1243 - Die Maschinen des Dekalogs
ersten fast katastrophalen Ereignissen auf Trakarat nun Ruhe eingekehrt sei, obwohl man noch immer auf einen Kontakt mit den Saskroojern wartete.
Die Nachrichten endeten.
Path Baál hockte zufrieden in dem breiten Sessel. Sie schaltete das Bild ab und gleichzeitig auf einen Kanal, der nur Instrumentalmusik brachte. Auf den Anblick der antiken Geiger verzichtete sie ebenso wie auf das Bild der positronischen Musikproduzenten. Sie wollte nur hören und denken.
„Zieht die Mücken ab", murmelte sie. „Sie sind uns im Weg. Nachor, der Armadaprinz, wünscht ebensowenig eine Verzögerung wie Perry Rhodan. Klar?"
Sie lachte auf, aber es war mehr ein verzweifeltes Lachen, das ihren schlafenden Vater treffen sollte, aber nicht erreichte.
Sie stand auf, nahm das unberührte Glas ihres Vaters und leerte es in einem Zug.
„Pfui!" Das Mädchen spie auf den Boden.
„Zieht die Mücken ab", wiederholte sie. Ihr Blick traf den heftig schnarchenden Vater.
„Und so weiter. Warum merkt keiner, daß ich das weiß? Anders weiß! Nicht nur gehört."
Ihre Augen fanden das Chronometer. Es war zwei Stunden vor Mitternacht. Mutter schlief sowieso schon. Vater auch. Und Bonemes war beim Hobbyclub.
Sie brauchte jetzt jemand, zu dem sie reden konnte. Und jemand, der
*
ihr eine Antwort gab. Und da war ja auch noch die Sache mit dieser unverschämten Leuchtschrift, die die wahren Zusammenhänge nur verwirrte und verfälschte.
„Gute Nacht, Herr Baál!" kam es sarkastisch über ihre Lippen. „Ich schalte deine 3-D-Glotze jetzt ab. Kaputt mache ich sie nicht noch einmal, denn das nützt ja nichts. Ich kämpfe überhaupt nicht mehr gegen dich oder für mich. Ich gehe jetzt. Aber keine Sorge, lieber Vater, der du - wie Bonemes sagt - nicht weißt, wohin du gehörst. Ich komme wieder. Und wenn es am letzten Tag meines Lebens ist. Du sollst erleben, wenn er mich hört. Nur hört, Vater! Verstehen wirst du es kaum, denn wer nur glotzt, verliert den Kontakt zu denen, die ihn einmal geliebt haben. Armer Vater! Arme Mutter! Armer Bonemes..."
Sie schüttelte ihren rotblonden Kopf.
„Bonemes, der Club." Ihre Stimme war nun wieder leise, obwohl Pholo Baál beharrlich schnarchte. „Ich komme. Zu euch in den Club. Aber irgendwann wird ein kleines Mädchen dir zeigen, daß du..."
Sie verstummte, denn ihre Gedanken verrannen sich in mehrere Ideen, von denen keine dominierte.
Sie verließ das Haus. Den Weg zum Treffpunkt kannte sie gut genug.
Unterwegs schaltete sie ihre Gedanken ab, denn alles, was sie wollte, war ein bißchen Zerstreuung aus ihrer Unzufriedenheit.
„Nachor", flüsterte sie sich amüsiert zu, „der Armadaprinz. Er", und damit wich sie unbedeutend und geringfügig vom Originaltext ab, „wünscht ebenso wenig eine Verzögerung wie..."
Sie kletterte über die Ruinen der Altstadt. Sie tat dies mit der Gewohnheit eines Kindes, das sich holprig bewegt, aber seinen Pfad kennt. Der Treffpunkt war nicht mehr weit.
„Und was wünsche ich?" sagte sie und hielt an. Vaters Getränk verfehlte seine Wirkung nicht ganz. „Dich will ich sehen! Nicht haben! Sehen! Du würdest nicht zu jammern brauchen. Du solltest nur einmal sehen, daß du nicht ärmer oder besser dran bist als ich oder Vater."
Das Getränk, das sie zu schnell geleert hatte, schränkte ihre Sinne immer mehr ein.
Path stolperte, aber sie erkannte daraus, daß sie besser auf sich aufpassen mußte. Ihre Sinne ordneten sich wieder.
„Ich kann nicht zu dir kommen", flüsterte sie. „Also komm du zu mir!"
Zieht die Mücken ab, wisperte eine Stimme in ihrem Kopf. Sie wußte bei jedem Wort, daß es ihre eigene Stimme war. Sie sind uns im Weg. (Würden so die Armada-Völker zu uns von der Milchstraße sprechen?) Nachor, der Armadaprinz, wünscht ebenso wenig eine Verzögerung wie Perry Rhodan. Klar? (Würde der unbegreifliche Nachor so sprechen? Oder würde er so sprechen?)" Der Eingang der Höhle tauchte auf. Path kramte ihr kleines Päckchen hervor, das die Kutte mit der Kapuze enthielt. Sie streifte sich die Tarnung über und trat in den Eingang.
Der Kontrolleur lauschte auf die Worte vom Podium. Er hätte sie gar nicht bemerkt, wenn sie sich nicht geräuspert hätte.
„Reichlich spät." Path erkannte an der Stimme, daß es sich um ein Mädchen handelte.
„Name?"
Path sagte ihre Zahl und wurde eingelassen.
Das Mädchen an der Eingangskontrolle hielt sie fest.
„Du hast etwas versäumt", hörte Path. „Es wurde darüber abgestimmt, ob die Schrift
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