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1255 - Böser schöner Engel

1255 - Böser schöner Engel

Titel: 1255 - Böser schöner Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wollte einfach nicht über ihre Lippen.
    »Ihr müsst Opfer bringen«, erklärte Tamara mit leiser und verständlicher Stimme. »Ja, Opfer. Eine von euch muss mir ihre Energie geben, damit Jamina gesund bleibt.«
    Jetzt war es heraus. Sie hatten sich nicht verhört. Es stimmte alles. Dieses Wesen, das so viele Menschen geheilt hatte, forderte nun seinen Preis. Das war für beide nicht zu fassen, und sie schüttelten den Kopf. Außerdem konnte von ihnen keine Entscheidung verlangt werden. Das war einfach unmenschlich. Wo gab es Menschen, die sich freiwillig in den Tod begaben?
    »Nein, das machen wir nicht«, sagte Svetlana. »Ich hoffe noch immer, dass du einen Scherz gemacht hast und…«, ihre Stimme versagt.
    »Nein, das war kein Scherz. Ich meinte es ernst. Es ist immer so. Nichts im Leben gibt es ohne Gegenleistung. Eine von euch muss mich wieder aufbauen.«
    Auch die ältere Ärztin hatte sich wieder gefangen. »Wer… wer… bist du denn, dass du so etwas sagen kannst? Das geht doch nicht. Das ist menschenunwürdig. Wir sind keine Spielbälle.«
    »Meinst du?«
    »Ja, verdammt, das meine ich.«
    »Dann irrst du. Menschen irren oft. Aber wem sage ich das? So, ich will, dass ihr euch entscheidet. Wer überlässt mir seine Energie als Lohn für die Heilung?«
    Keine wollte es. Keine tat es freiwillig. Die Frauen schauten zu Boden. Sie sprachen sich nicht ab.
    Niemand wollte der anderen in die Augen schauen.
    »Wie ist es, Ärztin?«, höhnte Tamara.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Oh«, höhnte Tamara, »du bist schon älter und hast dein Leben fast hinter dir. Eigentlich solltest du froh darüber sein, dass du noch ein Opfer bringen kannst. Du hast ebenfalls dafür gesorgt, dass dieses Kind geheilt wurde.«
    Die Ärztin drehte den Kopf unendlich langsam nach rechts, weil sie Svetlana anschauen wollte. Auch Svetlana hatte die Bewegung bemerkt. Jetzt blickte sie der Frau in die Augen, in denen das Tränenwasser schimmerte, sodass sie ihre Klarheit verloren hatten.
    »Ich habe sie geholt«, flüsterte die Ärztin. »Ich habe sie zu deiner Tochter gebracht. Deshalb werde ich Tamara meine Energie geben. Hast du verstanden?«
    »Ja, habe ich. Das kommt nicht in Frage. Ich will es nicht, hörst du? Ich will nicht, dass du…«
    »Doch, es muss sein.«
    »Ich bin die Mutter!« Svetlana hatte nicht mehr an sich halten können, und so hatte sie den Satz heraus geschrieen. Sie war noch nicht fertig damit. »Ich bin die Mutter, und ich bin für meine Tochter verantwortlich. Verstehst du das? Deshalb werde ich…«
    »Du bist zu jung!«
    »Aber ich trage für Jamina die Verantwortung!«
    »Das wirst du auch in Zukunft so machen. Die Mutter muss leben. Es ist schon schlimm genug, wenn der Vater tot ist. Jamina soll keine Vollwaisin werden, wenn wir es verhindern können.«
    »Das will ich nicht. Du hast genug…«
    Das scharfe Lachen der Heilerin unterbrach die beiden Frauen, die verstummten, nachdem sie sich geduckt hatten. Plötzlich hatte dieser falsche Engel wieder die Kontrolle übernommen, und es machte ihm Spaß, sonst hätte Tamara nicht so gelacht.
    »Wir werden alles regeln«, versprach sie. »Wenn ihr euch nicht entscheiden könnt, dann muss ich den Schritt gehen. Ich werde es einfach auslosen.«
    »Was?«
    »Ja, Svetlana, denn das Los ist gerecht!«
    Wieder waren die beiden Frauen überrascht worden. Keine von ihnen hatte den Mut, eine Frage zu stellen, und so übernahm Tamara die Initiative. Sie drückte ihre Hände hinter den Rücken. »Wer errät, welche ich zur Faust geballt habe, der kann sich zurückziehen. Also, welche habe ich zur Faust geballt?«
    Keine wollte den Anfang machen, und so musste auch die neutrale Person entscheiden. »Du fängst an!« Gemeint war die Ärztin.
    Die alte Frau fühlte sich in der Klemme. Sie konnte nicht fassen, was hier ablief. Das war einfach nicht mehr mit dem normalen Leben zu vergleichen. Das war der große Horror, der sie überschwemmte.
    »Nun?«
    Die Ärztin schloss die Augen. Sie wusste, dass es keine andere Möglichkeit mehr gab. Da musste sie in den sauren Apfel beißen. Auch bei ihrer Antwort hielt sie die Augen geschlossen und flüsterte: »Es ist die linke Hand!«
    »Gut!« Tamara lachte. »Das ist sogar sehr gut.« Natürlich konnte sie manipulieren. Sie würde immer die erwischen, die sie wollte. Mit einer raschen Bewegung holte sie den Arm hinter ihrem Rücken hervor und streckte ihn nach vorn. Die Hand war eine Faust!
    »Gewonnen, Frau Doktor!«
    Die Ärztin

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