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1255 - Böser schöner Engel

1255 - Böser schöner Engel

Titel: 1255 - Böser schöner Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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tatsächlich. Es hatte zwei Personen gegeben. Eine Frau und ein Kind. Aber jetzt gab es nur noch eine Person, das Kind, denn die Frau war von ihm geschluckt worden.
    Es verging Zeit. Dass dies so war, das begriff Svetlana nicht. Sie fühlte sich in einer Umgebung, in der die Gesetze der Welt keine Gültigkeit mehr hatten. Hier war alles anders geworden, denn sie hatte etwas gesehen, das es nicht geben konnte.
    Trotzdem war es vorhanden, eine Tatsache, denn die Augen eines Menschen trügen nicht.
    Irgendwann schaffte es Svetlana wieder, den Weg zurück in die Realität zu finden. Sie konnte wieder durchatmen, und es tat ihr gut, als sie dies merkte. Es war der Schritt zurück in die Normalität, in der sie sich wieder als Mensch fühlen konnte.
    Das Kratzen fing tief in der Kehle an. Es war ein komisches Gefühl. Svetlana schaffte es auch nicht, es zu kontrollieren. Es war einfach da, und es breitete sich aus, wobei es sich veränderte, denn aus diesem Kratzen wurde ein Drang, der einfach rausmusste.
    Lachen! Ja, sie wollte lachen. Sie musste lachen. Jeder Mensch geriet mal an einen Punkt, an dem er seinen Gefühlen freie Bahn lassen musste, und genau diesen Punkt hatte Svetlana erreicht. Das Lachen brach aus ihr hervor wie ein gewaltiger Schwall. Sie konnte nicht anders, sie musste schallend lachen, und dieses Gelächter peitschte durch das Zimmer. Es schüttelte die Frau durch, deren Schultern zuckten. Sie schüttelte den Kopf, sie drehte sich schließlich um und fiel mit dem Körper gegen die Wand, ohne dass ihr Lachen dabei stoppte.
    Bis die Ärztin reagierte.
    »Hör auf!«
    Svetlana lachte weiter.
    »Verdammt noch mal, hör auf!«
    Die Angesprochene hielt sich nicht daran.
    »Du sollst endlich aufhören!« Mit beiden Händen fasste die alte Ärztin zu und schüttelte Svetlana durch. »Verflucht noch mal, ich… ich… will das nicht!«
    Diesmal hatte sie Erfolg. Letzte Laute drangen aus dem Mund, aber dazwischen war schon das Luftholen zu hören und auch Geräusche, als hätte sich die Frau verschluckt.
    Schließlich gab ihr die Wand nicht mehr genügend Halt. Die Knie gaben nach, sie sank dem Boden entgegen und schleifte mit den Händen an der Wand entlang.
    Auch die Ärztin war blass geworden. Mit einem derartigen Fortgang hatte auch sie nicht gerechnet.
    Dabei hatte es auf dem Bildschirm immer so leicht ausgesehen. Da hatte die Heilerin sich auch ganz anders verhalten als hier.
    Sie schaute zurück. Auf dem Bett lag nach wie vor eine Person, das kranke Kind. Es hatte sich auch nicht bewegt. Die Rückenlage blieb, die Starre ebenfalls. Wie eine Tote, dachte die Frau.
    Svetlana kniete noch immer. Sie war nur ein wenig von der Wand weggerutscht und hielt den Kopf jetzt gesenkt. Sie konnte auch nicht mehr still bleiben, denn immer wieder drang der Name ihrer Tochter flüsternd über ihre Lippen.
    »Bitte, Svetlana, bitte. Du musst dich jetzt zusammenreißen. Wir müssen uns stellen, verstehst du das nicht? Es ist wichtig!«
    »Was ist mit meinem Kind?«
    »Jamina liegt im Bett!«
    »Ist sie…«
    »Nein«, sagte die Ärztin schnell, »sie ist nicht tot, wenn du das meinst. Sie lebt, verstehst du! Sie lebt, und sie wird auch weiterhin am Leben bleiben.«
    »Wo ist Tamara?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Wieder musste Svetlana lachen. Nur nicht mehr so laut wie zuvor. Es glich einem Schluchzen. »Hast du gesehen, was passiert ist? Hast du es gesehen?«
    »Ja, das habe ich.«
    »Und? Was sagst du dazu?«
    »Mein Gott, was verlangst du von mir? Ich kann es dir nicht sagen. Ich weiß wirklich nicht, wie das passieren konnte. Tut mir leid, da bin ich überfragt. Aber ich habe es gesehen, das muss reichen.«
    Svetlana stand noch nicht auf. »Es war ein Spuk. Es war so verdammt gespenstisch. Das muss einfach ein Spuk gewesen sein. Es gibt dafür keine Erklärung.«
    »Na und? Stört es dich?«
    »Warum sagst du das?«
    »Es geht ja um deine Tochter. Da ist es doch egal, wie man sie wieder gesund macht.«
    Diese Aussage reichte, um wieder Bewegung in die Mutter zu bringen. Sie drückte sich mit einer ruckartigen Bewegung hoch, stützte sich an der Wand und schaute in das Gesicht der Ärztin, als sie sich gedreht hatte.
    »Gesund macht, hast du gesagt?«
    »Ja!«
    »Ist sie denn gesund?«
    »Sieh selbst nach!«
    »Ja, das werde ich«, sagte sie mit leiser Stimme und drehte sich sehr langsam um.
    Die Ärztin beobachtete sie aus sicherer Entfernung und war bereit, sofort einzugreifen, wenn sich etwas veränderte. Aber es blieb

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