1265 - Im Visier der Schattenhexe
der Höhle zu.
»Niemand wird meine Pläne zerstören, das kann ich dir schwören. Niemand, verstehst du?«
Justine Cavallo machte nicht mehr viele Worte. Es war mittlerweile genug gesagt worden, und aus dem Lauf heraus startete sie ihren Angriff. Jetzt musste Glenda erleben, wie schnell sie war. Sie hatte sich abgestoßen, sie flog durch die Luft, und es war Jaxx in dieser kurzen Zeit nicht mehr möglich, die Flügel auszubreiten und sich gegen die hohe Decke zu schwingen.
Zwar versuchte er es noch, aber Justine bekam den linken Flügel zu fassen und klammerte sich daran fest.
Sie lachte schallend auf wie jemand, der schon jetzt seinen Sieg genießt. Mit beiden Händen hielt sie fest und der Flügel rutschte ihr auch nicht mehr aus den Fingern. Sie brüllte auf, stemmte ihre Hacken gegen den Boden und drehte sich.
Jaxx wurde vom Boden hoch gerissen und schwebte schon eine Sekunde später darüber. Er schlug mit den Armen um sich, war aber zu weit vom Körper der Blutsaugerin entfernt, um ihn zu erreichen.
Er musste den anderen Kräften gehorchen, und Justine beließ es nicht nur bei einer Höhe. Sie tanzte selbst, sie schleuderte Jaxx mal höher, ließ ihn auch wieder fallen, fegte ihn dicht über den Boden hinweg, hob ihn an, drehte sich noch mal um die eigene Achse und ließ ihn dann los.
Es gab nichts, was den Körper aufgehalten hätte. Erst die Seitenwand stoppte ihn, und genau das hatte Justine Cavallo gewollt. Jaxx prallte mit Wucht dagegen, konnte sich wieder nicht halten und fiel zu Boden.
Dicht neben den hellen Resten des ehemaligen Schädels blieb er liegen. Er rührte sich nicht. Er wirkte benommen, aber er war nicht erledigt.
Justine drehte sich Glenda zu. Sie grinste breit. »Du hast dir was ausgerechnet, wie? Du hast gedacht, durch ihn hier wegzukommen, aber das stimmt nicht. Ich habe dich geholt, ich werde dich behalten, und ich werde dein Blut trinken. Es passt so wunderbar zu meinem Kreuz.« Wieder lachte sie.
Jaxx kroch über den Boden. Das rote Kleid war an einigen Stellen zerrissen. Er hielt seinen Mund weit offen. Glenda sah, dass einige Male seine Zunge hervorhuschte, als wäre es die einer Echse, die Fliegen fangen wollte.
Dann stand Jaxx auf.
Er bewegte die Flügel.
Nein, nur einen. Der zweite hatte durch den ersten Angriff zu viel mitbekommen. Es wirkte beinahe schon lächerlich, wie Jaxx versuchte, trotzdem in die Höhe zu kommen, aber es blieb nur bei den verzweifelten Flugversuchen. Man konnte es mehr als ein Springen ansehen. Der linke Flügel war geknickt, und Jaxx schleifte ihn wie einen Mantel hinter sich her.
»Sieh dir die jämmerliche Gestalt an, Glenda Perkins. Schau genau hin. Auf die hast du dich verlassen? Sie sollte mich stoppen? Da kann ich nur lachen!«
Mit zwei langen Sprüngen hatte sie die Gestalt erreicht und bückte sich. Jaxx hatte es mitbekommen. Sie oder er versuchte sich zu wehren. Als Justine zugriff, sprang sie nach hinten. Sie wurde nur gestreift, schrie hell auf und griff selbst an.
Jaxx' Hände hakten sich in Justines schwarzer Lederjacke fest. Auch Jaxx bewies, mit welchen Kräften er ausgestattet war. Justine wurde herumgeschleudert. Zugleich bewegte sich der gesunde Flügel und schlug auf die blonde Bestie ein. Für einen Moment sah es wirklich so aus, als sollte sie den Kürzeren ziehen, aber sie hatte Jaxx nur in Sicherheit gewiegt, denn umso schneller erfolgte ihre Reaktion.
Sie rammte ihren Körper ebenso in die Höhe wie die Arme. Ihre Hände trafen das Gesicht der Gestalt, und scharfe Fingernägel sorgten dafür, dass die Haut aufgerissen wurde. Ein Tritt schleuderte Jaxx wieder zurück. Er verlor den Überblick, und das genau hatte die blonde Bestie gewollt.
Sie war sofort bei ihm. Sie riss ihn hoch und schleuderte ihn gegen die Wand. Er kam schräg auf und rutschte weiter, wobei er nicht weit von Glenda entfernt liegen blieb.
Er lebte noch. Er drehte sich. Das Kleid war zerrissen. Glenda sah die dunklen Flecken auf dem Körper, die wie Aschestreifen wirkten. Er war schwach geworden, auf seine Schwingen konnte er sich nicht verlassen, aber er gab nicht auf und wollte sich der blonden Bestie stellen.
Die gab sich locker und ließ Jaxx sogar noch hochkommen.
Dann schlug sie zu.
Jaxx' wurde zurückgeschleudert, sodass er genau in Glendas Arme fiel. Sie fing ihn reflexartig auf und spürte die zittrigen Bewegungen der Muskeln, die sich gegen ihren Körper pressten.
Justine amüsierte sich. »Ja, Glenda, ja, halte ihn gut fest.
Weitere Kostenlose Bücher