Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1227 - Verschollen im Mittelalter

1227 - Verschollen im Mittelalter

Titel: 1227 - Verschollen im Mittelalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Smith
Vom Netzwerk:
versprochen, dass ihr mir zu trinken gebt, ich habe Durst, fürchterlichen Dur…«
    »Schweig!«, fuhr ihn der teiggesichtige Mönch an. Bis dahin hatte er sich im Hintergrund gehalten. Jetzt trat er vor und blitzte Luk aus seinen kleinen Schweinsaugen boshaft an. »Du bist unwürdig, das Gewand eines Minderbruders zu tragen. Muss Gott dich erst lehren, Maß zu halten und den Lastern abzuschwören?!«
    Luk sah ihn an wie ein Kind, das zu Unrecht gescholten wird. »Aber… ich…«, stotterte er, »ich…« Er schluckte den Rest hinunter und blickte schmollend zu Boden.
    Judith eilte ihm zu Hilfe. »Wer bist du, dass du dich aufspielst wie Gott, unser Richter?« Sie war kaum noch zu halten. Ihre Augen sprühten Funken, vor denen der feiste Mönch fast unmerklich zurückwich. »Ich verlange, unverzüglich dem Burgherrn vorgeführt zu werden! Der wird euch schon in eure Schranken weisen!«
    Einen Augenblick lang war es totenstill. Die Anwesenden hielten die Luft an und blickten abwechselnd zu Judith und dem dicken Mönch. Dessen Augen flackerten gefährlich. Den Bruchteil einer Sekunde sah es so aus, als wollte er seine Häscher auf sie hetzen. Dann besann er sich eines Besseren. Er wechselte einen schnellen Blick mit dem Hageren und trat einen Schritt zurück. Sein Kompagnon tat es ihm gleich. »Geht«, knurrte er kaum hörbar. »Verschwindet! Und lasst euch nie wieder hier blicken.«

17
     
     
     
    »Uh! Das war knapp.« Sie hockten auf dem Mäuerchen, das den Kräutergarten umgab, und blickten in den sternenklaren Himmel. Eine kühle Brise umspielte ihre nackten Beine. Es roch nach Thymian und Salbei. Nelson sog den Duft ein wie ein Ertrinkender. Er konnte noch immer nicht fassen, wie kurz davor sie gewesen waren, Levents Schicksal zu teilen.
    Judith dagegen hatte Mühe, ihren Zorn zu bändigen. »Was bildet sich der Wichser ein? Dass er uns einschüchtern kann?! Hätte ihm in die Eier treten sollen, wenn er überhaupt welche hat…!«
    Luk sah sie vorwurfsvoll an. Sein Blick war immer noch vernebelt. »Du hättest nicht so mit ihm reden dürfen«, tadelte er sie. »Bedenke, er ist einer von uns.«
    »Einer von uns?!« Judiths Stimme überschlug sich. »Einer von uns?! Das ist ein Monster, ein Sadist, der kaltblütig dabei zusieht, wie Levent in seinem stinkenden Loch verreckt! Wach endlich auf. Du bist kein verdammter Mönch, sondern ein Freak aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert, der das Pech hatte, in eine Zeit zu geraten, die ihm superschlecht bekommt! Einer von uns… Dieser Fettsack würde keine Sekunde zögern, dir dein pickeliges Fell über die Ohren zu ziehen und deine Eingeweide den Schweinen vorzuwerfen!«
    Luk sah sie betreten an. »Aber ich… wir sind doch…«, stammelte er und rang nach Luft. Dann weinte er plötzlich. Dicke Tränen rannen ihm über die Wangen.
    »Ist alles gut«, versuchte ihn Nelson zu beruhigen wie ein Vater sein Kind. »Du hast geträumt. Aber jetzt musst du aufwachen. Wir brauchen dich.«
    Einen Moment schwiegen sie, als hinter ihnen plötzlich ein Ast knackte. Nelson zuckte zusammen. »Verzeiht«, sagte eine Stimme, »ich wollte euch nicht erschrecken, aber…«
    Sie wirbelten herum. Wenige Meter entfernt stand Severin, an der Hand seine treue Begleiterin Adiva.
    »… aber unser Nachtlager ist dort drüben, wir haben gebetet, als wir eure Stimmen vernahmen. Der Wind trug eure Worte an unser Ohr und ich dachte…« Er stockte und beide kamen näher. »Mir steht nicht zu, euch zu belehren«, fuhr er leise fort. »Also verzeiht mein anmaßendes Verhalten. Aber ich muss euch warnen. Ihr solltet vorsichtiger sein. Die Mauern und Bäume hier haben Ohren.«
    Nelson stutzte. Hatte der Blinde verstanden, was sie gesagt hatten?
    »Wollt ihr uns nicht Gesellschaft leisten?«, fragte Severin. »Wir liegen nicht weit von hier. Dort wo sich der Duft des Thymians mit jenem der roten Rose paart.«
    Sie folgten den beiden zu einem prächtigen Rosenbeet, hinter dem Severin und Adiva eine Decke ausgebreitet hatten. Der Blinde hatte nicht zu viel versprochen. Hier duftete es herrlich – süß und würzig zugleich. Nelson konnte sich nicht erinnern, je einen so intensiven Wohlgeruch wahrgenommen zu haben. Zugleich bot das Nachtlager Schutz vor dem auffrischenden Wind.
    »Ich möchte nicht aufdringlich erscheinen«, begann Severin zögernd, als sie es sich auf der Decke bequem gemacht hatten. »Der Herr, müsst ihr wissen, hat mir die Gabe verliehen, mich in fremden Idiomen zu bewegen und

Weitere Kostenlose Bücher