1254 - Der Satans-Kutscher
wieder hier herauskommen.«
»Dagegen hat Urban was.«
»Ja, Tim. Dann müssen wir ihn eben davon überzeugen, dass es so nicht geht.«
»Der ist zu stark.«
»Und wir sind zu dritt.«
Sie erntete ein Lachen. »Was nutzt das, wenn man es mit einem Teufel zu tun hat?«
Sie schluckte. Es dauerte eine Weile, bis sie eine Frage stellen konnte. »Wieso mit einem Teufel?«
»Er hält sich doch dafür, verdammt. Er hat uns gesagt, dass er und der Teufel wie Brüder sind. Er muss sich verdammt gut mit ihm verstehen.« Tim Allen beugte sich Jane entgegen. »Und dann hat er uns noch etwas klar gemacht. Es ist ja noch recht früh, aber diese Nacht wird entscheidend sein.«
»Warum?«
»Weil wir dann zu dritt in die Hölle fahren!«
Die letzte Antwort hatte Jane doch mitgenommen. Sie spürte wieder die Stiche im Kopf. Es konnte auch daran liegen, dass sie zusammengeschreckt war.
Beide Mitgefangenen schauten sie gespannt und auch ängstlich an. Sie warteten auf eine Reaktion, aber sie erlebten keine Panik, denn Jane hielt sich sehr zurück. Sie dachte nur nach und schaute dabei zum ersten Mal seit ihrer Gefangenschaft auf die Uhr.
Genau konnte sie nicht sagen, wie lange sie bewusstlos gewesen war, aber es war noch nicht einmal zwei Stunden vor Mitternacht. Sie hatten demnach eine lange Zeit vor sich.
Trotz allem war sie auf keinen Fall gewillt, aufzugeben. Und das sagte sie den jungen Männern auch.
»Wir werden etwas dagegen unternehmen, denn ich habe keine Lust auf eine Höllenfahrt. Mal eine Frage am Rande. Wo sind wir hier eigentlich?«
»Wir stehen nicht mehr auf der Straße. Er hat uns zu den Ruinen hoch geschafft.«
»Ah ja.« Sie drehte langsam den Kopf, schaute aus dem Fenster und versuchte, etwas zu erkennen, was so gut wie unmöglich war, denn die Schatten der Nacht verdeckten alles. Sie glichen einem gewaltigen Tuch, das sich lückenlos über das gesamte Land ausgebreitet hatte und kein Licht durchließ.
Selbst die Reste der Ruinen waren so gut wie nicht zu erkennen.
»Sieht nicht gut für uns aus«, sagte Tim.
»Noch haben wir eine Chance.«
Beide mussten lachen. »Super«, meinte Archie. »Und wovon träumst du in der Nacht?«
Jane gab ihm keine Antwort. Stattdessen griff sie in die Tasche und holte ihr Handy hervor. Das hatte man ihr nicht abgenommen. Sie dachte daran, dass sie Sarah Goldwyn versprochen hatte, sie anzurufen, wenn der Fall geklärt war. Aber sie hätte sie auch so angerufen, nur um ihre alte Freundin zu beruhigen.
»Ein Handy, wie schön!«, spottete Archie. Er hatte viel Spaß und schlug dabei auf seine Schenkel.
»Ja, ein Handy, stört euch das?«
»Kannst du vergessen!«
»Warum?«
»Hier kriegst du keine Verbindung. Das ist nicht drin. Kannst du halten, wie du willst. Das ist unmöglich. Ich sage es dir. Aber du kannst es ja versuchen.«
»Dann habt ihr es schon probiert?«
»Einmal?«, höhnte Tim.
»Schon gut, schon gut. Aber ihr gestattet, dass ich es trotzdem versuche.«
»Okay.«
Es blieb beim Versuch. Das Handy war tot wie ein Fisch, der schon zwei Stunden auf dem Trockenen lag. Jane war nicht zu enttäuscht. Es wäre auch zu leicht gewesen. Sie dachte daran, dass sie hier in einem Käfig saßen, der alles, was von außen her an sie herangetragen wurde, einfach abhielt. Sie kamen einfach nicht weiter mit den Hilfsmitteln der Technik. Da war die Magie stärker, wenn man diesen Ausdruck für die Kraft der Hölle benutzen wollte.
»Wir können nur warten!«, flüsterte Archie. »Wenn er wieder hier erscheint, beginnt die Fahrt in die Hölle.«
»Kennt ihr ihn denn besser?«
»Nein, nur den Namen«, meinte Tim. »Wir wussten nicht mal, dass er hier oben lebt.«
Jane hatte den jungen Mann genau angeschaut. Sie war überzeugt, dass er ihr nicht die Wahrheit gesagt hatte. Inzwischen ging sie davon aus, dass dieser Kutscher sehr wohl einen Grund gehabt hatte, die beiden festzunehmen, aber sie wollte dieses Thema vorerst lassen. Sie musste die Typen als ihre Verbündeten ansehen.
»Ist dieser Russell Urban eigentlich ein Mensch?« wollte sie wissen.
Mit dieser Frage hatte sie beide überrascht. Sie konnten sich zu keiner Antwort entscheiden.
»Sieht er aus wie ein Mensch?«
»Ein Tier ist er nicht«, sagte Archie.
»Es gibt ja auch noch etwas anderes als nur Menschen und Tiere.«
»Was denn?«
»Ein Ungeheuer. Ein Dämon, ein…«
»Wir sind nicht im Kino.«
Jane runzelte die Stirn. »Manchmal wird das Kino von der Wirklichkeit noch übertroffen, daran
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