Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1260 - Wahnsinn in Wales

1260 - Wahnsinn in Wales

Titel: 1260 - Wahnsinn in Wales Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Spinnen fiel es schwer, sich zu halten. Deshalb rutschten einige von ihnen ab und fielen zu Boden. Das geschah an den unterschiedlichsten Stellen. Bill konnte nicht mehr an sich halten und zertrat die verdammten Tiere, wo er sie nur fand. Er freute sich über die knackenden Geräusche, als ihre Körper unter seinen Tritten zerbrachen. Er fluchte auch, verwünschte die Spinnen und schüttelte angewidert den Kopf, als ein Tier genau in seine Haare gefallen war. Es klammerte sich dort fest, und Bill musste es praktisch herauspflücken. Dann zerdrückte er das Tier zwischen Daumen und Zeigefinger.
    Er hatte dabei nicht gegen die Decke geschaut. Dass sich dies änderte, dafür sorgte Cathy Tucker.
    »Bill, sieh nach oben!«
    Er schaute hin - und war ebenso überrascht wie seine Leidensgenossin. Die Spinnen an der Decke bewegten sich jetzt von vier Seiten auf ein Zentrum zu. Sie suchten die Mitte, fanden sich dort wieder zusammen, zuckten und krabbelten, aber sie ließen von ihrem Vorhaben nicht ab, denn sie formierten sich dort zu einer Figur oder Gestalt.
    »Das kann nicht sein, Bill…«
    »Doch, Cathy, doch…«
    »Das… das…«, sie schnappte mehrmals nach Luft. »Das ist doch ein Mensch…«
    »Das sehe ich auch so.«
    Sie sahen es, aber sie waren nicht in der Lage, es zu begreifen, denn was sich dort oben durch die wandernden Spinnen zusammenballte und zusammendrängte, war in der Tat ein Wesen mit den Umrissen eines Menschen.
    Von allen Seiten drängten die Spinnen heran, um dem Körper die nötige Form zu geben. Nichts an ihm sollte sich mehr ändern. Unter der Decke entstand ein Spinnen-Puzzle, das die Form eines menschlichen Körpers aufwies.
    Da stimmten die Proportionen am Kopf, am Leib, und auch die Größe traf zu.
    Es war ein Zeichen, das stand für Bill fest. Etwas, das es schon mal in der Vergangenheit gegeben hatte. Er erinnerte sich wieder an den Besuch auf dem Friedhof. Da waren die unzähligen Spinnen aus dem Grab des Pfarrers gekrochen, und nun sah er sie hier, wo sie unter der Decke einen menschlichen Körper bildeten.
    Was hatte das zu bedeuten? Welches Zeichen sollte gesetzt werden? Wurde so das Finale eingeläutet, das unweigerlich mit dem Tod enden würde?
    Bill drehte seinen Kopf. Er starrte Cathy an, und sie schaute zurück. Dann schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, und er behielt ihn nicht für sich.
    »Cathy, wir müssen fliehen!«
    »Äh - wie…?«
    »Fliehen!«
    »Aber…«
    »Bitte, bitte!« drängte Bill und lief auf sie zu. »Nimm den Jungen und dann weg!«
    Noch saß sie starr auf ihrem Stuhl. Sie bewegte sich erst dann, als Bill das kleine Oberbett des Jungen zur Seite zerrte. Jetzt erst fuhr sie in die Höhe, ganz die liebende Mutter, die Angst um ihr Kind hatte.
    »Nein, nicht du!«
    »Dann nimm du ihn, verdammt!«
    Endlich hatte Cathy Tucker begriffen. Sie wusste jetzt, worauf es ankam. Bill behielt die Spinnengestalt unter der Decke im Auge. Noch tat sich dort nichts. Nur die kleinen Tiere bewegten sich innerhalb der Masse. Die Gestalt selbst blieb starr.
    Bill betete, dass dies auch in der nächsten Zeit so bleiben würde. Er schaute wieder nach hinten und sah, dass Cathy ihren Sohn mittlerweile auf dem Arm trug.
    »Alles klar?«
    Sie nickte nur.
    »Ich gehe zuerst zur Tür.«
    Abermals gab Cathy keine Antwort. Sie hatte sich in den letzten Minuten verändert. Zwar war sie noch ein Mensch und sah auch so aus, aber sie reagierte nur noch auf Befehl. Ihr eigenes Denken war ausgeschaltet und würde erst wieder einsetzen, wenn es um die Rettung ihres Sohnes ging.
    Bill bewegte sich auf die Tür zu. Er hatte seine Waffe noch nicht gezogen, aber er würde sie einsetzen, sollte man ihnen den Weg versperren.
    Vor der Tür blieb der Reporter stehen. Er drehte noch einmal den Kopf. Cathy stand hinter ihm, den Kleinen an sich gepresst. Ihre Augen standen weit offen, die Angst war darin zu lesen, aber auch der Wille, nicht aufzugeben.
    »Okay, es geht los!« Bill hatte bei diesen Worten schon seine Hand auf die Klinke gelegt. Einen Herzschlag später zerrte er die Tür mit einer zielsicheren, aber dennoch vorsichtigen Bewegung auf.
    Er wollte nicht ins offene Messer laufen. Er spürte Schweiß auf seiner linken Handfläche, dann erhaschte er den ersten Blick nach draußen - und atmete zum ersten Mal nach längerer Zeit auf.
    Der Weg war frei!
    Die starke Spannung löste sich. Er fühlte sich wieder besser, atmete tief durch und gab Cathy mit einem Handzeichen zu verstehen, dass sie ihm

Weitere Kostenlose Bücher