123 - Der Tempel im Dschungel
umstimmen. Sein feiner Instinkt warnte ihn. Er gab nicht nach.
„Ich führe dich hin", sagte Reena widerwillig. „Aber wir wollen uns beeilen, damit wir noch vor Einbruch der Dunkelheit zu der magischen Grotte gelangen."
Sie waren noch nicht weit vorangekommen, als Unga eine Bewegung zwischen den hohen Farnen sah. Er drängte Reena hinter einen mit Würgflechten überzogenen Baum. Der Cro Magnon hatte den Kommandostab wieder am Gürtel hängen und wartete mit der Geduld eines lauernden Tigers. Eine Gestalt wankte zwischen den Bäumen hervor, stolperte, fiel über eine Wurzel und erhob sich wieder. Sie trug eine zerrissene gelbe Kutte; ihr Kopf war kahlrasiert, das Gesicht verzerrt, verschwollen und entstellt. Ab und zu stöhnte die Gestalt. Sie kam an Unga und Reena vorbei, ohne auch nur in ihre Richtung zu blicken. Der Cro Magnon spürte eine dämonische Ausstrahlung, aber er sah auch, daß der Gelbgekleidete Qualen litt. Es war die Kutte eines Padmas, die er anhatte. Unga sah im Schatten der Urwaldbäume, daß der Padma eine Rückenwunde hatte, die noch recht frisch sein mußte. Es war eine merkwürdige Wunde, die sehr tief war, aber nur wenig geblutet hatte.
„Was sollen wir machen?" wisperte Reena.
Unga handelte, anstatt zu reden. Mit drei Sprüngen war er bei der wankenden Gestalt, packte sie und riß sie herum. Ihre Arme waren schlank, der Knochenbau zart. Erst jetzt erkannte Unga, daß er eine Frau vor sich hatte, eine Padma-Sadhu. Aus der Nähe spürte er mit seinem ausgeprägten Instinkt deutlich das Dämonische, das die Frau völlig erfüllt und vergiftet hatte. Die Frau stöhnte und schlug mit den Fingernägeln nach Ungas Gesicht. Mühelos zwang der Cro Magnon sie auf den Boden nieder. Er nahm den Kommandostab und versuchte, die sich Sträubende zu hypnotisieren. Es ging nicht, sie heulte nur dumpf.
Reena war herangekommen und sah voller Mitleid auf die Frau mit dem verschwollenen, entstellten Gesicht herab.
„Meine arme Schwester", sagte sie. „Die Dämonen haben von ihr Besitz ergriffen. Gibt es denn keinen Weg, sie zu retten?"
„Man könnte die Wunde in ihrem Rücken ausbrennen", sagte Unga. „Mit meinem Kommandostab. Das ist keine natürliche Wunde, sondern eine magische."
„Dann wollen wir es tun."
Der Cro Magnon nahm die stöhnende Frau und trug sie an eine Stelle, wo Sonnenlicht durch das dichte Blätterdach der Urwaldriesen fiel. Affen keckerten in den Bäumen, und ein paar Vögel flogen auf und schwirrten über die Menschen hinweg.
Unga legte die Frau mit dem Bauch auf den Boden und zerriß die Kutte an ihrem Rücken vollends. Die dämonisch verseuchte Padma-Sadhu sträubte sich jetzt nur noch schwach. Der Cro Magnon nahm den Kommandostab und betrachtete die merkwürdige Rückenwunde. Reena hockte sich neben ihm nieder.
„Könnte von einem Dolchstich herrühren", sagte der Cro Magnon. „Aber wenn es ein Dolch war, muß er das Herz durchbohrt haben. Eine magische Waffe vielleicht."
Er benutzte den Kommandostab wie ein Brennglas. Die Sonnenstrahlen fielen durch die Öffnung am Schaftende, wurden gebündelt und magisch umgewandelt und aufgeladen. Unga konnte mit dem Kommandostab wie mit einem Laser schweißen und selbst in Titanstahl Löcher brennen. Er hoffte, daß der magische Lichtstrahl das Gift aus der Wunde herausbrannte. Es war eine Roßkur, und sie barg viel Risiko, aber Unga wußte, daß ein von Dämonie erfüllter Mensch wie die Padma-Sadhu mit normalen Mitteln nicht mehr zu retten war. Entweder würde die Frau sterben oder völlig zu einer dämonischen Kreatur werden, wenn er nicht zum letzten Mittel griff.
Die Frau bäumte sich auf und schrie. Die Rückenwunde lief erst rot an, dann dunkel und wurde schließlich gelb. Es quoll etwas wie Eiter heraus, wurde vom gebündelten Strahl des Kommandostabs versengt und aufgelöst.
Normalerweise konnte Unga mit seinem Kommandostab glatt ein Loch durch einen menschlichen oder tierischen Körper brennen. Bei einer magischen Wunde war es anders.
Die Padmafrau ächzte und stöhnte. Es stank scheußlich. Vielleicht zehn Minuten lang quoll das gelbe Zeug aus der Wunde, dann versiegte der eiterartige Strom. Etwas Blut floß nach.
Unga hielt sofort die Hand über die Öffnung des Kommandostabs, damit er der Frau kein Loch in den Rücken brannte. Die Wunde nahm eine normale Färbung an, das Blut gerann. Die Frau stöhnte erleichtert auf, so als wäre sie von etwas Scheußlichem und Schmerzhaftem befreit worden.
Unga, der auf ihrem
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