1233 - Rückkehr in die Minuswelt
nicht", antwortete Waringer, ohne von dem dreidimensionalen Diagramm aufzublicken, das der Computer in eine Holobildkugel zeichnete. „Ich halte es fast schon für ein Wunder, daß er auf der Eiswelt überhaupt existieren kann."
„Er wirkte seiner Sache überaus sicher. Der Umstand, daß sein Körper aus Virensubstanz besteht, meinte er, müsse ihn vor dem Psychofrost schützen."
„Meinte er", knurrte Waringer. „Meinen ist keine wissenschaftliche Methode."
Man sah Yling an, daß sie einem bestimmten Gedanken nachhing. Es wurde eine Zeitlang still in dem kleinen Rechenlabor, wahrend Geoffry Waringer mit gespannter Aufmerksamkeit das weitere Wachsen des Diagramms verfolgte. Schließlich war Yling mit ihren Überlegungen zu einem Ergebnis gekommen.
„Ist es denkbar, daß FRÜHTAU auch auf der Basis der bisher vorliegenden Daten durchgeführt werden kann?" fragte sie.
Waringer sah auf. Er wirkte erschrocken und schüttelte heftig den Kopf.
„Unmöglich!" sagte er. „Es gibt noch soviel Unsicherheit in den numerischen Werten der Strangeness-Konstante, daß wir mit einem solchen Versuch aufs Geratewohl eines von mehreren hunderttausend Parallelenuniversen ansteuerten ..."
„Die aber alle der Minuswelt ungemein ähnlich sind", fiel ihm Yling ins Wort.
Geoffry Waringer wiegte den Kopf. „Das wohl. Aber Ähnlichkeit genügt uns nicht; wir brauchen Identität."
Yling Reece lächelte. „War auch nur eine Idee", meinte sie.
Zu ihrer großen Überraschung bemerkte Waringer, obwohl er eben noch recht heftig auf ihren Vorschlag reagiert hatte.
„Glaub mir, ich habe auch schon daran gedacht. Aber eine solche Verantwortung bin ich nicht bereit zu übernehmen."
Auf einer der kleinen Videoflächen, die in großer Zahl an den Wänden des Labors schwebten, flackerte ein Meldezeichen. Ein rhythmisches Summen ertönte.
„Dringende Datensendung von Chort", sagte eine Computerstimme.
Yling Reece atmete auf.
„Na endlich", brummte Geoffry Waringer und setzte sich zurecht, um eine erste visuelle Sichtung des eingelaufenen Datenmaterials vorzunehmen.
*
Weitab vom hektischen Geschehen entlang des Sternentunnels, draußen in der sternenarmen Öde des galaktischen Halos, bewegte sich in majestätischer Gelassenheit ein gewaltiger Heereszug, bestehend aus Millionen und aber Millionen von Raumschiffen.
Die Endlose Armada.
Die Linearetappe, die den gigantischen Verband endgültig bis zum Eingang des Sternentunnels und auf den Weg nach Gatas, dem nächsten Chronofossil, hätte bringen sollen, war Mal um Mal verschoben worden. Die Einheiten der Endlosen Armada bewegten sich in starrer, eng geschlossener Formation mit einer Geschwindigkeit von 80 Prozent Licht. So beeindruckend die Ziffer von 240.000km/sec sich auch anhören mochte.
Bei diesem Tempo hätte es noch Jahrhunderte gedauert, bis die Spitze des Verbands in die am weitesten außen liegende Zone nennenswerter Sternendichte am Rand der Eastside eingedrungen wäre.
Man wartete.
Mit dem Eintreffen des lang erwarteten Sprungbefehls wurde in jeder Minute gerechnet.
3.
Sie hatten gesehen, wie sich das Gleitboot vom Dach des Hauptgebäudes löste und mit phantastischer Beschleunigung steil in das diesige, graue Licht des Eisfirmaments raste.
Um diese Zeit hatte sich der Stoßtrupp unter Delaidots Führung bereits mit der Hauptstreitmacht unter Tormsen Vary vereinigt. Aus der Höhe kurvte eine humanoide Gestalt heran und landete in unmittelbarer Nähe des Ertrusers.
„Ihr habt gute Arbeit geleistet", lobte Tormsen Vary in seiner charakteristisch knappen Art.
Ernst Ellerts Helm klappte zurück. Der Metamorpher achtete nicht auf das Lob. Er reckte den Arm in die Höhe und wies in die Richtung, in der vor wenigen Sekunden das Gleitboot verschwunden war.
„Da geht er hin", sagte er düster. „Ich hatte gehofft, daß wir ihn fassen könnten," Der Ertruser winkte ab.
„Was nützte uns das?" fragte er. „Außer daß wir ein weiteres Maskenelement unschädlich gemacht hätten. Es gibt ihrer noch mehr auf Chort. Ein anderes hätte seinen Platz eingenommen."
„Was ist aus Ragoposch geworden?" erkundigte sich Delaidot.
„Es gibt ihn nicht mehr", antwortete Ellert grimmig. „Posbis, von Elementen des Krieges gesteuert, haben ihn vernichtet."
Er wandte sich an Tormsen Vary.
„Das Fort hat eine Besatzung von zweihundert Posbis", sagte er. „Du solltest zusehen, daß du sie so bald wie möglich unter Kontrolle bringst. Außerdem gibt es eine
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