1240 - Das Knochenkreuz
lobte der Grusel-Star, ohne jedoch seine Waffe vom Kopf der Kommissarin zu nehmen.
»Kommen wir zum zweiten Teil des Spiels. Ich möchte, dass du auch dein verdammtes Kreuz wegwirfst, Sinclair.«
Auf diesen Befehl hatte ich fast gewartet. Nur konnte ich van Akkeren damit nicht dienen, und das gab ich ihm auch zu verstehen. »Tut mir Leid, aber ich trage das Kreuz nicht bei mir!«
Es sah wirklich so aus, als wollte van Akkeren im ersten Ansturm seiner Gefühle abdrücken, und ich befürchtete, das Falsche gesagt zu haben, aber er riss sich zusammen, und in seiner Antwort schwang leichte Verwunderung mit.
»Du… hast das Kreuz nicht?«
»So ist es.«
»Ich glaube dir nicht.«
»Das ist dein Problem, aber…«
»Beweise es mir!«
Darauf hatte ich mich in den letzten Sekunden schon einstellen können. Van Akkeren kannte mich. Ich kannte ihn, und so wusste er auch, dass ich normalerweise mein Kreuz vor der Brust trug. Was ich anschließend tat, mochte zwar etwas befremdend aussehen, aber mir blieb keine andere Möglichkeit.
Ich hob den Pullover an, auch das T-Shirt, das ich als Unterhemd trug, und so schaute van Akkeren auf meine kreuzlose Brust.
»Ist das Beweis genug?«
»Nein!«
Ich ließ Hemd und Pullover wieder sinken. »Was willst du denn noch sehen, verflucht?«
»Deine Taschen!«
»Bitte.« Er kannte mich wirklich gut. Ich kehrte das Futter von unten nach oben. Spätestens jetzt hätte das Kreuz herausfallen müssen, wenn seine Annahme stimmte, aber auch das traf nicht zu. Ich breitete die Arme aus.
»Bist du zufrieden?«
»Sinclair«, sagte er fast singend, »ich traue dir nicht. Nein, verdammt, ich traue dir nicht.«
»Das ist aber dein Problem.«
»Weiß ich. Ich werde dich auch nicht fragen, warum du ohne Kreuz herumläufst, ich bin gekommen, um hier die Zeichen zu setzen. Ich will das Kreuz, und ich werde es bekommen.«
»Daran kann ich dich leider nicht hindern.«
Auf meine Bemerkung ging er nicht ein. Ich war auf der anderen Seite froh, dass er sich nicht weiter um das Kreuz kümmerte. Gezielte Fragen, verbunden mit Drohungen gegen Annica Dobel hätten mich noch in die Zwickmühle gebracht.
Die beiden Männer, die schon zuvor das Kreuz aus der Nische hatten holen sollen, bekamen den Befehl. »Hebt es an, und dann sage ich euch, was weiterhin damit geschieht.«
Die zwei Typen schienen auf diese Worte nur gewartet zu haben, denn sie setzten sich sofort in Bewegung. Sie hatten es schon vorher fast aus der Nische gehoben, und durch dieses Training wussten sie auch, wie sie es anzufassen hatten.
Dass das Kreuz insgesamt etwas eingesackt war, war van Akkeren wohl nicht aufgefallen. Vielleicht hatte er dem auch keine Bedeutung beigemessen, und ihm fiel auch nicht auf, dass zwischen den Gebeinen mein Kreuz steckte.
Van Akkeren war ein Mensch, aber auch ein Dämon. Irgendwie war er beides, und wenn er etwas hasste, dann war es unter anderem mein Kreuz. Es stand auf der anderen Seite. Es war zudem ein Zeichen des Sieges, und über diesen Graben sprang er nicht.
Seine Leute taten, was sie tun mussten. Sie waren geschickt, denn sie wussten, dass sie, wenn sie das Knochenkreuz fallen ließen, sich leicht als Strafe eine Kugel einfangen konnten. Für van Akkeren war es sehr wichtig, wenn er das Zeichen des Sieges auf seine Seite ziehen und es seinen anderen Templer-Feinden präsentieren konnte. Das kam schon einem psychologischen Sieg gleich.
Synchron hoben die Männer das Knochenkreuz an. Wie erwähnt, es war fast zwei Meter hoch, und auch Knochen sowie Schädel hatten ihr Gewicht. Die beiden mussten sich schon anstrengen, aber sie bekamen es hoch, nur wackelte es verdächtig.
Die zwei anderen Männer konnte van Akkeren nicht zur Unterstützung herbeizitieren. Sie standen im Hintergrund und bewachten uns. So blieb es bei den anderen.
Für Annica, Suko und auch mich hatte sich die Lage um keinen Deut verbessert. Deshalb hüteten wir uns vor zu schnellen Reaktionen. Aber wir waren auf der Hut und schauten genau nach, was mit dem Kreuz passierte.
Die Männer hatten es jetzt aus der Nische geschafft. Sie hielten es von zwei Seiten fest. Jetzt kam ihnen der recht breite Untergrund zugute, denn dort fanden ihre Hände Halt. Vor ihnen ragten die seitlichen Totenköpfe auf, und zwar so hoch, dass sie ihnen einen Teil der Sicht nahmen.
Sie hielten es fest. Sie zitterten dabei, und auch in ihren Gesichtern bewegte sich die Haut um die Mundwinkel herum.
Wir hörten ihr Keuchen, doch Vincent van
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