1258 - Sternenfieber
Was ist an dem Asteroiden außergewöhnlich? Seine Form?"
„Die auch", erwiderte die LÜLLÜBYR. „Er ist nämlich exakt kugelförmig und durchmißt vierhundertneunundneunzig Meter. Aber das meinte ich gar nicht. Ich meinte den Stoff, aus dem er besteht."
„Ja?" stieß O'Bylüx nach. „Nun spuck es schon aus! Bei der roten..."
„Molkex", sagte die LÜLLÜBYR. O'Bylüx blieben die Worte im Halse stecken, und sein Partner wackelte plötzlich so heftig mit dem Tellerkopf, daß es aussah, als würde er von dem langen dünnen Hals brechen.
Erst nach einiger Zeit fand O'Bylüx die Sprache wieder.
„Bei den unsichtbaren Kreaturen des Grauens!" zwitscherte er kaum hörbar und faltete die Hände, um ihr Zittern zu verbergen. „Ich kann nicht glauben, daß ich richtig gehört habe. Sag es noch einmal, LÜLLÜBYR!"
„Molkex", wiederholte das Virenschiff. „Jedenfalls entspricht die chemische Zusammensetzung und Struktur des Asteroiden der von beschußverdichtetem Molkex."
Die beiden Blues schnappten nach Luft. Es sah aus, als würden sie einem Schlaganfall erliegen, doch allmählich beruhigten sie sich wieder.
„Molkex", flüsterte Y'Stürüx furchtsam. „Dieses dreimal verfluchte Teufelszeug, das unseren Völkern beinahe zum Verhängnis geworden wäre. Laß uns sofort von hier verschwinden, Partner!"
„Nicht so hastig!" mahnte O'Bylüx ebenso fasziniert wie furchtsam. „Wenn es sich tatsächlich um Molkex handelt, dann will ich es mit meinen eigenen Händen berühren.
Vielleicht können wir sogar etwas davon an Bord nehmen."
„Bei der gelben Kreatur des Schreckens!" zwitscherte Y'Stürüx entsetzt. „Niemals darf auch nur ein Milligramm Molkex auf unser Schiff kommen!"
„Es ist beschußverdichtet", erinnerte die LÜLLÜBYR an einen bereits erwähnten Tatbestand. „Mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln läßt sich von dem Molkex-Asteroiden nichts abspalten - und um ihn ganz an Bord zu nehmen, ist er zu groß."
„Das stimmt auch wieder", sagte Y'Stürüx erleichtert und dachte daran, daß das Virenschiff, das auf seinen und seines Partners Wunsch die Form einer gavökgenormten Konservendose besaß, nur dreihundert Meter hoch war und oben und unten zweihundert Meter durchmaß. „Wir brauchen also gar nicht erst hinzufliegen."
„Aber wir sind von dort aus angefunkt worden", widersetzte sich O'Bylüx. „Das muß einen Grund haben, und den will ich wissen. Wir fliegen hin und sehen uns den Molkex-Asteroiden an! Bei Mabel! Ich will wissen, was damit los ist!"
„Bei Mabel?" echote Y'Stürüx. „Ist das eine neue Gottheit?"
„Nein, die Schwester des berühmten Raumkapitäns Nelson", erläuterte O'Bylüx. „Mein Vater war mit ihr auf großer Fahrt gewesen. Bei allen grünen Sandkreaturen, Mabel Nelson muß ein Naturereignis sein, vergleichbar nur mit einer Supernova!"
„Ich habe Kurs auf den Molkex-Asteroiden genommen, wenn es recht war", warf das Virenschiff ein. „In einer Stunde haben wir ihn erreicht."
„Dann muß ich noch ein Dessert nehmen", sagte Y'Stürüx schicksalsergeben. „Gesättigt stirbt es sich leichter. Das hat schon meine zweihundertelfte Stiefschwester neunten Grades immer gesagt. Tische ein gutes und voluminöses Dessert auf, Schiff!"
Das Virenschiff gehorchte wie immer (wenn es wollte), und rund eine Stunde später legte es an einer farblosen Kugel von knapp fünfhundert Metern Durchmesser an.
„Molkex!" zwitscherte O'Bylüx beinahe andächtig. „Wenn ich mir vorstelle, daß wir diese Kugel stundenlang beschießen könnten, ohne ihr auch nur einen Kratzer zuzufügen, wird mir ganz schwindlig im Kopf."
„Wo sonst?" erkundigte sich Y'Stürüx boshaft.
„Ich muß mich korrigieren", meldete sich das Schiff wieder. „Der Sender befindet sich nicht auf dem Asteroiden, sondern ist in seine Oberfläche eingelassen - auf dem oberen Pol."
„Nichts wie hin!" zwitscherte O'Bylüx. „Bei der weißen Kreatur der Wahrheit! Ich bin aufgeregt wie vor meiner ersten Hochzeit."
Er zuckte zusammen, als der Interkom zirpte.
„Einschalten!" befahl Y'Stürüx dem Schiff.
Eine Holoprojektion bildete sich zwischen ihm und seinem Partner. Sie stellte Küchüng dar, der anscheinend gerade geduscht hatte, denn er war in einen Bademantel gekleidet.
„Was ist eigentlich mit diesem ominösen Sender?" erkundigte sich Küchüng. „Ich will mich gerade anziehen und überlege, ob ich ein Freizeitgewand oder einen Raumanzug wählen soll. Falls ihr den Sender untersucht, möchte
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