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1260 - Das letzte Chronofossil

Titel: 1260 - Das letzte Chronofossil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nachzudenken, ohne ängstliche Reaktionen hervorzurufen; Natürlich hatte Shrou recht: Sie hatte Angst - vor den Fähigkeiten, die das neugeborene Leben in ihr offenbarte, aber auch davor, daß sie noch andere, erschreckendere Erkenntnisse gewinnen mochte. Wer konnte sagen, was noch alles in diesem Kind steckte?
    Mußte es nicht zu einem Außenseiter werden, wenn es mit diesen Fähigkeiten geboren wurde? Würde es je imstande sein, ein normales Leben zu führen?
    Gesil sagte sich, daß es keinen Sinn hatte, jetzt schon darüber nachzudenken, aber das änderte nichts an ihren Gefühlen. Gewiß - wenn sie hier auf Eden II versagte, dann mochte all das keine Rolle mehr spielen, denn wer mochte wissen, wie die Zukunft aussah, wenn ES vernichtet wurde und der Herr der Elemente die Herrschaft antrat!
    Und doch mußte siehier und jetzt mit sich ins reine kommen - in diesem Punkt hatte Shrou recht.
    Wie üblich. Sie haßte ihn dafür, und gleichzeitig war sie ihm dankbar. Nie.
    in ihrem Leben war sie so verwirrt gewesen.
    Das Kind so akzeptieren, wie es war - das war leicht gesagt. Aber wie machte man das? Wie fand man sich damit ab, daß einen plötzlich die Angst eines anderen Wesens überfiel, daß man - ohne es zu merken - in seinen Entscheidungen beeinflußt wurde?
    Unvermittelt tauchte in ihrem Bewußtsein ein Bild auf, nur ganz kurz, wie von einem Blitz aus der Dunkelheit gerissen: Magus Coyaniscatsi. Gesil starrte darauf, und erst als das Bild bereits wieder verschwunden war, kam die Angst.
    Ihre Angst, nicht die ihres Kindes! Die kam erst noch ein wenig später wie ein Echo hinzu.
    Und plötzlich erkannte sie, daß sie sich die ganze Zeit hindurch geirrt hatte.
    Ihr Kind war noch gar nicht imstande, mit Bilderrf wie dem des angeblichen Gurus Ängste zu verbinden. Es nahm diese Bilder auf und gab sie .an seine Mutter weiter. Und dann reagierte es auf Gesils Gefühle, speziell auf ihre Ängste, und ganz besonders auf jene Befürchtungen, die Gesil unterdrückte und gar nicht erst in ihr Bewußtsein gelangen ließ.
    Das Kind hatte noch keinen eigenen Intellekt. Seine Reaktionen waren ungeplant, instinktiv. Es hatte Shrou nicht als Begleiter ausgesucht, sondern Gesil hatte das getan, obwohl sie das Konzept unsympathisch fand. Damit hatte sie es sich und ihrem Kind künstlich schwergemacht, denn sie übertrug ihre Abneigung .auf das Ungeborene, zwang es aber gleichzeitig dazu, Shrou gegen den Sog abzuschirmen.
    Kein Wunder, daß das Kind Mühe hatte, mit solchen Gegensätzen fertig zu werden.
    Und Gesil ihrerseits konnte sich das nicht einfach abgewöhnen.
    Sie konnte jedoch eines tun: Sich selbst gegenüber zugeben, daß sie Shrou im Grunde genommen sogar mochte. Er war ehrlich - das war manchmal unangenehm, aber es hatte auch seine guten Seiten. Er hatte nie versucht, sie zu hintergehen. Er akzeptierte sie und ihren Plan, den Impuls-Aktivator zum Herrn der Elemente zu tragen, und er würde sie auch dann nicht im Stich lassen, wenn es soweit war. Sie wußte das, und sie verließ sich darauf. Sie mußte versuchen, das alles auch ihrem Kind zu übermitteln - nicht als gedankliche Information, sondern in Form von Emotionen. Sie mußte Shrou akzeptieren, damit auch das Kind ihn akzeptieren konnte.
    Und das Kind selbst?
    Es tat nichts Böses. Es gebrauchte seine Fähigkeiten ohne alle Hintergedanken. Vielleicht würde sich das später ändern, aber noch war alles in Ordnung.
    Die Ärzte hatten ihr gesagt, daß es ein Mädchen war. Sie versuchte, sich ihre kleine Tochter vorzustellen, aber das gelang ihr nicht so recht. Sie sah vor ihrem geistigen Auge einfach nur ein rosiges Baby. Und das reichte ja eigentlich auch. 'Sie sagte sich, daß die Fähigkeiten ihres Kindes gewiß auch ihre Vorteile hatten. Zum Beispiel hier, auf Eden II. Aber andererseits war es gerade hier in allergrößter Gefahr.
    Dieser Gedanke kam ihr ganz plötzlich, und sie wunderte sich darüber, daß ihr das nicht schon viel früher bewußt geworden war. Sie hatte immer nur die Gefähr gesehen, die ES und seiner Mächtigkeitsballung drohte, den Konzepten und den Vironauten in den zu.Nega-Psis verwandelten Virenschiffen, den Menschen in der BASIS, auch sich selbst. An das Kind hatte sie in diesem Zusammenhang dagegen kaum gedacht, zumindest nicht in dem Maß, wie es jetzt der Fall war.
    Shrou hatte recht: Sie trug die Verantwortung für dieses Wesen. Es mochte noch so seltsame Fähigkeiten besitzen, aber es konnte sich nicht selbst schützen. Noch

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