1261 - Blut aus dem Jenseits
meiner Brust.
Es war das Kreuz, und ich hatte längst seine leichte Erwärmung gespürt.
Daher also wehte der Wind.
»Okay«, flüsterte ich, »dann wollen wir mal…«
Ausreden konnte ich nicht. Ich hatte auch nicht mit dieser schnellen Bewegung gerechnet. Zwei kleine Schritte huschte das Monster zur Seite, dann sprang es wie ein Gummiball in die Höhe und hatte plötzlich die Decke erreicht, an der es mit Händen und Füßen entlanglief wie ein Eichhörnchen über den Baumstamm.
Ich war so überrascht, dass ich im ersten Moment nicht reagierte. Erst als ich mich drehte, fiel mein Blick auf das offene Fenster. Da wusste ich, was die Bestie vorhatte.
Sie wollte verschwinden.
Ich wäre nicht schnell genug gewesen. Zudem stieß sie sich noch ab, um hinauszufliegen, aber dagegen hatte mein anderer Besucher etwas. Er bewies, dass er auch noch da war. Bevor das kleine Monstrum das Fenster erreicht hatte, schnellte er in die Höhe und riss dabei auch seine Arme hoch.
Sofort packte er zu und bekam mit beiden Händen eine Schwinge zu fassen. Er ließ nicht los und riss das schreiende und um sich schlagende Monster zu Boden.
Der Vampir war wie von Sinnen. Er wollte in die Höhe kommen, aber der Nackte hatte sich jetzt auf ihn gesetzt. Und seinen Körper zur Seite zu schleudern, war nicht einfach. Da hätte das Wesen schon beide Hände einsetzen müssen.
Mit der Faust schlug der Nackte in das Gesicht der vampirhaften Mutation. Die Schreie erstickten, aber so war dieses mörderische Etwas nicht totzukriegen.
Es wehrte sich mit Händen und Füßen, so gut dies möglich war. Es schlug um sich. Auch sein verdammter Schädel zuckte immer hoch und zurück, aber die beiden Vampirzähne fanden kein Ziel, in das sie hineinhacken konnten.
Dann war ich bei ihnen. Und ich hatte mittlerweile mein Kreuz unter der Kleidung hervorgeholt. Es war riskant, denn schon einmal hatte das Kreuz Jemanden verändert. Es hatte einen Toten in einen anderen Zustand gebracht, und jetzt konnte dies auch der Fall sein, als der Nackte den Kopf drehte.
Er sah - und reagierte kaum. Nur seine Augen öffneten sich noch weiter, ein Beweis, dass er aus dem Staunen nicht herauskam. Mir fiel ein Stein vom Herzen.
Gleichzeitig schossen mir so einige Gedanken und Vorstellungen durch den Kopf. Ich verglich den Nackten mit der Bestie, was man eigentlich nicht konnte, dazu waren sie zu unterschiedlich. Aber durch meinen Kopf liefen bestimmte Gedanken.
Ich kam zu einem Schluss, der mich persönlich überzeugte. Wenn es der Mutation gelungen wäre, bei dem Nackten einen Biss anzusetzen und sein Blut zu trinken, wäre die Wirkung meines Kreuzes eine andere gewesen, dann wäre der Nackte bereits zu einem Vampir geworden oder hätte zumindest dessen Anlagen gehabt wie der Tote in der Kirche.
So weit war es nicht gekommen. Wahrscheinlich war er auch deshalb von der Mutation gejagt worden. So aber hatte er sich im letzten Moment zu mir hin retten können.
Der Eindringling lag nach wie vor auf dem Rücken und glotzte aus seinen widerlichen Augen zu mir hoch. Das Kreuz war noch nicht zu sehen. Meine rechte Faust verbarg es, aber das Monster spürte genau seine große Kraft. Es wollte etwas tun. Es bewegte zuckend sein Maul. Dann auch die hässlichen Arme und Beine, aber es traute sich nicht, mich anzugreifen. Es steckte voller Wut und Hass. Das Knurren und Fauchen galt mir, jedoch nicht der Person, die von ihm verfolgt worden war.
Der seltsame Mensch oder Nichtmensch war zur Seite getreten. Er hielt sich streng zurück und hatte mir allein das Feld überlassen. Für ihn hätte es auch keinen Sinn gehabt, gegen das Monster zu kämpfen. Er hätte immer verloren.
Ich hatte Zeit genug gehabt, mir die Gestalt genau anzuschauen. Jetzt überlegte ich, ob sie mir schon mal über den Weg gelaufen war. Sie war ein Vampir, aber irgendwo auch eine Vampir-Abart. Ich hatte sie noch nicht gesehen, und sie war praktisch eine Fledermaus mit einem von dünnem Fell bedeckten menschlichen Körper. Und ihr Anblick stieß einfach ab.
Es war mir auch unklar, woher eine solche Kreatur kam. Aus dieser Welt sicherlich nicht. Ich dachte an die, die in anderen Dimensionen lagen, und ich suchte auch nach einer Verbindung zu den, nun ja, »normalen« Vampiren, angeführt von Dracula II oder auch Justine Cavallo.
Bei diesem Wesen deutete nichts darauf hin, was zu diesem Duo gepasst hätte.
Es waren vielleicht Sekunden vergangen, kaum mehr. In dieser Zeit hatte ich all die Gedanken erlebt,
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