1259 - Der Weg nach Eden
bereits geöffnete Flasche, die George ihm brachte, setzte sie an und saugte ein Drittel des flüssigen, goldgelben Inhalts durch seinen Rüssel. „Ah!" machte er anschließend ge nießerisch. „Nichts ge ht doch über einen guten alten Bourbon."
Nefzerah gluckste erheitert, denn sie wußte wie jeder an Bord, daß Schokulh Antialkoholiker war und daß seine „Bourbonflaschen" reinen Apfelsaft enthielten.
Magus sagte nichts. Er blickte den „Kapitän" nur aus seinen rätselhaften weißen Augen an.
Schokulh rülpste, dann reichte er die Flasche dem Roboter zurück. „Jetzt bin ich wieder frisch", meinte er, dann blickte er die Projektion an. „Magus Conanfiscatschi!" sagte er würdevoll. „Meine Offiziere haben mich gebeten, mit dir über den Termin der Bewußtseinsverschmelzung zu reden. Was hast du dazu zu sagen?"
Der Guru senkte den Schädel, dann richtete er ihn wieder auf. „Mein Name ist Magus Coyaniscatsi", sagte er ohne jeden Vorwurf. „Das sagte ich doch!" trompetete Schokulh ungeduldig. „Magus Cognacusatschi!"
Nefzerah nieste schallend und blickte anschließend ihrer blonden Perücke nach, die durch die Zentrale segelte. „Verdammter Sternendreck!" tobte sie. „Aber, aber!" rügte Schokulh. „Solcher Ausdrücke hätte sich Mabel Nelson niemals bedient."
Er wandte sich wieder dem Guru zu. „Du mußt wissen, Magnus Kowalskowski, daß wir, die Offiziere und Matrosen des Schiffes GUY NELSON, allesamt Fans des berühmten terranischen Raumkapitäns Guy Nelson und seiner Schwester Mabel sind", erläuterte er. „Auch wenn wir Unither ein klein wenig anders aussehen als Terraner, so fühlen wir uns doch als Nelsonia- ner."
„Sehr schön!" lobte der Guru, ohne noch einmal zu versuchen, seinen Namen richtigzustellen. „Ihr wollt also wissen, wann wir den Weg nach EDEN II betreten. Die Antwortest ganz einfach: Sobald alle Besatzungen aller zwanzig anwesenden Virenschiffe dazu bereit sind.
Dir, Kapitän Schokulh, rate ich allerdings, bis dahin keinen Alkohol mehr zu dir zu nehmen. Diese chemische Verbindung ist ein Nervengift und verfälscht das Bewußtsein, so daß dir die Verschmelzung mit den anderen Bewußtseinen erschwert würde."
„Keine Sorge!" erwiderte Schokulh. „Ich trinke nie Alkohol, sondern immer nur Bourbon."
„Dann ist es gut", erklärte der Guru. „Entschuldigt mich jetzt bitte wieder, meine Freunde."
„Cheerio!" trompetete Schokulh. ,',So long, Malus Koflakanski!"
*
„Er hat gesungen!" zwitscherte O'Bylüx gerührt. „Der Guru hat ge sungen!"
Fasziniert betrachtete der Blue die Holoprojektion von Magus Coyaniscatsi, die mitten in der Hauptzentrale der LÜLLÜBYR entstanden war und den Eindruck erweckte, als stünde der Guru höchstpersönlich dort. „Diesmal wende ich mich an alle Vironauten der zwanzig Schiffe, die der Zufall in diesem Raumsektor zusammengeführt hat."
„Zufall?" echote Y'Stürüx leise. „Reiner Zufall kann das aber nicht gewesen sein. Wir wären beispielsweise niemals hierhergeflogen, wenn wir nicht den Molkex-Asteroiden mit der Botschaft entdeckt hätten. Eigentlich ist das komisch. Du hast nicht ein bißchen nachge holfen, Guru?"
Aber Magus ging nicht darauf ein, denn er hatte eine Ansprache an alle Vironauten geplant. „So hört denn, was ich euch verkünde!" rief er halb singend. „Der Zeitpunkt, an dem wir unsere Bewußtseine zu einem einzigen mächtigen Kollektivbewußtsein verschmelzen lassen, ist nahe. Deshalb rufe ich auch dazu auf, euch durch Enthaltsamkeit zu läutern, damit das Kollektivbewußtsein nicht durch unreife Gefühle und Gedanken be- lastet wird. Stellt die Nahrungsauf- nähme ein, trinkt nur noch reines und kaltes Wasser und hütet euch vor körperlicher Liebe!"
„Bei allen grünen Sandkreaturen entfuhr es Flüttütü, die sich eben falls in der Zentrale befand und gerade rade damit begonnen hatte, Küchüng schöne Augen zu machen. „Wer soll denn dann für Nachwuchs sorgen!"
„Das holen wir alles nach", beschwichtigte O'Bylüx sie. „Schwerer wird es uns fallen, auf die Nahrungs aufnahme zu verzichten. Gepflegtes Essen und Trinken sind wesentliche Bestandteile unserer Kultur."
„Glaubt mir, Freunde!" fuhr der Guru fort. „Ihr würdet gräßliche Krankheiten bekommen, solltet ihr gegen das Gebot der Enthaltsamkeit verstoßen."
„Krankheiten?" echote Y'Stürüx erschrocken und spie die Mutchnuß aus, die er sich eben erst verstohlen in den Mund gesteckt hatte. „Gräßliche Krankheiten! Bei der
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