123 - Schreckens-Party bei Graf Dracula
Schauspiel
eingeweiht war.
Stanko Evenn.
Die eine
Seite seines Gesichts lag im Fackelschein, die andere im Dunkeln. Um Evenns
Lippen spielte ein verräterisches Lächeln, und wie Broumsburg schien auch er
sich köstlich zu amüsieren.
Mornas Blick
wanderte von Broumsburg zu Evenn und dann auf den Schauspieler, der jetzt von
seinem >Opfer< abließ.
Sie
versteinerte.
Sie sah den
Mann, der den Vampir darstellte.
Stellte er
ihn wirklich nur dar?
Nicht nur
sein Aussehen war unglaublich realistisch, sondern auch das Feld, das er
bearbeitet hatte.
Die
dunkelblonde junge Frau lag reglos am Boden.
Das Spiel war
vorüber, sie hätte sich wieder erheben können.
Aber - sie
tat es nicht.
Im Mundwinkel
des >Vampirs< schimmerte es rot, rot schimmerten seine Augäpfel - und am
Hals der reglos am Boden Liegenden waren zwei tiefe Bißwunden zu erkennen.
»Reg!« stieß
Morna hervor, und Grauen erfüllte sie.
»Das ist kein
Spiel, das ist Ernst, blutiger Ernst!«
●
In einem
anderen Verlies, mehr als hundert Meter vom Ort des Geschehens entfernt,
erwuchs einer anderen Person eine tödliche Gefahr.
Larry Brent
lag am Boden. Draculas Überraschungsangriff hatte ihm das Bewußtsein geraubt,
und X-RAY-3 ahnte nichts von der Gefahr, die ihm drohte.
Die Vampirin
trat ins Lichtfeld, das das unruhige Flackern der Fackel schuf.
Die Frau war
eine Untote und wußte nichts mehr von ihrer Identität. Nur ein Trieb erfüllt
sie: sich mit Blut zu versorgen, sich Kraft und Stärke zu verschaffen.
Und da war
ein Opfer.
Sie ging in
die Hocke, beugte sich nach vorn und drückte Larrys Kopf herum, der matt und
ohne Widerstand auf die Seite rollte.
Dann
entblößte die Vampirin ihr Gebiß und näherte sich dem Hals des Agenten.
●
In der Küche
hielten sich zum Zeitpunkt, als Iwan Kunaritschew dort eindrang, nur drei
Personen auf.
Zwei
Küchenmädchen und ein junger Mann, der durch eine Hintertür gekommen war.
Der Mann war
Sztefan, einer der beiden Anhalter!
Sztefan hatte
die junge Frau mit dem dichten, pechschwarzen, gekräuselten Haar gepackt und
sie an sich gerissen. Sein Mund war fest auf ihren Hals gepreßt, und die weiße
Kittelschürze, die sie trug, war oben aufgerissen, so daß ihre Brüste entblößt
waren. Die junge Frau wand und drehte sich im Zugriff des Eindringlings. Sie
war es aber nicht, die schrie. Das Kreischen kam aus dem Mund der etwas älteren
Frau, die am Kohleherd stand, der mächtig geheizt war. Mehrere Pfannen und Töpfe
standen auf glühenden Platten, es brutzelte und brodelte.
Mit einem
einzigen Blick waren die Küche und die Situation zu übersehen, und Iwan
Kunaritschew merkte sofort, welch unglaubliches Schauspiel hier über die Bühne
ging.
Sztefan war
ein Vampir!
Er hob den
Blick als Kunaritschew wie ein Naturereignis einbrach.
In den Augen
des Blutsaugers glitzerte ein kaltes Licht. Seine
Zähne hatten
den Hals des auserwählten und wie gelähmt in seinen Armen hängenden Opfers
schon geritzt, aber zum Bluttrinken war der Unheimliche offenbar noch nicht
gekommen. Das Kreischen der zweiten Frau hatte eine Person, die schnell begriff
und nicht minder schnell handelte, auf den Plan gerufen: Iwan Kunaritschew!
Der Russe
erfaßte die Situation schon in dem Moment als er in vollem Lauf durch die Tür
brach.
Sztefan war
verwirrt. Seine Gier nach Blut hatte ihn offensichtlich jegliche Vorsicht
vergessen, oder Kräfte und Möglichkeiten überschätzen lassen.
Kunaritschew
schnellte mit der Gewandtheit einer Raubkatze auf ihn zu.
Sztefan und
mit großer Wahrscheinlichkeit auch Janosz waren Untote und keine Menschen mehr.
Ein
blitzschneller Gedanke ließ Iwan den Verdacht hegen, daß sie beide mit dem
blutverschmierten Glas in Berührung gekommen und sich daran verletzt hatten.
Dann stimmte mit dem Blut an den Glasscherben doch etwas nicht. Dann war es ein
besonderer Saft - aus den Adern Draculas! Und einer von Broumsburgs Gästen war
auf geschickte Weise damit >präpariert< worden!
Es gab auch
eine andere Möglichkeit, und die war wahrscheinlicher.
Sztefan und
Janosz waren während ihrer Beobachtungen des Treibens auf Schloß Kalenko jener
Person begegnet, die durch Draculas Blut infiziert worden war.
Brian
Mandell!
Doch dies
alles waren Mutmaßungen, die ihn nicht weiterbrachten.
Allein
wichtig war im Moment, dem Vampir die Zähne zu ziehen und ihn an einem Erfolg
zu hindern.
Aber auch
Sztefan, der Iwan Kunaritschew wie einen Dampfhammer herannahen sah, blieb
nicht
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