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1263 - Das Wissen der Toten

1263 - Das Wissen der Toten

Titel: 1263 - Das Wissen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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und vermutlich würde er die beiden Personen mitnehmen wollen.
    Alexa ließ sich sicherlich freiwillig entführen, aber Tara würde zu einem Problem werden. Zudem konnte Jane Collins nicht zulassen, dass der Geist des Toten sie holte.
    Alexa bewegte sich. Sie streckte dem Ankömmling den rechten Arm entgegen und winkte.
    Peter hatte den Spiegel verlassen, und er blieb vor ihm stehen. Das wiederum stimmte auch nicht so genau, denn er brauchte den Boden nicht zu berühren wie ein normaler Mensch. Es sah nur so aus, als würde er auf ihm stehen, tatsächlich aber war er feinstofflich. Für ihn gab es keine Hindernisse, und er sah nicht mal so aus, wie man sich einen Geist immer vorstellt.
    In ihm gab es Lücken. Sein Körper vibrierte an den Seiten. Die Umrisse zitterten, verliefen sich, standen dicht vor der Auflösung und trieben wieder zusammen.
    Jane versuchte, sein Gesicht zu erkennen. Sie wollte herausfinden, ob es dort noch etwas Menschliches zu sehen gab, das an einen lebendigen Menschen erinnerte.
    Es war nicht der Fall. Hier waren die Gesetze aufgehoben. Es gab nur die Gestalt, die wie schnell, aber perfekt gezeichnet wirkte, ohne allerdings ausgefüllt zu sein.
    Auch Peter bewegte sich. Seine Hand legte sich in die seiner Schwester, und beide standen wirklich neben dem Grab wie ein Geschwisterpaar, das sich wunderbar verstand.
    Es passierte nichts. Es gab keinen Angriff. Das Grauen fasste nicht unmittelbar zu, und trotzdem war es Jane Collins unheimlich. Daran trugen nicht nur Bruder und Schwester mit bei, es lag auch an der sie umgebenden Atmosphäre, denn inzwischen hatte die Dämmerung das Licht des Tages vertrieben. Je mehr die Dunkelheit durchsickerte, desto heller war der Kerzenschein zu sehen.
    Aber es gab auch Schatten, die wie tiefe Einschnitte über und in der Nähe des Grabes lagen. Umrisse verschwammen, tauchten ein wie in düsteres Wasser, über dessen Oberfläche ein rötlichgelber zittriger Schein hinweghuschte.
    Alexa übernahm wieder das Wort. »Ist es nicht wunderschön, wenn sich Geschwister verstehen? Peter und ich gehören zusammen. Wir sind ein Teil der Familie, und wir beide wollen, dass eine Familie zusammenbleibt, bis über den Tod hinaus.«
    Jane hatte genau zugehört, aber diese Worte gefielen ihr nicht. Sie waren so etwas wie eine Ouvertüre zu einem Drama, in dem die Familie Jenkins eine Hauptrolle spielte, und dazu gehörte auch die Mutter.
    »Hast du mich nicht verstanden, Ma?«
    »Doch, das habe ich.«
    »Dann bitte…«
    Tara Jenkins schüttelte den Kopf. »Was bitte? Was meinst du denn damit?«
    »Ich habe von einer Familie gesprochen«, erklärte sie, »und das bedeutet, dass du zu uns gehörst. Ja, zu uns. Zu deinem Sohn und zu deiner Tochter. Peter hat noch eine Hand frei.«
    »Nein, nein..«
    »Wieso?«
    »Nein, das kann ich nicht.«
    »Aber das bist du deinem Sohn schuldig!«
    »Ich kann es nicht!«, schrie sie über das Grab hinweg. »Nein, das ist nicht möglich. Ich schaffe es nicht. Ich will… er ist doch tot! Er lebt nicht mehr. Ich kann keinen Toten anfassen. Kein Gespenst, keinen Geist. Das ist alles nicht wahr!«
    Ein Orkan der Gefühle überschwemmte die Frau. Jane konnte gut nachvollziehen, wie es in ihr aussah. Das war ein Chaos der Seele, der Stimmungen, der Gefühle, denn mit diesen unheimlichen Vorgängen hier am Grab brach auch für Tara Jenkins eine Welt zusammen.
    »Bist du feige, Mutter?« In Alexas Stimme war der Hohn nicht zu überhören. »Das hätte ich von dir nicht gedacht, denn du bist doch früher nicht feige gewesen. Du hast alles für deine Karriere getan. Jetzt bist du fast ganz oben und kannst dich nun um deinen Sohn kümmern, der es wirklich verdient hat.«
    Tara schüttelte heftig den Kopf und keuchte: »Nein, das kann ich nicht. Das ist nicht möglich. Bitte, das wisst ihr genau. Ich tue vieles, ich will eine Wiedergutmachung leisten, aber nicht so. Versteht ihr?«
    »Nur schlecht, Mutter. Auch Peter sagt mir, dass er sich über dich wundert. Er hat sich so sehr nach einer Mutter gesehnt. Jetzt, wo er die Chance hat, sie zu bekommen, stemmst du dich dagegen. Das kann es nicht sein, verdammt noch mal. Du musst kommen!«
    »Ich kann es nicht!«, brüllte sie.
    »Dann müssen wir dich holen!«
    Diese Antwort hatte so endgültig geklungen. Für Jane Collins war sie keine Überraschung gewesen, denn sie hatte schon früher damit gerechnet.
    »Holen?«, schrie Tara. »Ihr wollt mich wirklich holen?«
    »Ja, das werden wir.«
    Alexa hatte auch

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