1263 - Das Wissen der Toten
tun.«
»Steckst du wieder mal tief in der Brühe?«
»So tief nicht, aber…«
»Also doch. Wie kann ich helfen?«
»Indem du John Sinclair Bescheid gibst. Ich konnte ihn leider nicht erreichen.«
»Gut. Und weiter?«
»Dann sag ihm bitte Folgendes.« Es waren nur spärliche Informationen, die sie auf die Schnelle weitergeben konnte, aber sie hoffte, dass der Geisterjäger das Grab mit dem Namen Peter finden würde.
Den Namen des Friedhofs fügte sie auch noch hinzu.
»Ist sonst noch was?«
»Nein. Aber ich werde ebenfalls dort sein.«
Die Horror-Oma seufzte. »Willst du mir nicht sagen, in was du dich wieder hineingeritten hast?«
»Bitte, Sarah, nicht jetzt, denn ich habe es eilig. Wenn alles vorbei ist, reden wir. Mach's gut, solange.«
»Ja, aber…«
Jane Collins hörte nicht mehr hin. Sie wollte sich auf keine Diskussion mit der Horror-Oma einlassen, denn wenn sie erst mal anfing, dann war sie verloren.
Außerdem drängte die Zeit. Jane hatte schon ein schlechtes Gewissen, weil sie Alexa Jenkins allein gelassen hatte. Irgendwie war das nicht gut.
Sie ging mit raschen Schritten durch den Flur der stillen Wohnung und betrat das Zimmer wieder.
Sie setzte den ersten Schritt über die Schwelle, schaute sich um, sah auch den Spiegel, aber Alexa war verschwunden.
Im ersten Moment schalt sie sich eine Närrin, weil sie das Zimmer überhaupt verlassen hatte. Sie war einfach zu vertrauensselig gewesen, jetzt hatte sie die Quittung bekommen.
Jane schaute sich noch genauer im Zimmer um, aber sie sah keine Spur von Alexa.
Nur der Spiegel zog sie an wie ein Magnet. Er war Zentrum in diesem Raum. Von ihm ging alles aus - etwas Positives für Alexa und auch etwas Negatives.
Jane Collins konnte das Zittern ihrer Knie nicht vermeiden, als sie sich dem Spiegel näherte. Er stand noch immer am gleichen Fleck. Da ihre Sinne sehr gespannt waren, fielen ihr Kleinigkeiten auf, die sie sonst vielleicht übersehen hätte.
Der bunte Ball war ebenfalls nicht mehr da.
Alexa hatte ihn mitgenommen. Aber wohin?
Für Jane Collins gab es nur eine Möglichkeit, und so konzentrierte sie sich auf den Spiegel. Sie trat wieder sehr nahe an ihn heran, um sich ein möglichst genaues Bild machen zu können, und nach dem vierten Schritt wurde ihr eiskalt.
Tief hinein fiel der Blick in den Spiegel. Er hatte durch die Tiefe noch eine weitere Dimension bekommen, und Jane entdeckte tatsächlich im Hintergrund zwei etwa gleich große Gestalten.
Alexa und Peter!
***
Also doch!
Sie fluchte, und was zischend aus ihrem Mund drang, hörte sich nicht eben ladylike an, doch es musste sein, anders bekam sie ihre Gefühle nicht in den Griff. Jane war von dem Mädchen enttäuscht, denn das hätte sie ihm nicht zugetraut. Aber der Drang, zu Peter zu kommen, war wohl zu stark gewesen. Bestimmt hatte er Alexa überredet, ihn in seine Welt zu begleiten, und den Ball hatte sie dabei mitgenommen, als wäre er ein besonderer Talisman.
Was tun?
Nein!, dachte sie, ich werde nicht in den Spiegel hineintauchen. Den Gefallen tue ich der anderen Seite nicht. Das hatte bei ihr nichts mit Feigheit zu tun, sondern mit einer gewissen Vorsicht, denn Jane hatte im Laufe der Zeit ihre Erfahrungen sammeln können, und die waren nicht immer gut gewesen.
Innerhalb von Sekunden hatte sie sich entschlossen, bei ihrem Plan zu bleiben. Nur besaß sie keine Unterstützung, aber sie würde es auch allein schaffen.
Der Spiegel war schwer, aber nicht zu schwer, als dass sie ihn nicht hätte tragen können. Das musste sie später, wenn es die Treppe hinabging. Ansonsten konnte sie ihn schieben, denn der Holzboden war glatt genug.
Auch das strengte sie an, aber wenn Jane sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann führte sie es auch durch. Später musste sie nur noch das Problem lösen, wie sie das Ding zum Grab bekam, aber da würde sich auch etwas finden.
Sie war tatsächlich stark genug, den Spiegel aus dem Haus und bis zum Wagen zu schaffen. Es würde Probleme bereiten, ihn hineinzubekommen, aber wenn sie ihn kantete und die Lehne des Beifahrersitzes zurückdrückte, würde es klappen.
Nach einigen Versuchen hatte es Jane geschafft. Sogar die Tür bekam sie noch zu.
»Okay«, flüsterte sie sich selbst zu, »dann wollen wir mal sehen, wie es weitergeht…«
***
»Du bist unruhig«, stellte Suko fest.
»Stimmt.«
»Ist Jane der Grund?«
Ich nickte. »Ja, denn ich hätte sie nicht allein lassen sollen. Was sie mir gesagt hatte, hörte sich zwar nicht so
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