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125 - U.S.S. Hope

125 - U.S.S. Hope

Titel: 125 - U.S.S. Hope Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Parrish
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nicht böse deswegen. Bei den Nomaden, unter denen Aruula den größten Teil ihres Lebens verbracht hatte, hatte es ein Sprichwort gegeben: N’arboo leef senta ruuta –
    kein Baum lebt ohne Wurzeln.
    Vielleicht waren dieses Schiff und die Menschen darauf die Wurzeln, die Maddrax zum Leben brauchte…
    Beklommen trat die Barbarin an die Reling und blickte hinaus auf die stille See – als ihr plötzlich etwas auffiel. Auf der Steuerbordseite des Schiffes, unmittelbar unterhalb des Decks, das weit über den Rumpf hinausragte, dümpelte etwas im Wasser.
    Auf den ersten flüchtigen Blick hielt Aruula es für ein Wrackteil oder ein großes Stück Treibholz. Aber dann, als sich ihre Augen ein wenig an die Dunkelheit gewöhnt hatten, wurde ihr klar, dass es ein Boot war.
    Ein länglicher Kahn, der von vier Ruderern angetrieben wurde und dessen Heck aus einer hölzernen Plattform bestand.
    Dort vertäut standen mehrere Kisten.
    Die Gestalten, die in dem Boot saßen, vermochte Aruula nicht genau zu sehen – es war dunkel und sie wandten ihr den Rücken zu. Dennoch konnte die Kriegerin erkennen, dass es wahre Hünen waren, die das Gefährt mit raschen, fast lautlosen Ruderschlägen über das Wasser trieben.
    Instinktiv zog sie sich hinter die Reling zurück, um nicht entdeckt zu werden. Lautlos schlich sie hinter eine der Hütten, die nah am Rand des Decks gebaut waren. Von dort aus konnte sie nach unten spähen, ohne selbst gesehen zu werden.
    Das Boot kam noch näher an den Stahlwal heran. Im Bug stand eine groß gewachsene Gestalt, die eine Fackel entzündete und sie hin und her schwenkte. Daraufhin erschienen auf einer Plattform, die ein Stück unterhalb des Decks aus der Schiffswand ragte, mehrere Besatzungsmitglieder der HOPE.
    Sie hatten Seile dabei, die sie hinab warfen und die von den Hünen aufgefangen wurden.
    Aruula beugte sich weiter vor in der Hoffnung, im Lichtschein der Fackel einen Blick auf die Männer an Bord zu erhaschen. Aber im nächsten Moment warf der Hüne im Bug die Fackel ins Wasser, wo sie zischend verlosch. Man wollte nicht mehr Aufsehen erregen als unbedingt nötig.
    In aller Eile gingen die Hünen daran, die Kisten im Heck des Schiffes mit den Seilen zu verzurren, worauf sie von den Seeleuten der HOPE nach oben gezogen wurden.
    Die Kisten schienen schwer zu sein – zwei Mann waren nötig, um eine davon nach oben zu ziehen.
    Was sich wohl darin befinden mochte?
    Aruulas Neugier war erwacht. Es musste etwas Wertvolles sein, denn kaum war eine Kiste an Bord, wurde sie von mehreren Männern weggetragen. Stück für Stück wurde an Bord geholt – insgesamt zehn Kisten mit unbekanntem Inhalt.
    Dann wurden die Seile wieder eingeholt und der Kahn der Unbekannten legte wieder ab, war wenig später in der Schwärze der Nacht verschwunden.
    Kurz darauf setzte auch das leise Stampfen der Schiffsmotoren wieder ein. Aruula folgerte daraus, dass man nur aus einem Grund gestoppt hatte, nämlich um die zehn Kisten an Bord des Stahlwals zu holen. Der Captain wusste also wohl Bescheid.
    Aber was war der Inhalt dieser Kisten? Warum wurden sie heimlich nachts an Bord gebracht?
    Etwas Verbotenes ging auf der USS HOPE vor sich…
    ***
    »Liebe Mom, lieber Dad, ich nutze die vielleicht letzte Gelegenheit, euch zu schreiben. Ob euch diese Mail noch erreicht, weiß ich nicht, denn wir befinden uns in erhöhtem Alarmzustand und der Datenverkehr ist eingeschränkt. Mehr darf ich euch nicht sagen über die Dinge, die an Bord vor sich gehen. Ich habe diesmal kein gutes Gefühl. Den anderen von meiner Abteilung geht es ebenso. Irgendetwas liegt in der Luft, das können wir alle fühlen…«
    aus einer eMail von
    Seaman Charles Anderson,
    gesendet am 7.12.06, 4:38 p.m.
     
    Vergangenheit 2006
    »Wie ist Ihr Name?«, wiederholte Tonya Harlow zum ungezählten Mal. Der Mann, der ihr mit gleichmütigem Gesichtsausdruck im Vernehmungsraum gegenüber saß, antwortete auch diesmal nicht.
    Die Sicherheitschefin nickte dem Dolmetscher zu, der es auf Arabisch und Persisch versuchte – das Ergebnis blieb dasselbe.
    Vielleicht, dachte Tonya Harlow, war es ein Fehler gewesen, sich zuerst den Mann vorzunehmen, der ihr schon im Bugraum aufgefallen war. Er schien ruhiger und besonnener zu sein als die anderen, und er erweckte den Anschein eines Anführers. Aber er war auch abgeklärt genug, um auf ihre Fragen hin nicht einmal mit der Wimper zu zucken.
    »Verdammt!«, rief die Sicherheitschefin entnervt und drosch mit der Faust auf den

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