1240 - Kampf um das Technotorium
Die kleineren Versionen dienten jedoch auch als Aufklärer, Kundschafter und Boten.
Von der äußeren Form her glichen diese künstlichen Produkte frühterranischen Flugechsen. Die beiden, die wir entdeckt hatten, waren wenig größer als Tauben. Sie setzten unbeirrt ihren Flug fort, aber ich zweifelte nicht daran, daß sie bereits eine Alarmmeldung per Funk abgesetzt hatten.
Es vergingen keine zehn Minuten, bis mein Verdacht bestätigt wurde. Ein ganzer Pulk von großen Ratanen, auf deren Rücken jeweils zwei oder drei Paladine hockten, raste heran.
Wir wurden eingekreist Waffen richteten sich auf uns, aber wir dachten ohnehin nicht daran, Widerstand zu leisten. Zwei Paladine schwangen sich von ihren Ratanen und rasten auf ihren Laufhänden auf uns zu.
Angesichts der seltsamen Kreaturen ergriff ein ungutes Gefühl von mir Besitz. Auf den ersten Blick sahen die Paladine wie natürliche Lebewesen aus. Sie waren dies jedoch nur im weitesten Sinn, denn letztlich handelte es sich bei ihnen um künstliche Produkte aus den gentechnischen Fabrikationsanlagen der Tiziden. Bei unserem Aufenthalt im Land Mhuthan hatten Atlan und ich einen gewissen Einblick in diese Werkstätten bekommen.
Dort wurden Zell-Matritzen als Originalmuster gespeichert nach deren Vorbild Mhuthans Soldaten in theoretisch beliebiger Zahl nachproduziert oder geklont werden konnten.
Die Paladine waren nicht als menschenähnlich zu bezeichnen, obwohl sie im Prinzip wie natürliche Lebewesen aussahen. Die etwa zwei Meter großen Gestalten bewegten sich auf langen, kräftigen unteren Extremitäten, die wir als Lauf hände bezeichneten, denn die standen an Beweglichkeit und Geschicklichkeit den Händen der beiden Armpaare in nichts nach. Alle Hände der Paladine mündeten in sechs Finger und zwei Daumen.
„Soldat V-276.441 und K-080.911", tönte es aus den münzgroßen Sprechmembranen des einen Paladins. „Wer seid ihr?"
Auf den breiten Schultern saß ein halsloser, zylindrischer Kopf. Die obere Schädelhälfte bestand aus sechs bunten Ringen, die fast ununterbrochen ihre Farbe wechselten. In diesen Ringen waren die Sinnesorgane untergebracht. Mit ihnen sahen, hörten und rochen die Paladine. Darunter waren vier Atemöffnungen zu erkennen, die leicht pulsierten.
„Ich heiße Je", antwortete ich schüchtern. „Und das ist At. Wir gehören zu den Omoren, die es nicht mehr gibt. Wir sind traurig und einsam. Das Schicksal hat uns übel mitgespielt, und jetzt suchen wir einen neuen Herrn, dem wir dienen können."
Die Paladine antworteten nichts. Ich konnte mir aber vorstellen, daß sie über verborgene Funkgeräte ihre Herren informierten.
Ein wichtiges Kriterium war dabei die Beurteilung unseres Grauzustands. Berlenbek Janz hatte uns genau darüber informiert, wie sein Spezialkybermodul Ky es angestellt hatte, als er das Vertrauen des Grauen Lords gewann. At und ich durften als angebliche Omoren nicht sehr viel anders auftreten.
Unsere TIRUNS paßten sich hervorragend unseren Wünschen an. Sie holten aus unseren Gedanken die notwendigen Verhaltensmuster, erzeugten damit unser verändertes Erscheinungsbild und unterstützten dies noch durch die zusätzliche Tarngesinnung. Letztere war gegenüber den Paladinen zwar nicht unbedingt erforderlich, da diese nach unserem Wissen nicht über telepathische Fähigkeiten verfugten. Wir wollten jedoch von Anfang an ein möglichst perfektes Bild abgeben.
Atlan gab die vorbereiteten Erklärungen ab. Er berichtete vom Untergang des omorischen Volkes, von der ungewollten Völkerwanderung, der wir uns hatten unterziehen müssen und von neuen Herren, die wir suchten, um ihnen mit unserer Gabe der Wahrheitsfindung zu helfen.
Unsere fehlenden Arme und die glatte, fast graue Haut unserer Körper, sowie unser passives Verhalten mußten die grauen Kunstwesen überzeugen. Ob ihre wahren Herren und - insbesondere Lord Mhuthan selbst so reagierten, blieb abzuwarten. Zur Not blieb uns aber immer noch die Möglichkeit, mit den TIRUNS zu kämpfen oder zu fliehen.
Die Paladine zeigten keine Reaktion.
Die münzgroßen, grauen Sprechmembranen am unteren Rand ihrer Köpfe bewegten sich nicht mehr. Der eine Paladin kam auf mich Zu. Seine Pranken klopften meinen Körper ab, als könnte er so etwas Verdächtiges feststellen. Ich verhielt mich ganz still und betrachtete das Retortenwesen in aller Ruhe.
Unter der hellgrauen Haut waren dicke Muskel- und Sehnenstränge zu erkennen. Die einteilige Kampfmontur unterschied sich kaum
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