1242 - Geheimbund Omega
hielten sich zurück und mischten sich nicht ein, denn die Woodward war so etwas wie eine Chefin. Aber Sarah sah auch die Veränderung in den Augen dieser Person, die sie völlig falsch eingeschätzt hatte. Jetzt zeigte sie ihr wahres Gesicht. Nichts regte sich darin und das war auch bei den Augen der Fall. Sie schauten so gnadenlos und schienen das Innere der Horror-Oma sezieren zu wollen.
Nein, diese Frau würde ihren Weg gehen, das stand für Sarah fest. Und sie würde ihn bis zum bitteren Ende gehen.
Trotz der bedrohlichen La ge, in der sich Sarah befand, war sie klar im Kopf. Es gehörte einfach zu ihr, dass sie auch nachdachte und versuchte, hinter die Dinge zu schauen. Das hatte sich in diesem Fall auch nicht geändert.
Mit ihrer nächsten Frage überraschte sie Hilde Woodward.
»Warum nur?«, fragte sie leise. »Warum nur tun Sie das alles? Warum begehen Sie diese Verbrechen? Was haben Sie davon? Macht es Ihnen Spaß, ändere Menschen sterben zu sehen? Oder steckt in Ihnen ein pervertiertes Helfer-Syndrom? Wie muss ich das sehen?«
Hilde Woodward deutete ein Nicken an. »Das sind viele Fragen auf einmal, Mrs. Goldwyn und das in ihrer Lage. Alle Achtung. Aber ich kann Ihnen die Antwort geben. Es ist wichtig für mich und für unsere Organisation. Wir haben einen bestimmten Weg beschritten, den wir nicht verlassen. Es gibt andere Mächte und Kräfte, die hier ihre Zeichen gesetzt haben. Der Tod ist für viele sehr wichtig. Für uns auch und für ganz andere.«
»Dann steckt also mehr dahinter?«
»Das glauben Sie mal, Sarah.«
»Was?«
Hilde Woodward schüttelte den Kopf. »Nein, meine Liebe, nein. Sie werden sterben, ohne es je erfahren zu haben. Auch das müssen Sie mir abnehmen.«
»Nein, ich…«
»Es reicht!«
Die letzte Antwort war in einem Ton gesprochen worden, der keinen Widerspruch duldete. Sarah schloss für einen Moment die Augen. Wieder hatte sie das Gefühl, wegzuschwimmen und auf den Wellen dahin zu treiben. Sie merkte auch, wie ihr Herz immer heftiger schlug und ihr die Beine schwer wurden. Es sah nicht gut aus und auf Hilfe konnte sie nicht hoffen.
Soll ich mir Vorwürfe machen?, dachte sie.
Nein, gab sie sich selbst die Antwort. Sie hatte getan, was getan werden musste. Die Dinge waren eskaliert. Damit hätte auch jemand wie John Sinclair nicht rechnen können und sie erst recht nicht. Da hatte sich was aufgebaut, das keiner von ihnen hatte vorhersehen können. Ich habe in ein Wespennest gestochen und nun muss ich die Konsquenzen tragen, dachte sie. Das ist eben mein Problem.
Hilde Woodward nickte Sarah zu. »Ich denke, wir haben genug geredet. Es ist an der Zeit, Taten folgen zu lassen. Dass es keinen Sinn hat, sich zu wehren, wissen Sie.«
»Keine Sorge«, erklärte die Horror-Oma, »ich werde es Ihnen schon nicht so schwer machen.«
»Danke.«
Der Sarkasmus war nicht zu überhören gewesen. Obwohl die Woodward nichts tat, war ihr anzusehen, dass es für sie keine Umkehr gab. Sie würde ihren Weg gehen und nicht davon abweichen.
Sarah warf einen Blick auf die Schlinge. Der Graue hielt sie noch immer fest, aber er hatte sie gesenkt, so dass sie jetzt nicht mehr in ihrer Augenhöhe baumelte. Sie hing nach unten durch, zitterte leicht, aber sie war nicht weniger gefährlich.
Sarah spürte den leichten Stoß im Rücken. Sie wusste, dass sie gehen musste und mit der rechten Hand deutete Hilde Woodward die Stufen der Treppe ho ch. Auf dem ersten Absatz gab es die perfekte Gelegenheit, um die Schlinge an dem quer stehenden Geländer zu befestigen. Es war nicht hoch. Vielleicht ein Meter, bevor der nächste Treppenabsatz begann, der zum Dach führte.
Sarah ging.
Natürlich waren ihre Beine schwer und natürlich kam ihr in den Sinn, wie oft sie diesen Weg schon gegangen war. Sie erinnerte sich auch daran, dass ihr Leben in diesem Haus nicht immer gerade verlaufen war. Es hatte Angriffe gegeben. Von gefährlichen Hexen, von Dämonen und auch Monstern.
Zusammen mit Jane Collins hatte sie die Angriffe abwehren können und vor Janes Einzug sogar allein.
Jetzt war sie allein. Es gab die Detektivin nicht hier in der Nähe. Sie ging ihrem Job nach, was auch so sein musste.
Schließlich war sie kein Kindermädchen. Das wollte Sarah auch nicht.
Sie war niemand, der andere Menschen einengte, aber jetzt wünschte sie sich schon, dass ihr jemand zur Seite stand.
John Sinclair und sein Freund Suko gehörten auch nicht zu den Hellsehern. Sie mussten sich an Fakten halten. Fakt war, dass
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