1263 - Das Wissen der Toten
schüttelten beide die Köpfe.
»Es ist aber so«, erklärte Jane mit einer Bestimmtheit, die keinen Widerspruch duldete.
»Und was haben wir damit zu tun? Sollen wir in dem Film mitspielen? Zombies oder so…?«
»Wäre zwar reizvoll, aber das ist es nicht.« Jane blieb freundlich und bestimmt. »Ich möchte Sie nur herzlich bitten, mir beim Tragen eines Gegenstands zu helfen.«
»Wohin denn?«
Jane winkte ab. »Nur bis zu einem Grab, in dem ein gewisser Peter liegt. Ich denke, Sie kennen sich hier aus.«
Die beiden Männer blickten sich wieder an. »Mehr wissen Sie nicht von ihm?«
»Nein, aber er ist noch nicht alt. Man kann sagen, dass er als Jugendlicher gestorben ist.«
Der rechts von Jane stehende Gärtner schnickte mit den Fingern. »Ja, jetzt weiß ich es.« Er stieß seinen Kollegen an. »Das ist das Grab mit dem hohen Stein und der kleinen Mauer, auf der Kerzen aufgebaut worden sind.«
»Genau.«
»Und da wollt ihr filmen?«
»Ist doch eine tolle Kulisse. Die Kerzen sind schon da. Ich bin auch nur die Vorhut des Teams. Die anderen Leute treffen erst in knapp zwei Stunden ein, aber die eine Requisite muss stehen. Das ist wirklich wichtig.«
»Was sollen wir jetzt transportieren?«
»Einen Spiegel!«
Das konnten die Gärtner nicht glauben. Sie hatten Mühe, ein Lachen zu unterdrücken. Bevor sie allerdings Bemerkungen machen konnten, kam Jane ihnen zuvor.
»Vergessen Sie nicht, dass wir hier eine Filmszene drehen. Mit einem Spiegel kann man da schon einiges anfangen, aber das brauche ich Ihnen wohl nicht zu sagen.«
Die zwei fühlten sich geschmeichelt. Sie fragten auch nicht mehr nach, sondern kamen sofort zur Sache.
»Wie groß ist der Spiegel denn?«
»Zumindest passte er noch in meinem Golf.«
»Also recht schwer.«
»Für Sie beide nicht.«
»Okay, schauen wir uns das Ding mal an.«
Jane Collins fiel ein Stein vom Herzen. Die letzte Bemerkung war bereits die halbe Miete. Als sie wenig später die Seitentüren ihres Golfs geöffnet hatte, staunten die Männer nicht schlecht.
»Und den haben Sie allein in den Wagen gedrückt?«
Jane lächelte etwas schief. »Es blieb mir nichts anderes übrig.«
»Dann wollen wir ihn mal wieder rausholen.«
Von zwei Seiten griffen die Gärtner zu. Einer zog, der andere schob. Es war trotzdem nicht einfach, und im Golf erhielt das Polster Schrammen, aber letztendlich waren alle Hindernisse überwunden, und der Spiegel stand draußen.
Jane schaute ihn sich an, weil sie erfahren wollte, ob er irgendwelche Macken bekommen hatte. Das traf nicht zu. Er sah aus wie immer und konnte normal hingestellt werden. Seine Kippmechanik funktionierte ebenfalls wie immer.
»Und den wollen Sie jetzt zu diesem Grab transportieren, Madam?«
»Das hatte ich vor.«
»Eine verdammt lange Strecke.«
Jane lächelte die Männer zuckersüß an. »Wenn Sie mir dabei helfen, kann nichts schief gehen.«
Als Antwort trat einer der beiden Männer zur Seite und verschwand hinter einer Gruppe von Rhododendronbüschen. Er kehrte sehr schnell wieder zurück und schob eine Karre mit recht breiter Ladefläche vor sich her.
»Ich denke, damit klappt es besser.«
»Sie sind ein Schatz!«, jubelte Jane. »Und Ihr Kollege ebenfalls.« Sie wollte schließlich keinen vorziehen.
Die stabile Schubkarre war in der Tat das ideale Fortbewegungsmittel. Der Spiegel konnte darauf gelegt werden. Einer schob, vier Hände hielten das sperrige Ding fest, und so ging es auf den Weg, hinein in den Friedhof.
Es war ein Gelände der schmalen Wege. Einige Stellen an den Rändern waren auch zugewuchert.
Gräber und Grabsteine zeigten sich oft verwittert. Das Gestein war durch die Umweltgifte angegriffen worden, und es gab niemand mehr, der sich darum kümmerte. Bäume spendeten Schatten. Zu dieser Jahreszeit sahen sie noch jung aus, denn das frische Grün der Blätter hatte sich noch nicht ganz ausbreiten können. Das war in wenigen Tagen anders, wenn die Sonne scheinen sollte.
Alte Wasserbecken, verwitterte Bänke, Gräber unterschiedlicher Größen, aber keine protzigen Gruften, die jemand gebaut hatte. Es war ein Friedhof mit einer gewissen Atmosphäre, den man schon als einen kleinen Park ansehen konnte.
Die Gärtner kannten sich auf dem Gelände aus, und deshalb musste ihnen Jane den Vortritt lassen.
»Wissen Sie eigentlich mehr über dieses Grab, zu dem wir gehen?«, fragte sie.
»Nein, wir wissen nur, wo wir es finden. Es ist schon komisch, denn da steht nur der Vorname. Aber der Tote
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