sich auch die Oberfläche des Bildschirms vor ihnen. In der Mitte erschien eine achtstellige Zahl, die langsam zu blinken begann.
    »Das heutige Datum!«, rief Luk. »Nur umgekehrt!«
    Auf die Jahreszahl folgte der Monat und schließlich der Tag. Wie hypnotisiert starrten die drei Freunde auf die Ziffernfolge, in die mit einem Mal Bewegung kam.
    Luk deutete auf die letzte Ziffer. »Seht, er zählt rückwärts!«
    Tatsächlich verringerte sich die Ziffernfolge jeweils um eine Einheit, wobei Nelson das Tempo allzu gemächlich vorkam. Bei dieser Geschwindigkeit würde ihre Reise Stunden, wenn nicht Tage dauern. Ungeduldig starrte er auf den Bildschirm. Verfolgte den steten Fluss der Ziffern und kam allmählich zur Ruhe. Was bedeuteten in diesem Fall Stunden oder Tage? Schritt die Zeit gerade voran oder bewegte sie sich rückwärts? Passierte überhaupt irgendetwas um sie herum?
    Der Gedanke versetzte ihm einen Stich: Was, wenn das Ganze hier ein Scherz war? Er stellte sich vor, wie sie sich, endlich angekommen, auf den Weg zum Fluss machten, dem aufregendsten Abenteuer ihres Lebens entgegen, nur um am Ende des Tunnels auf ihre Mitschüler zu treffen, die sich halb tot vor Lachen auf dem Boden krümmten und sie glucksend begrüßten: »Willkommen im Mittelalter!«
    Er verscheuchte den Gedanken. Das war unmöglich. Natürlich funktionierte die Zeitmaschine! Levent war mit ihr ja bereits unterwegs gewesen. Die eigentliche Frage war eine ganz andere: Was erwartete sie am anderen Ende der Zeit? Die Hölle oder

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