1247 - Die Druiden-Maske
nicht überrascht, als er uns sah. Ein knapper Gruß, dann schaute er auf die beiden Särge.
»Tote transportierst du doch wohl nicht - oder?«
»Nein.«
Blainaut lachte meckernd. »Hätte ich mir auch nicht vorstellen können. Echt nicht. Was ist es denn?«
»Mumien.«
»Ach!« Er lachte wieder. »Echt? Mumien? Sind das wirklich Mumien, die da in den Särgen liegen?«
»Du weißt doch, welchem Job ich nachgehe.«
»Ja, ja. Wer mit alten Dingen handelt, kommt wohl an Mumien nicht vorbei.«
»So ist es«, erklärte die Händlerin knapp. Sie wies auf die beiden Särge. »Wir sind nicht hier, um viel zu reden. Wir sollten sie so schnell wie möglich umladen.«
Er schaute uns an. »Zu dritt kein Problem.«
Das sagte sich so leicht. Wenig später stellten wir fest, dass die Särge verdammt schwer waren. Einen Vorgeschmack dessen hatten wir schon bei den Sargdeckeln bekommen, doch das war kein Vergleich zu dem, was wir jetzt zu schleppen hatten.
Aber es klappte.
Wir konnten die beiden Totenkisten durch den offenen Ausstieg schaffen und schließlich auf die Ladefläche rutschen lassen. Die Pferde bewegten sich dabei nicht. Sie standen wie festge wachsen im tiefen Schnee. Hin und wieder schüttelten sie ihre Köpfe oder schnaubten laut, so dass vor ihren Mäulern die kalte Luft als Nebelwolken entlangströmte.
Auch wenn die Schatten der Dämmerung immer dunkler und auch länger geworden waren, so hatte man unsere Aktion doch gesehen. Wir wurden angeschrien, aber es traute sich niemand in die Nähe, bis auf den Bediensteten, der Hella Fontaine die Tür des Waggons geöffnet hatte. Mit den Beinen stampfend und mit den Armen rudernd, bewegte er sich durch den tiefen Schnee und blieb keuchend bei uns stehen.
»He, was soll das? Was ist los, verdammt?«
»Wir laden aus!«, erklärte Hella.
»Das sehe ich. Na und?«
»Es ist nicht mehr Ihr Problem.« Sie trat dicht an ihn heran und drückte dem Überraschten etwas in die linke Hand.
Er schaute kurz hin und nickte. »Wenn das so ist, dann ist ja alles in Ordnung.«
»Genau. Wir verschwinden.«
Der Bedienstete wirkte erleichtert. Er bedachte uns noch mit schrägen Blicken. Bevor er eine Frage stellen konnte, kam Suko ihm zuvor.
»Ja, wir fahren auch mit, nachdem wir unser Gepäck geholt haben.« Er wandte sich an mich. »Ich gehe mal eben.«
»Und bringen Sie meinen Koffer bitte auch mit, wenn Sie können!«, rief Hella ihm nach.
»Ich bemühe mich.«
Der Mann von der Bahn sagte nichts mehr. Er war froh, aus dem Schneider zu sein und zog sich auch zurück.
Die Särge standen nebeneinander auf der Ladefläche des Wagens. Hella Fontaine kletterte zu Blainaut auf den Bock, während ich mir die Särge als Sitzplatz aussuchte.
Suko erschien mit dem Gepäck. Es war für ihn kein Problem, die drei Stücke zu tragen. Zwar schauten ihm neugierige Blicke nach, aber es blieb bei den Blicken, denn niemand rief ihm etwas nach, um ihn zu stoppen.
Ich wartete ab, bis Suko an die Ladefläche herangetreten war.
Dann nahm ich ihm die Gepäckstücke ab und schleuderte sie hinter die Särge. Suko stieg ebenfalls auf und fand seinen Platz auf dem Sargdeckel.
Hella Fontaine drehte sich um. Dabei lachte sie uns an. »Geht es Ihnen gut?«
»Immer!«, rief Suko zurück.
»Dann können wir ja starten.«
Das hatte auch Blainaut gehört. Er knallte mit der Peitsche und schnalzte mit der Zunge.
Die Pferde schüttelten unwillig die Köpfe. Aber sie gehorchten und setzten sich in Bewegung.
Dass unsere Reise so weitergehen würde, hatten wir uns auch nicht vorgestellt…
***
Es war die berühmte Fahrt durch den Schnee. Durch die herrliche Winterlandschaft, und es hätten eigentlich nur noch die Engel mit ihrem süßen Gesang gefehlt und mit Lichtern geschmückte Tannenbäume, dann wäre das Bild von einer Waldweihnacht perfekt gewesen.
Dass man woanders Weihnachten feierte, nahm ich nur am Rande meiner Gedanken wahr. Auch die Menschen im Zug waren unterwegs zu ihren Verwandten oder Bekannten gewesen. Sie würden das Fest ebenfalls nicht vergessen.
Es gab eine Straße. Auf der fuhren wir auch. Nur war sie nicht zu sehen. Der Schnee hatte alles unter sich begraben.
Manchmal erschienen an beiden Straßenseiten einige Hügel.
Darunter hielten sich Fahrzeuge verborgen. Um welche Fabrikate es sich bei ihnen handelte, war nicht zu erkennen.
Möglicherweise führte die Straße direkt in die Stadt hinein, aber die nahmen wir nicht, denn wir bogen irgendwann ab und die Pferde zogen
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