1257 - Gezeichnet durch den Höllenfluch
im Hintergrund steht und alles lenkt.«
»Eine Person?«, fragte Suko.
»Nein, mehr eine Unperson.«
»Richtig, Mr. Gallo. Aber auch sie hat möglicherweise einen Namen. Haben Sie darüber schon nachgedacht?«
»Manchmal.«
»Und gab es ein Ergebnis?«
Gallo fühlte sich in die Enge gedrängt. Er hob die Arme an und fuhr mit den Händen durch sein Haar.
Er hatte Mühe, sich wieder zu konzentrieren, bevor er mit leiser und recht rau klingender Stimme eine Antwort gab.
»Ja, ich hatte den Eindruck«, er winkte ab. »Ach was. Glauben Sie an den Teufel?«, flüsterte er.
Eine klare Antwort erhielt er nicht. Ich sagte nur: »Wir bezweifeln nicht, dass es ihn gibt.«
»Das reicht mir.«
»Und Sie denken, dass es der Teufel ist, der Ihnen diese Albträume geschickt hat?«
Gallo zuckte die Achseln. »Ich kann es Ihnen nicht sagen. Ob es nun der Teufel gewesen ist oder ein anderer Dämon, das weiß ich alles nicht. Aber ich habe mich auf diesen Begriff festgelegt, weil er am geläufigsten ist.«
»Dann hat er Sie auf diese Art und Weise angegriffen oder sich mit Ihnen in Verbindung gesetzt?«
Francis Gallo senkte den Blick. »Ja, so in etwa muss es gewesen sein. Etwas anderes weiß ich auch nicht.«
»Sie sahen die anderen Morde ebenso deutlich wie den letzten?« fragte Suko.
»Leider.« Seine Lippen verzogen sich. Man sah ihm an, dass er es nicht gewollt hatte. »Es war wie eine Folter, die man mir schickte. Der anderen Kraft muss es gelungen sein, mein Unterbewusstsein zu manipulieren. Genau das ist es, was mich so fertig macht. Ich… ich … bin nicht mehr ich selbst. Ich fürchte mich davor, ins Bett zu gehen. Ich schlafe, ich träume und werde wach. Dann fühle ich mich gerädert, erschöpft, und hinzu kommt noch die verdammte Angst vor der Erinnerung. Manchmal habe ich es nicht geschafft, die Zeitungen aufzuschlagen, denn ich wusste ja, was ich darin lesen würde. Es war einfach grauenhaft, und ich bin zu dem Schluss gelangt, dass es eine Kraft gibt, die es geschafft hat, mich zu manipulieren.« Er ballte die linke Hand zur Faust. »Das muss man einfach so sehen.«
Wir schwiegen und ließen uns seine Worte durch den Kopf gehen. Ohne miteinander gesprochen zu haben, wussten Suko und ich, dass dieser Mann kein Spinner war, der erschienen war, um uns irgendwelche Märchen zu erzählen. Der litt tatsächlich unter dem Druck der Ereignisse und wusste nicht mehr weiter.
»Und jetzt sind Sie gekommen, damit wir Ihnen bei Ihren Problemen helfen können«, sagte ich.
»Genau so ist es. Vielleicht lachen Sie über mich, aber ich leide stark darunter.«
Mit beiden Händen winkte ich ab. »Um Himmels willen, was denken Sie? Ich würde niemals darüber lachen, und mein Partner auch nicht. Wir sind sogar froh, dass Sie gekommen sind. Aber jetzt sage ich Ihnen etwas, was möglicherweise ziemlich ausgelaugt klingt, letztendlich aber den Tatsachen entspricht.«
»Gern.«
»Nichts passiert einfach nur grundlos, Mr. Gallo. Wir gehen davon aus, dass es eine Ursache gibt, sonst wäre es nicht zu diesen Träumen gekommen. Irgendein Ereignis, das so einschneidend gewesen ist.«
»Das sehe ich ein.«
»Können Sie sich erinnern?«
Meine Frage hatte ihn in eine Klemme gebracht. Zunächst gab er keine Antwort. Er überlegte, er schaute mal Suko an, dann auch mich, und er schüttelte den Kopf.
»Sie wissen es nicht?«
»Nicht sofort, Inspektor.«
»Seit wann quälen die Träume Sie denn?«
Diesmal brauchte Francis Gallo nicht lange zu überlegen. »Wenn ich genau darüber nachdenke, ist es ungefähr ein halbes Jahr her. Ja, da hat es angefangen.«
»Urplötzlich?«
»Leider.«
»Und können Sie sich an ein Ereignis erinnern, das zu diesen Albträumen geführt hat?«
Zuletzt hatte er sehr rasch geantwortet. Das war nun vorbei. Er senkte den Kopf und begann, darüber nachzudenken. »Nein, ich glaube nicht. Da ist kein bestimmtes Ereignis gewesen, meine ich jedenfalls.«
»Ich würde noch nachdenken«, schlug ich ihm vor. »Das kann doch nicht einfach Knall auf Fall gekommen sein.«
»Sollte man meinen, aber…«
»Sie haben kein Erlebnis gehabt, das zu einer derartigen Änderung Ihres Bewusstseins hätte führen können?«
Francis Gallo presste die Hände gegen die Schläfen. »Ich weiß, dass es uns allen nicht gefallen kann. Aber ich kann mich nicht daran erinnern. Ihre These, dass nichts ohne Motiv geschieht, unterstütze ich ja, aber da ist bei mir wohl die berühmte Ausnahme von der Regel gemacht
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