1254 - Der Satans-Kutscher
Unterhalt nicht eben legal verdienten. Jane hatte da ihre Erfahrungen sammeln können, aber sie fragte die beiden nicht danach, denn jetzt waren sie aufeinander angewiesen und konnten sich keine Streitigkeiten erlauben.
»Wie hat man euch denn geholt?«, wollte sie wissen.
Tim Allen lachte. »Ganz einfach. Man hat uns gefangen genommen. Plötzlich war der Alte da…«
»Der Kutscher?«
»Ja. Er heißt Russell Urban. Ein Hundesohn. Ein Schwein. Raffiniert und mit dem Teufel im Bunde.«
»Hat er euch das erzählt?«
»Klar«, sagte Archie Rickman. »Das hat er. Bevor wir uns versahen, waren wir seine Gefangenen.«
»Ohne Grund?«
Beide hoben die Schultern. »Für die Fahrt in die Hölle braucht man keine Gründe«, sagte Allen. »Hat er uns erklärt.«
»Ja«, meinte Jane. »Dann frage ich mich, wann die Fahrt in die Hölle starten soll.«
»Das weiß keiner von uns. Er hat es uns nicht gesagt. Aber er wird es uns sagen, wenn es soweit ist. Dann geht es ab zum Teufel!«
So locker wie die beiden jungen Männer sich gaben, waren sie nicht. Jane spürte schon ihre Angst, die sie nur mühsam überspielen konnten. In einer derartigen Lage hatten sie sich nie zuvor befunden, aber sie hatten sich auch nicht dagegen gestemmt, und das wiederum wunderte sie und reizte sie auch nachzufragen.
»Habt ihr denn nicht versucht, euch aus dieser verdammten Kutsche zu befreien?«
Tim und Archie schwiegen, bevor sie sich anblickten. Dann lachten sie wie auf Kommando.
»Was gibt es da zu lachen?«
Archie deutete auf die Tür. »Dann versuch es mal. Los, geh hin und versuch, die Tür zu öffnen.«
»Das werde ich auch, wenn ich mich wieder normaler bewegen kann und die Schmerzen zurückgegangen sind.«
Allen stand geduckt auf. »Ich zeige es dir. Dann wirst du schon sehen, was passiert.«
Die Tür hatte innen einen Griff, der nur nach unten gedrückt werden musste. Tim streckte die Hand aus, und es dauerte nur Sekunden, bis er den Griff berührte.
Im gleichen Moment schrie er auf, als hätte er sich die Hand verbrannt. Er fiel zurück und landete wieder neben seinem Freund. »Heiß!«, keuchte er und rieb seine Hand. »Es ist verdammt heiß. Man sieht nichts, aber es ist so. Es ist die verdammte Hitze der Hölle, die in dieser Kutsche steckt. Weißt du jetzt Bescheid?«
»Ich denke schon«, murmelte Jane.
»Und so ist es überall. Es sieht zwar nicht so aus, aber wenn wir versuchen, die Tür zu öffnen und ein Fenster einschlagen wollen, erwischt es uns. Wir werden schon auf die Hölle vorbereitet, in der wir dann braten.«
Jane Collins ergab sich ihrem Schicksal. Sie schloss für einen Moment die Augen wie jemand, der nichts mehr von seiner Umgebung sehen will. Sie wollte selbst nichts ausprobieren und warten, bis sich die andere Seite meldete.
Damit rechnete Jane Collins fest. Sie ging davon aus, dass dieser unheimliche Kutscher noch etwas mit ihnen vorhatte. Wäre es anders gewesen, hätte er sie schon längst zur Hölle fahren lassen, und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Aus diesem Grund sah Jane ihrem Schicksal relativ ruhig entgegen. Zudem gehörte sie zu den Frauen, die bis zuletzt auf eine Chance hofften und auch oft das Glück gehabt hatten, sie ergreifen zu können.
»Was wisst ihr denn über den Kutscher?«
»Kaum was.«
»Aber er muss bekannt sein. Wo hat er euch denn erwischt? Auch auf der Straße?«
»Nein«, sagte Rickman, »das ist oben bei den Ruinen gewesen. Da hat er uns gepackt.«
»Und warum?«
»Wissen wir nicht.«
Jane sah es ihnen an, dass sie gelogen hatten. Auch der Klang der Stimme hatte darauf hingedeutet.
Da konnte sie sich schon auf ihre Menschenkenntnis verlassen. Möglicherweise hatten sie auch etwas Ungesetzliches vorgehabt und waren erwischt worden. Dafür mussten sie jetzt zahlen. Jane fühlte sich zwar nicht gut, aber sie ließ die beiden jungen Männer nicht aus den Augen, die sich unter den Blicken der Detektivin nicht eben wohl fühlten.
Sie ließ das Thema bleiben und kam wieder auf die Ruinen zu sprechen. »Lebt er dort oben?«
»Keine Ahnung«, sagte Tim.
»Er hat da seine Kutschen abgestellt. Das Kutschenhaus ist nicht verfallen«, erklärte Archie.
»Ah, so ist das…«
»Ja, warum?«
Jane winkte ab. »Ich suche nach einem Motiv, wenn ihr versteht. Es geschieht nämlich nichts ohne Grund. Irgendetwas muss diesen Urban gestört haben, sonst hätte er euch nicht erwischt. Es ist auch egal. Ich will es gar nicht wissen. Für mich jedenfalls ist wichtig, dass wir
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