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1254 - Welt ohne Hoffnung

Titel: 1254 - Welt ohne Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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EXPLORER ernennst."
    „Zu Kommandanten im Sinn der Flotte der Liga Freier Terraner", fügte Bytargeau hinzu. „Mit allen entsprechenden Befugnissen."
    Reginald Bull machte noch immer den Eindruck eines müden, erschöpften Mannes. Stronker Keen schien der einzige zu sein, der die Brisanz der Situation erkannte. Er schickte sich an, von seinem Sitz aufzustehen. Aber Bull winkte ab, und die Art, wie er winkte, duldete keinen Widerspruch. „Ihr wollt also Kommandanten sein", sagte Bull. „Ja", antwortete Mirandola Cainz. „Und ihr wart mit mir dort unten. Als der Vulkan ausbrach, das Gewitter begann und die Antikörper angriffen."
    „Das ist richtig", sagte Colophon Bytargeau. „Aber..."
    „Und ihr habt mich im Stich gelassen, um die eigene Haut zu retten", schnitt ihm Reginald Bull das Wort ab. „Das alles hat mit unserem Anliegen nichts zu tun", erklärte Mirandola Cainz mit schriller Stimme. „Ich..."
    „O doch, es hat", sagte Bull scharf und trat zwei Schritte auf seine Ankläger zu. „Feiglinge, die sich hinter dem Verlangen nach mehr Disziplin verbergen, wollen das Kommando über die EXPLORER übernehmen?"
    Er musterte sie der Reihe nach und mit Bedacht. „Laßt mich sehen", brummte er. „Mit zweien kann ich mich nicht einlassen; dazu bin ich zu müde.
    Welcher von euch hat mehr Kraft? Welcher bringt mir mehr Ruhm ein? Ich glaube, Mirandola, du bist an der Reihe."
    Mirandola Cainz beherrschte eine Reihe waffenloser Selbstverteidigungskünste. In einem Regelkampf hätte Reginald Bull keine Chance gegen sie gehabt. So aber kam sein Angriff völlig überraschend. Seine Faust schoß nach vorne und traf sie links am Kinn. Die Wucht des Schlages, gespeist von dem Zorn, der sich während des Gesprächs in Bullys Seele gestaut hatte, schleuderte sie rückwärts. Sie gab einen überraschten Schrei von sich und stürzte zu Boden. Sie war zu kräftig, zu athletisch, als daß sein Treffen ihr ernsthaften Schaden hätte zufügen können. Sie rollte über die Schulter und stützte sich auf den Ellenbogen. Der Blick, den sie in die Runde warf, war so verwundert und verblüfft, daß Bull unwillkürlich hell auflachte.
    Inzwischen war Colophon Bytargeau voller Schreck etliche Schritte zurückgewichen. Seine Augen waren vor Entsetzen geweitet. Er hatte die Hände gespreizt und vor sich ausgestreckt, wie um einen Angreifer abzuwehren. Bull würdigte ihn keines Wortes. Er wandte sich ab und rieb sich die Hand, mit der er Mirandola Cainz geschlagen hatte. „Ob du's glaubst oder nicht", sagte er grinsend zu Stronker Keen, „das hat gut getan. Wenn sie noch mehr Unsinn daherreden, laß sie einsperren. Halt' das Schiff in der Luft und gib mir zwei Stunden, dann bin ich wieder auf den Beinen."
    Er sah Keen nicht mehr nicken. Er schritt durch das offene Schott und ließ die Welt, die ihn so sehr enttäuscht hatte, hinter sich
     
    3.
     
    Es fiel Or Mendin auf, daß er sich rasch und ohne Mühe in die Rolle des Revolutionärs fand. Er wußte, was er zu tun hatte, und es war ihm klar, was hinter ihm her war. Er verließ den großen Höhlenraum, nachdem er ein Fahrzeug herbeibeordert hatte. Auf dem Weg nach Hause gab er abermals vor, seine Absicht geändert zu haben, und dirigierte die Kapsel zu einem Abstellplatz für Überlandfahrzeuge. Er requirierte einen mittelschweren Transportgleiter, weil er sich sagte, daß man nach einem einzelnen Flüchtling eher in einem kleinen Fahrzeug suchen würde. Das Glück war auf seiner Seite. Seine Berechtigung, einen Gleiter dieses Typs anzufordern, wurde nicht in Frage gestellt. Man wies ihm eine Ausflugschneise zu. Er machte sich sofort auf den Weg und passierte die Schleuse wenige Minuten später. Er tat alles dies zielbewußt und mit traumwandlerischer Sicherheit, als besäße er lebenslange Erfahrung in der Routine eines Aufrührers. In Wirklichkeit jedoch befand er sich in einem Zustand der Trance, und seine Handlungen waren automatisch. Er konnte es nicht fassen, wie leicht es war, gegen die Regeln und Vorschrifteji des Systems zu verstoßen. Überrascht war er vor allen Dingen von den Privilegien, die ihm eine ID-Plakette verschaffte. Die Requisition des Transportgleiters war eher ein Akt der Verzweiflung gewesen. Er hatte fest damit gerechnet, daß sein Ansinnen zurückgewiesen und sofort Meldung an das Kontrollsystem erstattet werden würde. Statt dessen hatte man ihm das Fahrzeug bereitwillig überlassen, als gehöre es mit zu den Aufgaben eines Informationstechnikers, mit

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