1265 - Im Visier der Schattenhexe
dieses Wispern und Flüstern war zu hören, dazwischen mischten sich auch andere Laute, wenn die fliegenden Gestalten ihre Schwingen bewegten. Dann wurde Glenda nicht nur von dem Flugwind erwischt, sie hörte auch das Flattern und Schwappen der Schwingen.
Den Grund für dieses Verhalten kannte sie nicht, aber sie ging davon aus, dass er nur mit ihr persönlich in Zusammenhang stehen konnte. Sie hatte die Wesen aufgeschreckt, die den düsteren Raum in eine Zirkuskuppel verwandelten.
Sie glitten von einer Seite zur anderen. Sie hatten ihre Nischen verlassen und flogen in die leeren hinein, wo sie kurz noch stehen blieben, sich drehten, wieder starteten und weiterhin durch die Luft segelten. Es war und blieb unerklärlich, und Glenda konnte sich auch vorstellen, dass sich die Wesen bewegten, um nicht einzurosten. Alle zusammen konnten nicht fliegen, dazu war der Raum hier zu klein. Aber sie wechselten sich ab. Immer schneller bewegten sich die Gestalten durch die Luft.
Diejenigen, die zuerst gestartet waren, standen wieder in ihren Nischen, und jetzt waren andere unterwegs.
Lange Haare flogen und wehten von den Köpfen weg wie schwarze oder helle Schleier. Die Gesichter erkannte Glenda nicht, weil es zu dunkel war und die Wesen auch zu schnell flogen.
Wer oder was waren sie?
Normale Menschen nicht. Auch keine Fledermäuse in überdimensionaler Größe. Nein - diese hier gehörten einer anderen Spezies an. Sie waren eine Mischung und existierten nur in dieser Welt, die mit der normalen nichts zu tun hatte.
In der Vampirwelt?
Ein anderer Gedanke kam Glenda nicht. Mallmann hatte sie in sein Reich geschafft. Wenn das stimmte, mussten diese Personen auch zu ihm gehören.
Immer wieder zuckte Glenda zusammen, wenn die Gestalten zu nahe an sie herankamen. Sie wollte nicht von den Schlägen der Schwingen erwischt werden, die ihr trotz der Beweglichkeit recht hart und zäh vorkamen.
Deshalb lief sie zurück. Sie war froh, als sie gegen die Wand stieß und eine Rückendeckung hatte.
Sie duckte sich auch jetzt noch zusammen, wenn die Gestalten zu dicht an sie herankamen, aber es sah auch so aus, als würden sie Glenda nicht zur Kenntnis nehmen, was ihr nur lieb sein konnte.
Zu sagen, dass sie sich an die fliegenden Mutationen gewöhnt hatte, das kam ihr nicht in den Sinn, dazu waren sie einfach zu schrecklich und zu weit weg vom Normalen, aber in ihrer Lage schöpfte man schon aus den kleinen Dingen Hoffnung.
Ich bin nicht attackiert worden!, dachte sie. Man hat mir mein Blut nicht rauben wollen. Ich muss zunächst keine Angst haben. Ich muss…
Die Gedanken rissen ab, denn es passierte etwas, das sich Glenda wirklich nicht wünschte. Plötzlich hörte sie die schrillen und sehr hohen Schreie der Mutationen. Es mussten Warnrufe sein, denn auf einmal herrschte unter ihnen ein großes Durcheinander. Sie flogen noch, aber sie schauten nicht mehr hin, welchen Weg sie nahmen. Es kam zu Irritationen. Einige stießen in der Luft zusammen, gerieten aus dem Gleichgewicht, fielen sogar zu Boden, fingen sich wieder und schnellten hoch, damit sie so schnell wie möglich in ihre Nischen gelangten, denn dort blieben sie und duckten sich zusammen.
Glenda Perkins konnte sich keinen Reim auf das Geschehen machen.
Das Flüstern und Wispern verstummte. In den Nischen wurde es ruhig, und eine gespenstische Stille breitete sich aus.
Glenda konnte sich wieder auf sich selbst konzentrieren. Sie lebte, und das war gut. Auch die anderen existierten noch, aber sie hatten sich ängstlich in ihre Nischen geklemmt, um, nur nicht aufzufallen. Manche hielten sogar die Hände vors Gesicht.
Was war geschehen?
Glenda sah noch immer nichts, weil es im unteren Bereich so dunkel geblieben war.
Aber sie vernahm das Geräusch, das sie von der gegenüberliegenden Seite erreichte. Von dort aus hatte sie diese Höhle hier betreten müssen, und da bewegte sich auch etwas.
Jemand war gekommen!
Glenda dachte an Dracula II, weil er hier herrschte, aber das stimmte nicht. Wer dort kam, war ein anderer. Er war breiter in den Schultern, und sie wuchsen sogar noch ein ganzes Stück an beiden Seiten höher als bei einem normalen Menschen.
Das Zittern in den Knien war da, ohne dass sie etwas dagegen hätte machen können. Ihre Zähne schlugen leicht zusammen, und sie spürte die Aura des Grauens und des Unheimlichen, die von dem Ankömmling abstrahlte. Jetzt verstand sie, dass sogar die Flugwesen Angst davor hatten.
Er kam näher und war besser zu sehen.
Ein
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