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1255 - Böser schöner Engel

1255 - Böser schöner Engel

Titel: 1255 - Böser schöner Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gern herumgelaufen, aber sie wusste auch, dass eine derartige Reaktion falsch war. Auf keinen Fall durfte die Heilerin gestört werden. Es hätte nur schlimme Folgen für das Kind gehabt. Erst mal abwarten und zusehen, wie es weiterging und ob es überhaupt weiterlief. Ob sich Jamina erholte.
    Das Flüstern und das Streicheln blieben. Ebenso wie der nach unten gerichtete Blick, der die Kranke bannen sollte und sich förmlich in sie hineinfraß.
    Svetlana konnte ihre Augen nicht vom Körper der Tochter lassen. Es war schlimm, was dort passierte, denn das Zittern kannte sie. Es fing immer so plötzlich an und hörte auch so plötzlich auf. Warum zitterte sie so stark?
    Es konnte an den Totenköpfen liegen, die auf dem langen Schal abgemalt waren, denn die blieben nicht wie sie waren. Ihre Augen füllten sich mit Licht. Es war unwahrscheinlich, denn dieser Glanz verteilte sich jetzt über den Körper der Kranken.
    »Was ist das?«
    »Pst!« Die Ärztin legte einen Finger auf ihre Lippen. »Du darfst jetzt nicht stören.«
    Svetlana hielt sich an diese Mahnung. Aber damit war ihre Angst nicht besiegt worden. Es ging weiter.
    Sie zitterte noch immer um ihre Tochter. In ihrem Kopf geschah etwas, von dem sie nicht wusste, was es genau war. Waren es Schmerzen? Waren es fühlbare Gedankenblitze? Oder versuchte eine andere Macht oder Kraft, langsam von ihr Besitz zu ergreifen? Rechnen musste sie mit allem, denn hier war nichts normal. Tamara hatte die Welt auf den Kopf gestellt.
    Noch kniete sie über dem Kind. Sie hatte sich jetzt sehr flach gemacht und sich dabei so weit nach unten gedrückt, dass sich ihre Körper beinahe berührten.
    Tamara schob ihren Kopf noch weiter vor. Sie zielte dabei auf das Gesicht des Kindes, in dem sich kein Leben abzeichnete. Es war während der Aktion wieder so starr geworden, sodass die Mutter schon das Schlimmste befürchtete.
    Nein, das passierte nicht. Sie atmete. Sie lebte. Sie hielt sogar die Augen offen, um in das Gesicht der anderen Person zu schauen, die jetzt über ihr schwebte.
    Tamara senkte zuerst ihren Oberkörper, weil sie den direkten Kontakt mit dem Kind suchte. Auch das empfand die zuschauende Mutter als schlimm. Wenn sie sich vorstellte, dass die Totenschädel das Kind berührten, erlitt sie einen innerlichen Krampf. Sie wollte auf das Bett zulaufen, aber die Ärztin hatte ihr Vorhaben geahnt. Sie griff schnell zu und zerrte Svetlana zurück. »Das darfst du nicht tun.«
    »Aber…«
    »Kein Aber, Svetlana. Die Heilerin weiß genau, was sie tut. Sie hat es unzählige Male bewiesen. Das weißt du doch, und danach solltest du dich richten, auch wenn es dir schwer fällt.«
    »Ja, ich weiß!«
    Die Frauen sprachen nicht mehr. Svetlana sah ein, dass sie hier überfordert war. Das Schicksal konnte sie nicht mehr beeinflussen. Es war ihr aus den Händen genommen worden. Jetzt gab es nur Tamara und Jamina.
    Jamina?
    Der zuschauenden Mutter stockte der Atem. Sie konnte nicht vermeiden, dass sich ihr Mund öffnete, und auch das Stöhnen hielt sie nicht zurück. Gleichzeitig merkte sie, dass mit ihr auch von außen etwas passierte. Unsichtbare Knochenhände fuhren über ihre Haut hinweg und sorgten für ein Erschauern. Die Angst war wie ein böser Stachel, der tief in ihr steckte.
    Was sie sah, das konnte sie nicht glauben. Es ging über ihr Vorstellungsvermögen und damit auch über ihren Verstand.
    Der Körper der Heilerin, die dicht über dem Kind lag und es sogar berührte, verlor seine festen Konturen. Er begann sich aufzulösen. Er weichte auf, er trieb zurück. Das Gesicht, der Körper, und an ihm alle Teile verschwanden allmählich. Es gab keine festen Konturen mehr, denn alles, was den Menschen ausgemacht hatte, war verschwunden.
    Zwei Körper waren zu einem geworden, wobei der größere seinen feinstofflichen Zustand ausnutzte und es tatsächlich, geschafft hatte, in den anderen Körper einzudringen.
    Das Kind und die Heilerin waren ein und dieselbe Person geworden. Aber nur Jamina war zu sehen, denn Tamara gab es nicht mehr…
    ***
    Es gab zwei Zeuginnen für diesen ungewöhnlichen und nicht erklärbaren Vorgang. Aber beide waren nicht in der Lage, etwas zu sagen, geschweige denn, zu handeln.
    Sie standen da und konnten mit den berühmten Salzsäulen verglichen werden oder mit Puppen in einem Wachsfigurenkabinett. An ihren Körpern bewegte sich nichts mehr, aber die Gedanken ließen sich nicht stoppen. Was sie da gesehen hatten, war keine Täuschung gewesen. Das stimmte

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