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1260 - Das letzte Chronofossil

Titel: 1260 - Das letzte Chronofossil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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erschüttert.
    Abermals lauschte sie in sich hinein. Sie verspürte das Bedürfnis, dem Hinweis zu folgen und auf dem schnellsten Weg die Stadt anzusteuern. Es war ein vages Gefühl, nicht mehr und nicht weniger.
    Aber es war vorhanden.
    „Nun mal langsam", sagte sie. „Wir werden in die Stadt gehen, aber es hat keinen Sinn einfach loszurasen! Wir wissen noch nicht einmal, welche Stadt gemeint ist und wo sie liegt."
    Aber das stimmte nicht Und sie wußte das.
    Es gab nur eine Stadt, die in Frage kam: Jene, deren verschwommene Umrisse sie am Horizont erkennen konnte.
    „Na schön", murmelte sie. „Aber wir werden diesen Burschen nicht einfach zurücklassen. Er ist bewußtlos, aber wenn er wieder zu sich' kommt, kann er uns vielleicht weitere Hinweise geben."
    Sie spürte keinerlei inneren Widerstand. Also setzte sie die technischen Möglichkeiten des SERUNS ein, hob das Konzept auf und steuerte mit hoher Geschwindigkeit die ferne Silhouette der Stadt an.
     
    *
     
    Es war eine merkwürdige Stadt, mit riesigen turmartigen Gebäuden und engen, unebenen Straßen, die von hohen Mauern begrenzt wurden. Die hinter den Mauern liegenden Höfe und Plätze waren völlig leer. Nirgends gab es Spuren dafür, daß diese Stadt jemals bewohnt gewesen war. Nicht einmal Abfälle irgendwelcher Art waren zu sehen. „Keine Konzepte", sagte Gesil zu sich selbst, nachdem sie den Fremden auf dem Dach eines Gebäudes abgelegt hatte. „Niemand, der mir Auskunft geben kann. Er kann unmöglich diese Stadt gemeint haben!"
    Sie lauschte in sich hinein und spürte ein Echo voll bohrender Ungeduld. Unwillkürlich nickte sie. „Keine Angst", sagte sie leise. „Ich werde ihn schon zum Sprechen bringen."
    Der Fremde lag auf dem harten Boden des Daches, und er war nur an einigen Stellen ein wenig durchscheinend, aber er machte einen recht materiellen Eindruck. Zumindest war er soweit vorhanden, daß Gesil ihn an den Schultern fassen und schütteln konnte. Er reagierte jedoch nicht darauf. „Was nun?" fragte sie sich. „Ich kann ihm doch kein Medikament geben - wer weiß, wie das auf ihn wirkt. Am Ende springt er mir noch vom Dach!"
    Niemand antwortete ihr.
    Sie trat an den Rand des Daches und sah sich um.
    Unter ihr, in den engen, steinigen Straßen, die eher wie schmale, von Wasser gegrabene Canons als wie Verkehrswege aussahen, rührte sich noch immer nichts. Draußen, in der Ebene, hatte sich dichter Nebel erhoben, der alles verdeckte, was es möglicherweise zu sehen gegeben hätte.
    Ratlos sah sie das Konzept an. Es handelte sich um einen älteren Mann mit dunkler Hautfarbe und einem dichten, tiefschwarzen, krausen Bart. Sie zerbrach sich den Kopf darüber, ob sie ihn - in irgendwelchen alten Aufzeichnungen vielleicht -schon einmal gesehen hatte und ob ihm eine besondere Bedeutung zukam, aber sie konnte sich beim besten WUlen an nichts dergleichen erinnern.
    Ungeduldig wartete sie geraume Zeit, blickte immer wieder auf die Stadt hinab und hoffte auf ein Zeichen, einen Hinweis - auf irgend etwas. Aber es geschah nichts.
    Als sie sich wieder einmal umdrehte, um nach dem Konzept zu sehen, war der Fremde verschwunden. Er konnte keineswegs aufgewacht und davongegangen sein - er hatte sich offenbar einfach aufgelöst.
    „Wunderbar", sagte Gesil sarkastisch. „Wir haben unsere Zeit verschwendet - das ist alles."
    Aber ein deutliches Gefühl sagte ihr, daß dies doch nicht alles sein konnte. Das Konzept hatte ihr gesagt, sie solle in die Stadt gehen. Es mußte einen Grund dafür gehabt haben.
    Vielleicht war doch eine andere Stadt gemeint?
    Wieder stieg kribbelnde Ungeduld in ihr auf, aber dieses Gefühl stammte nicht aus ihr selbst, und sie wußte das. Es war ihr ungeborenes Kind, das sich auf diese Weise bemerkbar machte.
    „Warte doch", bat sie. „Du mußt Geduld haben. Es geht eben nicht immer alles so, wie man sich das denkt!"
    Aber die Ungeduld war so stark, daß sie das Dach schon verließ, noch bevor sie den letzten Satz beendet hatte.
    Sie überquerte mehrere Straßenschluchten, aber überall bot sich ihr dasselbe Bild - diese Stadt war ohne Leben. Und es gab hier nicht nur keine Konzepte, sondern auch keine Pflanzen und Tiere.
    Nur diese sterilen Höfe zwischen hohen Mauern und'die Turmbauten. „Mir reicht es", sagte sie schließlich. „Hier werden wir keinen Hinweis darauf finden, wo sich der Herr der Elemente versteckt hält."
    Und dann dachte sie, daß sie offenbar verwirrter war, als sie sich selbst gegenüber zugeben mochte,

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