1243 - Die Maschinen des Dekalogs
sind die Abgeordneten, um euch zu empfangen. Wir setzen ganz große persönliche Hoffnungen in euch, denn Ordoban hat uns Verheißungen deutlich werden lassen, die unsere Träume erfüllen werden. Wir haben euch sicher verärgert, weil wir uns dumm und unwissend ausgedrückt haben. Wir bitten um Vergebung, aber der lange Weg zurück in die Heimat ist schwer. Gebt uns die Chance eines Gesprächs. Wir bitten darum im Namen aller Heether und der Armada-Völker, die uns begleiten."
Dra Thonns Gehirne arbeiteten Hand in Hand, aber sie kamen beide zum gleichen Ergebnis. Eine Bedrohung war nicht gegeben, aber es mußte sich hier um Verwirrte oder Verrückte handeln.
Ein leichter Schauder lief über den Rücken des Haluters, ein sicheres Zeichen, daß die erwartete Drangwäsche nun wieder beschleunigt näher rückte.
„Dra Thonn", grollte er und schlug sich mit zwei Fäusten auf die Brust, daß es nur so dröhnte. Die akustische Übertragungsanlage der MELODIE DER NACHT produzierte ein paar häßliche Übersteuerungen, aber das schien die Rüsselwesen nicht zu berühren.
„Das bin ich. Kommt nur, ihr Verwirrten. Meine Freunde und ich werden euch zeigen, wo eure Heimat ist."
Er entblößte sein furchterregendes Gebiß und lachte in die Aufnahmeoptik, „Ihr werdet noch darum flehen, mir nie begegnet zu sein."
„Also mag er keine Musik", sagte das Rüsselwesen, das auf dem Trompetenschiff der Heether aus dem Aufnahmewinkel gedrängt worden war. „Aber das ist ja egal. Die Hauptsache ist doch, daß sich unser Traum von der Heimkehr erfüllt."
Dra Thonn gab der Positronik der MELODIE DER NACHT die Anweisung, die anderen sieben Haluter, die kurz vor der Drangwäsche standen, per Transmitter zu ihm zu bitten.
„Haltet eure Schiffe an", donnerte er gleichzeitig los, „bis wir verhandelt haben." Bei dem Wort „verhandelt" verzog sich sein raues Gesicht zu einem dämonischen Grinsen. „Dann macht einen Transmitter fertig. Die Daten werden gleich übertragen. Schickt euer Kommando für das, was ihr ein Gespräch nennt. Es wird ein Indie-Flucht-Jagen werden, denn niemand hat das Recht, sich Halut zu nähern."
„Wir kommen gern nach Hause", sagte der, der sich Camus Vlihn genannt hatte.
Das andere Rüsselwesen (nach terranischen Maßstäben weiblich, sagte sich Dra Thonn, der ja eingeschlechtlich war) drängte sich vor die Hyperkomeinrichtung.
„Ich bringe dir eine Melodie mit, ja? Natürlich stoppt unser Pulk. Wer eine Ewigkeit die Heimat gesucht hat, dem kommt es auf ein paar Atemzüge mehr oder weniger doch nicht an. Magst du Melodien, Dra?"
Trotz der nahen Drangwäsche reagierte der Haluter seltsam ruhig.
„Mein Schiff", sagte er und bemühte sich dabei, nicht zu grollen oder die Zähne zu zeigen, „ist eine Melodie. Es ist die MELODIE DER NACHT."
„Wunderbar!" Baila Honim schmatzte vor Vergnügen mit ihrem Rüssel. „Ich bringe dir die Melodie der Sehnsucht. Ich könnte dich umarmen, Dra. Wir kommen."
Die Daten für die Transmitterverbindung wurden überspielt. Inzwischen trafen die anderen Mitglieder von Dra Thonns „Komitee" auf der MELODIE DER NACHT ein. Bei Traker war der Zustand so schlimm, daß er am liebsten die gesamte Einrichtung von Thonns Raumschiff demoliert hätte.
„Es sind Verrückte", erklärte Dra Thonn. „Wir können uns austoben, wenn sie auf unsere Forderung nicht eingehen. Laßt sie erst einmal kommen."
Er führte seine halutischen Bekannten in einen Raum in der Nähe der Zentrale der MELODIE DER NACHT. Shout und Tears hielten Traker zurück, der sich auf das Metallschott stürzen wollte, um es mit seinen Zähnen zu zermalmen.
„Es geht um die Ruhe auf Halut", erinnerte Dra Thonn noch einmal. „Dieser Rhodan und seine komische Armada können machen, was sie wollen, aber sie sollen uns in Ruhe lassen. Allein das ist unser Ziel. Wir werden diesen Heethern einen solchen Schrecken einjagen, daß die Endlose Armada Halut aus ihren Datenbänken streicht."
„Viel Zeit haben Sie dafür nicht", donnerte Traker und ballte seine vier Fäuste in Dra Thonns Richtung. „Wenn es in mir kocht, dann kocht es. Klar?"
„Wie viele kommen denn?" wollte Shout wissen. „Für mich ist das sehr wichtig, denn ich stehe vor der ersten Drangwäsche. Ich weiß nicht, wie ich reagieren werde, wenn ich die Störenfriede sehe."
Dra Thonn kam nicht mehr zu einer Antwort.
Der Transmitter spuckte zwei Wesen aus, die sich unbeholfen und rüsselschwenkend auf die acht Haluter zubewegten.
„Hah!"
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