1247 - Die Druiden-Maske
sagte.
»Wohin nach Limoux. Und warum?«
»Sie sollen eine Grabstätte erhalten. Hier und nicht in Aibon. Das hatte ich vor.«
Jetzt wussten wir Bescheid, aber wir standen trotzdem noch wie die Ochsen vor dem Berg.
»Hätten Sie sie einbuddeln wollen?«
»Nein.«
»Was wäre dann mit ihnen geschehen?«
»Ich hätte sie in die alte Kirche gebracht. In die Katakomben.« Auf einmal konnte sie ihre Antworten flüssig geben. »Da hätten Sie dann ihr Grab finden können.«
Ich wollte es kaum glauben und schüttelte den Kopf. »Sie machen sich eine derartige Mühe, Madame? Das… das… kann ich einfach nicht nachvollziehen. Nein, das ist unmöglich. Ich glaube es nicht. Nur um eine Grabstätte, für zwei Skelette zu finden, nimmt man nicht eine derartige Strapaze in Kauf. Da muss etwas anderes dahinter stecken und ich finde, dass Sie es uns sagen sollten.«
Sie sah unsere Gesichter. Sie erkannte unsere Blicke. Sie war nicht dumm und dachte nach. »Es sind gefallene Engel, die den Weg zu mir gefunden haben. Verirrte Engel, die ich nicht anders nennen kann. Sie werden mir den Weg zu meinem Ziel zeigen. Ich habe geschworen, die Maske zu finden, und nur sie sind in der La ge, dies zu tun. Durch sie komme ich an die Maske heran. Sie ist etwas so Einmaliges. Ihre Kraft ist einfach genial. Ich liebe sie.«
»Kennen Sie die Maske?«
»Nein. Aber ich habe von ihr gehört. Und ich weiß, dass ich sie besitzen muss.«
Wir hatten die Entschlossenheit aus ihrer Stimme herausgehört. In diesem Fall würde sie tatsächlich über Leichen gehen.
Aber da hatten wir noch ein Wort mitzureden, und ich sagte:
»Sie gestatten doch, dass wir Sie begleiten?«
Für einen Moment presste sie die Lippen zusammen. Man konnte erkennen, wie es hinter ihrer Stirn arbeitete. Dann sagte sie mit zischender Stimme: »Die Maske würde euch töten!«
Ich zuckte die Achseln. »Wir haben die Gefahren, die in Aibon lauern, schon öfter erlebt und leben immer noch. So einfach ist das nicht. Es wird nur ein anderes Problem geben.«
»Welches?«
»Der Weg nach Limoux. Das Wetter hat uns allen einen Strich durch die Rechnung gemacht.«
Hella Fontaine ballte die Hände zu Fäusten. »Wir werden es schaffen«, erklärte sie mit harter Stimme. »Wir werden es schaffen, darauf können Sie sich verlassen. Oder ich werde es schaffen. Sie können sich zurückziehen.«
»Das glauben sie doch selbst nicht«, meinte Suko. »Machen Sie sich keine Sorgen. Wir werden es schon schaffen. Können Sie sagen, wie weit es bis Limoux ist?«
»Ein paar Kilometer.«
»Bis zu dieser Kirche?«
»Ja.«
»Die schaffen wir auch noch. Es ist doch mal etwas Neues, wenn Menschen durch den Schnee wandern und sich dabei zwei Skelette unter den Arm geklemmt haben. Oder sind Sie anderer Meinung, Madame Fontaine?«
Damit hatte sie nicht gerechnet, und sie bewegte unruhig die Hände. »Ich werde am Bahnhof abgeholt. Wir brauchen nicht mit den Skeletten durch den Schnee zu gehen.«
»Wer holt Sie ab?«
»Ein mir bekannter Transporteur. Ich habe ihn zum Bahnhof bestellt. Ich kenne ihn gut und…«
Mein Lachen unterbrach sie. »Bei dem Schnee? Glauben Sie denn, dass er durchkommen wird?«
»Er bemüht sich. Ich zahle ihm genug«, erklärte sie mit harter Stimme.
»Und daran glauben Sie?«
»Ja, daran glaube ich.«
»Was macht Sie so überzeugt?«
Sie lächelte wie jemand, der genau weiß, dass er dem Gege nüber einen Schritt voraus ist. »Es gibt Handys. Ich habe mit ihm gesprochen und ihn an seinen Auftrag erinnert. Jean Blainaut hat versprochen, zu kommen. Dazu braucht er nicht unbedingt ein Fahrzeug. Er wird auf das zurückgreifen, was es schon früher gegeben hat. Auf ein Pferdefuhrwerk. Damit kann er es durch den Schnee schaffen, hat er versprochen.«
Suko und ich schauten uns an. Das war tatsächlich eine Möglichkeit. Daran hatte keiner von uns gedacht, und ich konnte mir ein anerkennendes Nicken nicht verkneifen.
»Alle Achtung, Madame Fontaine, Sie wissen schon, wie die Dinge laufen. Wirklich.«
»Das lernt man als alleinstehende Geschäftsfrau«, erklärte sie kühl. »Es wird nur einige Verzögerungen geben, aber das ist nicht tragisch. Jean Blainaut kommt, darauf können Sie sich verlassen.« Sie deutete auf die offenen Särge. »Ich denke mal, dass sie jetzt wieder geschlossen werden können.«
»Ja«, stimmte ich ihr zu. »Der gute Mann soll sich ja nicht erschrecken. Oder weiß er, welchen Inhalt er da wirklich transportieren muss?«
»Nein, das weiß
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