1254 - Welt ohne Hoffnung
noch keine Gedanken darüber gemacht, was er zu dem Fremden sagen würde. Während er sorgfältig die Frequenz einregulierte, auf der der Träger der Faust des Kriegers gesprochen hatte, legte er sich ein paar Worte zurecht. Seine Botschaft war einfach. Sie lautete: „Einer, der an die Macht des Friedens glaubt, an den Fremden, der die .Faust des Kriegers trägt Die Letzte Schlacht ist nicht unvermeidbar. Die Leiden des Krieges können vermieden werden. Verhandlungen sind nötig. Sag mir, wo ich dich erreichen kann. Sag es schnell, denn in Bälde werden sie hinter mir her sein.
Man nennt mich Or Mendin."
Den letzten Satz hatte er hinzugefügt, wie ein spontaner Impuls es ihm eingab. Ursprünglich hatte er daran gedacht, ein Pseudonym zu verwenden, einen Decknamen, und sich ein paar pompöse Titel ausgedacht: Wahrer des Friedens, Hüter des Glücks oder so ähnlich. Aber dann war ihm klargeworden, daß er damit nichts erreichte. Welchen Namen er auch immer benützte: Dort, wo Ge Allini seine Häscher zusammentrommelte, damit sie auf den Verräter Jagd machten, würde man genau wissen, um wen es sich handelte. Ein Deckname brachte ihm keinen zusätzlichen Schutz.
Er strahlte die Sendung dreimal aus; dann hielt er die Zeit für gekommen, sein bisheriges Versteck aufzugeben. Das Kästchen, das als Sender und Empfänger zugleich füngierte, blieb eingeschaltet. Or Mendin wußte nicht, was er erwarten sollte. Würde der Fremde auf der Stelle antworten oder sich erst Zeit lassen, die Botschaft zu analysieren und sich über ihre Bedeutung klarzuwerden.
Während er mit mäßiger Geschwindigkeit über die Gipfel der Krone hinwegglitt, hielt er eifrig Ausschau.
Ohne Ortergerät war er darauf angewiesen, die Verfolger auf optischem Weg zu erkennen. Er war nicht ganz sicher, was er tun würde, wenn sie die Jagd auf ihn eröffneten. Er besaß keine Waffen. Am besten war es ohne Zweifel, wenn er sich irgendwo verkroch.
Im Süden tobte noch immer ein heftiges Gewitter. Durch die schweren, bleigrauen Wolken leuchtete das Feuer der Eruption, die seine Seismographen vor kurzem angemessen hatten. Finsterer Qualm entströmte dem Innern des Planeten und vermischte sich mit den Gewitterwolken. Kein schlechtes Versteck, dachte Or Mendin. Nicht auf Dauer verwendbar, aber ein paar Stunden lang würden Rauch und Wetter ihm Schutz bieten. Von einem Organzellen-Typ, wie er einer war, erwarteten die Häscher nicht, daß er sich ausgerechnet dort verkriechen würde, wo die Gewalten der Natur sich austobten.
Letzten Endes hatte er eine psychologische Schulung durchgemacht, in der ihm die Furcht vor den Gefahren der Oberwelt beigebracht worden war.
Er lenkte den Gleiter nach Süden. Von Zeit zu Zeit suchte er mit Hilfe des Kästchens die zahlreichen Bänder der planetarischen Kommunikation ab, um zu erfahren, ob irgendwo von einer Jagd auf ihn die Rede war. Er hörte nichts Besorgniserregendes, aber er wußte wohl, daß das wenig zu bedeuten hatte. Wenn Ge Allini auf ihn Jagd machte, dann würde er dies zumindest während der Anfangsphase nicht an die große Glokke hängen. Nicht nur, daß er den Verfolgten über den Stand der Suche im unklaren lassen wollte, es war auch für ihn selbst keineswegs eine Perle in seiner Krone, daß ihm einer seiner Informationstechniker durchgebrannt und zum Verräter geworden war. Ge Allini hatte also gleich zwei Gründe, die Suche nach dem Entflohenen zunächst in aller Heimlichkeit zu betreiben. Nicht etwa, daß er damit rechnen konnte, die Affäre auf Dauer vor der Trinität des Bewußtseins geheimzuhalten. Aber er zielte gewiß darauf ab, den Ungetreuen dingfest gemacht zu haben oder ihm zumindest dicht auf den Fersen zu sein, bevor Ge Droonenen, Ge Hardinin und Ge Vullnenen in Kenntnis gesetzt wurden.
Etwas anderes jedoch machte Or Mendin ernsthaft Sorge. Es war jetzt eine Stunde her, seit er seine Botschaft an den Fremden dreimal hintereinander ausgestrahlt hatte. Noch immer war ihm keine Antwort zuteil geworden. Hatte er das Wagnis umsons't unternommen? Sollte er die Nachricht wiederholen? Damit lockte er die Verfolger erst recht auf seine Spur. Sie würden seine Sendung ohne Mühe anpeilen.
Er beschloß zu warten. Erst brauchte er ein Versteck; dann konnte er sich umhören und einen Entschluß fassen, wie er weiter vorzugehen hatte. Er tauchte von Osten her in die Gewitterfront ein.
Blitze umzuckten den schwerfälligen Transportgleiter, als Or Mendin ihn in einer hochgelegenen, felsigen Schlucht
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