123 - Der Tempel im Dschungel
schaute auf den funkelnden Haufen; im Feuerschein gleißten und glänzten die Schätze, schienen ein eigenes Leben zu haben.
Die vier Menschen vor Unga und Reena wußten nicht, was los war, ahnten nichts von Padmas und Chakras, von Janusköpfen und Dämonen. Für sie waren Ungas Argumente verworren und viel zu schwach im Vergleich zu den Schätzen. Der Cro Magnon mußte eine List anwenden. Am besten wäre es gewesen, die Expeditionsmitglieder mit dem Kommandostab nacheinander zu hypnotisieren und fortzuschicken. Aber das konnte Unga nicht, solange er so scharf und mißtrauisch betrachtet wurde. Er mußte das Mißtrauen der Expeditionsmitglieder zerstreuen und darin einen nach dem anderen in seine hypnotische Gewalt bringen.
„Ich glaube nicht, daß die beiden feindselige Absichten haben", sagte da Liz Ballard. „Sonst wären sie nicht so offen hergekommen. Wenn sie uns etwas hätten antun wollen, wäre es viel einfacher für sie gewesen, zu warten, bis wir schlafen, und den Wachposten zu überwältigen."
„Ich traue ihnen nicht", sagte Roger Ballard. „Ein Mann und eine Frau, ohne Feuerwaffen und ohne größere Ausrüstung, die mitten im Dschungel auftauchen - da stimmt was nicht."
„Aber ihr müßt uns glauben!" sagte Reena eindringlich. „Sonst geschieht ein großes Unglück." „Außer sterben und einmal am Tag Stuhlgang haben muß ich gar nichts", sagte Roger Ballard grob. „Los, hebt die Flossen! Ihr werdet jetzt gefesselt. Dann wollen wir beraten, was mit euch geschieht. Verdammt noch mal, wo steckt denn nur Chet? Ed, geh zum Tempel und hol ihn, ja?"
In diesem Moment gellte ein Schrei aus dem Shiva-Tempel heraus. Voller Angst und Schmerz schrie dort drinnen ein Mann. Der Schrei erstickte in einem Gurgeln, dann herrschte wieder Stille. Die Expeditionsteilnehmer starrten sich, blaß geworden, mit weit aufgerissenen Augen an.
Unga faßte sich als erster. Er riß den Kommandostab vom Gürtel. „Das war Shivas Wächter. Er hat sich den Mann geholt, der in den Tempel gegangen ist. Gebt mir eine Lampe, dann will ich hineingehen und sehen, ob noch etwas zu retten ist!"
Ungas bestimmtes Auftreten, seine befehlsgewohnte Stimme und seine Furchtlosigkeit zogen die anderen in seinen Bann. Auch Roger Ballard hatte nichts dagegen, ihn vorgehen zu lassen. Radschendra Bhandri gab Unga eine Stablampe. Den Kommandostab in der Faust, ging der Cro Magnon zum Eingang des verwitterten Tempels. Finster gähnte ihm die Türöffnung mit den Säulen und Kapitellen entgegen.
Der Dschungel schwieg.
Unga betrat den modrig riechenden Tempel. Er leuchtete umher und schaute hinter die Säulenreihen. Der Steinsockel im Hintergrund des Tempels, offenbar ein Altar, war leer. Hinter dem Altar fand Unga einen Einstieg, ein viereckiges Loch im Boden, von dem eine Treppe hinunterführte.
Der Cro Magnon leuchtete hinunter, aber er konnte nicht sehen, wo die Treppe den Boden erreichte. Er schaute sich noch einmal um, wandte sich dann ab und verließ den Tempel. Draußen warteten die Expeditionsmitglieder mit schußbereiten Gewehren. Reena stand bei ihnen. Sie wurde nun nicht mehr bedroht.
„Und? Was ist?" fragte Roger Ballard.
„Der Tempel ist leer", antwortete der Cro Magnon. „Nur die Luke hinten ist offen. Eine Treppe führt in die Tiefe."
„Ja, hinunter zu den Gewölben und unterirdischen Gängen. Ein wahres Labyrinth befindet sich dort unten. Es muß früher einmal der Stützpunkt einer Sekte, eines Mönchsordens oder etwas Ähnlichem gewesen sein. Man findet nur noch Skelette unten - und unermeßliche Schätze. Was ist mit der Shiva-Statue auf dem Altar? Ist dir an ihr etwas aufgefallen?"
„Auf dem Steinsockel steht keine Statue."
Die Expeditionsmitglieder schauten sich überrascht an.
„Nicht'?" fragte Roger Ballard. „Das ist unmöglich! Dort muß sich eine dreieinhalb Meter hohe Statue aus Jadestein befinden. Sie steht in einem Strahlen- oder Flammenkranz…"
Unga gab Roger Ballard die Lampe.
„Überzeuge dich doch!" Er sah nicht ein, weshalb er Roger Ballard mit Sie anreden sollte, wenn der ihn duzte. „Der Tempel ist leer."
Roger Ballard nahm die Lampe. Er wollte kein Feigling sein und sich von diesem Fremden mit dem merkwürdigen Namen beschämen lassen. Der vierschrötige Mann ging auf den Tempeleingang zu, schaltete die Lampe ein und trat in den Tempel.
Auch er sah keine Statue, keinen goldenen Strahlenkranz und keinen Chet MacArthur. Roger Ballard kratzte sich am Kopf.
„Verdammt noch mal!" Er
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