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1263 - Das Wissen der Toten

1263 - Das Wissen der Toten

Titel: 1263 - Das Wissen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hat einen großen Grabstein bekommen. Das auf jeden Fall. Und eine kleine Mauer umgibt das Grab.«
    »Stehen dort wirklich Kerzen?«
    »Klar.«
    »Warum?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht kommen hin und wieder Verwandte, um eine Gedenkstunde abzuhalten. Aber zerstört worden ist nie etwas, und deshalb kümmern wir uns auch nicht darum.«
    Jane sah in der Nähe einen Zaun aus Metall. Sie waren an einer Seite des Friedhofs angelangt, und sie ging davon aus, dass das Ziel nicht mehr weit entfernt lag.
    »Hinter der nächsten Kurve auf der linken Seite«, erklärte der Mann, der die Karre schob. »Das ist praktisch die letzte Ecke hier auf dem Friedhof. Da werden Ihre Kollegen ganz schön zu schleppen haben, wenn sie alles transportieren müssen.«
    »Sie sagen es.«
    Jane konnte es nicht erwarten. Sie lief vor, ging um die Ecke und blieb wenige kleine Schritte weiter stehen, denn ihr Blick war auf das Grab gefallen.
    Es war wirklich ungewöhnlich. Um das Grab herum zog sich eine Mauer. An der Kopfseite wurde sie von einem Grabstein unterbrochen, der in die Mauer integriert war. Er erhob sich wie ein mit Steinen gefülltes Bogenfenster, und auf der halben Rundung sowie rechts und links auf den Ecken standen helle Kerzen. Die geschwärzten Dochte zeigten an, dass schon Flammen an ihnen gefressen hatten. Auf der Mauer verteilten sich die Kerzen ebenfalls, und Jane Collins kam dieses Grab vor wie eine Ritualstätte.
    Hinter dem Grab malte sich der Zaun ab, aber das interessierte Jane nicht. Sie war so in den Anblick vertieft, dass sie erst reagierte, als ihr jemand auf die Schulter tippte.
    »Was ist?«
    »Pardon, Lady, aber Sie müssen uns schon sagen, wo wir den Spiegel abstellen sollen.«
    »Natürlich, entschuldigen Sie. Stellen Sie ihn an die linke Seite.«
    »Okay.«
    Die beiden trugen den Spiegel zu seinem Standplatz, und Jane Collins war zufrieden. Sie wollte ihren Helfern noch einen Schein in die Hand drücken, das aber lehnten sie ab, denn sie sprachen davon, dass sie einer schönen Frau gern einen Gefallen taten.
    »Dann bedanke ich mich sehr herzlich.«
    »Viel Spaß noch. Oder wollen Sie mit uns zusammen zurückgehen?«
    »Nein, ich muss hier noch etwas regeln. Sie wissen ja, Dreharbeiten benötigen viel Vorarbeit. Es müssen Kerzen ausgewechselt werden und so weiter. Das ist mein Job.«
    »Alles Gute.«
    Die Gärtner zogen sich zurück. Jane hörte noch einige Sekunden ihre Schritte, dann waren auch diese Geräusche verklungen, und sie stand allein vor dem Grab.
    Augenblicklich wurde sie von der Atmosphäre des Friedhofs umfangen. Sie stand auf einer Insel inmitten der Großstadt. Der Verkehrslärm hielt sich in Grenzen, als wäre er von unsichtbaren Mauern teilweise gefiltert worden. Zwar zwitscherten die Vögel, aber auch ihr Singen klang gedämpfter als sonst. Kein Sonnenstrahl erreichte das Gelände. Der Tag war inzwischen in den frühen Abend übergegangen. Die Dämmerung würde bald ihre ersten Schatten schicken und den Friedhof zu einem gespenstischen Geisterreich machen. Ängstliche Gemüter sahen zu, dass sie um diese Zeit das Gelände verließen, aber für Jane fing der Job erst an.
    Auch sie musste sich erst mit dem Gedanken anfreunden, so allein auf dem Friedhof zu stehen. Andere Besucher hatte sie nicht gesehen, und sie ging davon aus, dass auch keine mehr kommen würden.
    Das Grab war recht groß. Zu groß für nur eine Leiche. Drei Tote konnte es aufnehmen, vielleicht auch vier. - So glich es mehr einer Gruft, deren Oberfläche mit dunkler Erde bedeckt war. Aus ihr hervor wuchsen einige Grashalme zwischen vertrocknetem Laub. An eine große Pflege war nicht gedacht worden, und man hatte diese letzte Ruhestätte auch nicht geschmückt.
    Jane nahm sich den Grabstein vor. Sie hatte bereits die Inschrift gesehen, aber den Text noch nicht gelesen. Dazu musste sie näher an den Stein heran.
    »Peter«, las sie halb laut. »Gestorben, aber nicht für immer verschwunden.«
    Jane trat wieder zurück. Was dort in aller Kürze stand, traf den Kern der Sache. Der Junge war gestorben, trotzdem jedoch noch vorhanden. Sie fragte sich auch, warum die Informationen über ihn nur so spärlich vorhanden waren. Es war weder eine Geburts- noch ein Sterbedatum zu lesen, und nicht mal der Nachname war aufgeführt. Sie hätte Alexa auch danach fragen können, aber das hatte sie leider vergessen.
    Jane schaute auf die Graberde, und es war für sie klar, dass der Körper darin lag. Aber sie hatte den Geist gesehen, im Spiegel

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